Dienstag, 7. Dezember 2010

mittig bemessen.

Na, endlich. Die neueste „PISA“-Studie ist da. Während man sich im Vorfeld der Veröffentlichung der Studienergebnisse schon freute, dass die deutschen Schüler diesmal besser als in den Vorjahren abschneiden würden, ist seit heute dagegen bekannt: es reicht immer noch nur zum „internationalen Mittelmaß“. Womöglich deshalb, weil keiner so genau weiß, worum es eigentlich geht.
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Grundsätzlich geht es in den „PISA“-Studien jedenfalls um die vermeintliche Ermittlung der „alltags- und berufsrelevanten Kenntnisse und Fähigkeiten“ von 15-jährigen Schülern, und zwar durch einen Vergleichstest in den drei Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz. So weit. So gut.
Nun ist es in den Abteilungen Mathematik und Naturwissenschaften noch relativ einfach, Testaufgaben zu basteln, abzuprüfen, zu bewerten und zu vergleichen: es gibt schließlich (Natur-)Gesetze, Regeln und Formeln, es gibt „richtig“ und „falsch“.
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Bedeutend kniffliger wird das Ganze jedoch im Bereich der „Lesekompetenz“. Da wird dann die Prozedur des Vorlesens eines Textes ziemlich willkürlich als „gut vorgelesen“ oder als „nicht ganz so gut vorgelesen“ bewertet.
Wobei es jedoch nicht bleibt: zur Lesekompetenz gehört auch das Leseverständnis mit dazu, nämlich die Frage, ob und wie viel ein Schüler von dem gelesenen Text überhaupt verstanden hat. Und das meint man tatsächlich durch Befragung prüfen und bewerten und vergleichen zu können – als ob das nicht wesentlich von dem jeweils vorgesetzten Text abhängen würde.
Manch ein „PISA“-Prüfer dürfte leichte Probleme im Leseverständnis einer Bedienungsanleitung haben, selbst wenn sie bebildert ist, und würde im Testfall an einem Fahrscheinautomaten für Bahntickets genauso kläglich scheitern, wie an der Inhaltsangabe eines Joghurtbechers – was mitunter durchaus „alltags- und berufsrelevant“ sein kann.
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So darf man sicherlich vermuten, dass deutschen Schülern kaum die selben Texte vorgelegt wurden, wie den Kindern in Korea und Finnland, die in „Lesekompetenz“ angeblich führend und u.a. deutschen Schülern damit weit voraus seien. Wer jedoch welche Texte anhand welcher Kriterien für diese Studien ausgesucht hat, bleibt ein Geheimnis, das uns nicht zu interessieren hat.
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Dumm nur, dass in diesem Jahr der Schwerpunkt der „PISA“-Studie ausgerechnet auf diese „Lesekompetenz“ gelegt wurde und die geprüften deutschen 15-jährigen wahrscheinlich nur deshalb wieder einmal nur mittelmäßig abschnitten, weil sie schwerpunktmäßig auf Mathematik und Naturwissenschaften vorbereitet wurden.
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Warum und von wem das so geschwerpunktet wurde, darf man übrigens genauso wenig erfahren, wie die Kriterien und Verfahrensweise der Beurteilung und Bewertung der gesamten Angelegenheit. Uns als Informationskonsumenten geht offenbar nur das auf geheimnisvolle Weise er- und berechnete Endergebnis etwas an. So dass sich vortrefflich darüber diskutieren lässt, ob bei einem Mittel-Maß das Glas nun halb voll oder halb leer ist.
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