Donnerstag, 10. März 2011

berauschend vorbildlich.



Zwei Momentaufnahmen der gestrigen 20-Uhr-„Tagesschau“. Was fällt uns allen spontan an den beiden Hintergrundbildern auf(?) – außer natürlich, dass es sich beide Male um Meldungen zum „Politischen Aschermittwoch“ handelt. Sechs führende, so genannte „Spitzenpolitiker“ prosten mindestens 9 Millionen Zuschauern mit Alkohol entgegen.
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So, wie sich Politikerinnen und Politiker mit Sekt- und Biergläsern und -krügen in der Hand der Öffentlichkeit präsentieren, liegt die Vermutung nahe, sie wollten dadurch den Alkoholgehalt zwischen 4,5 und 6 Prozent irgendwie auf die Umfragewerte aufschlagen.
Doch ganz anders: man will sich einem Volk der Biertrinker dadurch „volksnah“ zeigen. Dasselbe wäre mit Zigaretten mittlerweile undenkbar, die sehr erfolgreich als Krankmacher verteufelt wurden, als wäre Alkohol das weniger oder gar nicht: In der Öffentlichkeit zu rauchen ist für Politiker ein inzwischen nahezu undenkbares Tabu, der Öffentlichkeit medial zuzuprosten ist „volksnah“ und ein „Muss“ und kein Mensch regt sich darüber sonderlich auf.
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Laut der Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamtes jedoch sind psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen aufgrund von Alkoholkonsum der zweithäufigste(!) Grund für einen stationären Aufenthalt, darunter jährlich um die 20.000 Minderjährige, Stichwort „Komasaufen“.
Man möge kurz überschlagen, welche Belastung nicht nur einem Krankenhauspersonal, Ärzten und Krankenschwestern und -pflegern erspart bleiben könnte, die notorisch Überstunden machen müssen. Und man möge zusätzlich überschlagen, welche enormen Kosten den Krankenkassen, der „Solidargemeinschaft“, letztlich uns allen erspart bleiben könnten, wäre Alkohol nicht als „Gesellschaftsdroge“ legitimiert und würden deren Folgen nicht heruntergespielt – in unserem „Bildungs- und Wissenszeitalter“.
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Und das, wo die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mechthild Dyckmans noch am 01.03. publizierte „Jugendschutz gilt immer – auch im Karneval“ (siehe: >> www.bmg.bund.de/ministerium/leitung/drogenbeauftragte ), scheint das ihre Kabinettskollegen in den „Spitzenämtern“ nicht sonderlich zu interessieren; der „Volksnähe“ zuliebe.
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Obwohl natürlich zugestanden sein muss, dass mit dem Aschermittwoch der Karneval gelaufen ist, muss die Frage gestellt werden dürfen, wie es um die Verantwortung nicht nur unserer „Spitzenpolitiker“ bestellt ist, die sich der Öffentlichkeit so präsentieren, sondern auch um die der „Tagesschau“, die diese (und eben: keine anderen) Bilder präsentiert.
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