Freitag, 16. Februar 2007

"Land der Innovation". Von wegen.

Eine heutige Meldung:
Wo Deutschlands Erfinder sitzen
Deutschland, Heimat der Tüftler und Erfinder. Der neue Patent-Atlas 2006 enthüllt auf 400 Seiten die kreativsten Ecken des Landes
Wie es im Land der Ingenieure und Erfinder um die Innovationskraft bestellt ist, zeigt ein neues Überblickswerk, der "Patent-Atlas", den das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) in München heute vorstellt. [...] Das Land der Tüftler und Erfinder, zeigt sich darin, ist vor allem ein Ländle: Die Region Stuttgart liegt deutlich vorn. Nirgendwo sonst wurden zwischen 2000 und 2005 mehr Patente angemeldet.

"Deutschland, Heimat der Tüftler und Erfinder". Nun ja. Wie so oft lohnt sich auch hierbei ein kleiner Blick unter die Oberfläche dieser Meldung. Vielleicht fällt manchem auf, dass "die Region Stuttgart deutlich vorn liegt". Mit anderen Worten: Die Heimat von Porsche und DaimlerChrysler. Unter anderen. Insofern: Kein Wunder, wenn ausgerechnet dort die Zahl der Patent-Anmeldungen explodiert, wenn jede kleinste technische Veränderung, und sei es auch nur eine zusätzliche Schraube, rein vorsorglich patentiert wird.

So heißt es dann folgerichtig auch in der Meldung: "Die allermeisten Patente werden in Deutschland von Wirtschaftsunternehmen angemeldet - mit steigender Tendenz". Verschwiegen wird dabei, dass auch Wort-Bild-Zeichen, Marken, Produktnamen, Logos und Slogans einen gehörigen Teil dieser "allermeisten Patente" ausmachen. Welch großartige kulturelle Errungenschaft. "Deutschland, Land der Tüftler und Erfinder".

Vor gut einem halben Jahr wurde Dietmar Harhoff, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums, zu den allgemeinen Jubelrufen interviewt, als gemeldet wurde, Deutschland sei "Europameister der Patentanmeldungen" und liege weltweit hinter den USA und Japan an dritter Stelle.
Harhoff meinte dazu: "Die zunehmende Anzahl der Patentanmeldungen ist kein Beleg für ein Mehr an Innovationen, sondern ein Signal, dass das Patentsystem reformbedürftig ist". Denn: "Der Vergleich mit den Forschungsaufwendungen und anderen Indikatoren zeigt, dass die Qualität der angemeldeten Patente immer weiter sinkt. Es gibt einen Trend, dass sich die Unternehmen ein immer größeres Patentportfolio zulegen, um sich gegen Angriffe der Konkurrenten abzusichern".

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Vergessen sie dabei nicht, dass Marken auch einen Wert haben? Dann ist auch nicht negativ, wenn Markennamen geschützt werden. Ob dies dann Innovation genannt werden kann ist aber etwas anderes, da stimme ich zu.

Anonym hat gesagt…

ob mehr patente oder weniger, je mehr desto besser. der markt entscheidet doch sowieso was ein erfolg wird und was keiner.

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