Samstag, 24. April 2010

keine Rosen aus Kenia.

Nun hat sich das allgemeine Getöse um den Ausbruch des Eyjafjallajökull-Vulkans auf Island wieder beruhigt. Und so kann man mit beruhigendem Abstand feststellen, was hier eigentlich passiert ist, wie ein vergleichsweise kleines Vulkänchen für ein vergleichsweise ziemlich großes Durcheinander gesorgt hat – in hochtechnisierten Gesellschaften, die ansonsten meinen, alles unter Kontrolle zu haben.
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Wie war das noch im August 2002, beim damaligen „Jahrhundert-Hochwasser“, als der damalige Kanzler Schröder die Ärmel und Hosenbeine hochkrempelte, und sich in Gummistiefeln stapfend die verwässerte Lage vor Ort ansah.
Die aktuelle Kanzlerin Merkel dagegen musste auf ihrem Rückflug aus den USA in Lissabon landen und per Zug und Auto quer durch Europa gondeln. Die Medien vergnügten sich an Merkels „Irrfahrt“: eine verirrte Regierungschefin mitten in der Katastrophenlage - tagelang gab es keine Rosen aus Kenia zu kaufen, keine Mangos aus Thailand, keine Ananas aus Costa Rica.
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Aber nein. Diese Ironie ist unzulässig. Schließlich gibt es eminente Unterschiede zwischen einer Flutkatastrophe mitten im eigenen Land und einem Vulkanausbruch in Island, der uns lediglich insoweit und nur so lange interessiert, wie er unser gewohntes Leben durcheinander bringt: 5 Tage lang herrschte absolutes oder weitgehendes Flugverbot, weil der Wind die Aschewolken des Vulkans über halb Europa ziehen ließ.
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Und was ist das einzige Thema? Die Kosten. Die Fluggesellschaften sprechen von einem Verlust von rund 1,5 Milliarden Euro durch die Flugverbotstage. Dabei wäre es nicht nur korrekter, von „entgangenem Gewinn“ statt „Verlust“ zu sprechen, sondern es würde auch einsichtiger machen, was abgesehen von irgendwelchen Kosten hier stattgefunden hat.
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Die Fluggesellschaften nämlich haben weder betriebswirtschaftlich noch überhaupt damit kalkuliert, aus irgendwelchen Gründen 5 Tage lang keinen Gewinn zu machen. Natürlich: „Passieren kann immer etwas“, wie man so schön sagt, Unfälle, Unwetter, Katastrophen, Terroranschläge, alles mögliche, aber es rechnet(!) letztlich doch niemand damit – im doppelten Sinne des Wortes. Das ist eine hochinteressante Angelegenheit.
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Und das betrifft auch den einzelnen Geschäftsreisenden und Urlauber, der nicht auf direktem Flugweg nach Deutschland zurückkehren konnte. Wie es heißt, musste jemand von Bangkok aus die Heimreise auf eigene Faust antreten, was ihn ungeplante € 3.000,- kostete – und der nun überlegt, wer ihm diese Kosten erstattet. Vielleicht sollte man einfach einmal nachsehen, wem dieser Vulkan eigentlich gehört, um so etwas wie „Besitzhaftung“ geltend zu machen. Mit einem guten Anwalt kann man dem Staat Island sicherlich zumindest eine Fahrlässigkeit und Mitschuld ankreiden.


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