Dienstag, 8. März 2011

technisch bevormundet.

Die Entmachtung des Menschlichen durch die moderne Hochtechnologie ist definitiv nicht aufzuhalten. Den neuesten Beweis für den persönlichen Alltag liefert zweifellos die „Adaptive Cruise Control“ für den „Active Break Assist“, beziehungsweise für deutsche Straßen: das Notbremssystem mit elektronischer Fußgänger-Erkennung in Kraftfahrzeugen, gleich neben dem „Attention Assist“ gegen Übermüdungsunfälle.
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Ganz frisch in der medialen Massenwerbung befindet sich gerade eine Apparatur in Volvos, die Fußgänger „erkennt“, die sich in Fahrtrichtung vor dem Wagen aufhalten, und daraufhin eine automatische Notbremsung vollführt. Da das Ganze von einem Autohersteller beworben wird, ist nicht ganz klar, ob diese Innovation nun dazu dienen soll, Fußgänger zu schützen, oder vor unschönen Beulen am eigenen Volvo. Ich vermute eher Letzteres, weil man ansonsten wohl auch Airbags einbauen würde, die sich im Fall der Fälle vorn außen am Wagen aufpusten.
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Mir sind dabei spontan zwei Szenarien in den Kopf gekommen. Das eine ist die Notvollbremsung bei der mein Wagen zwar knapp vor dem Fußgänger zum Stehen kommt, dabei jedoch der hinter mir fahrende 40-Tonner nicht nur mein Auto vom Heck beginnend zusammenfaltet, sondern auch den Fußgänger, der gerade noch erleichtert über seine Lebensrettung war.
Das andere Szenario ist der verzweifelte Versuch, sich vom Supermarkt-Parkplatz fortzubewegen, weil der Wagen eine Notbremsung nach der anderen veranstaltet. Eine ganz besondere Erfahrung sicher auch für Lieferanten, die ihre Ware durch eine Fußgängerzone zu einem Laden transportieren müssen.
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Mercedes-Benz kontert werblich dagegen mit dem „Attention Assist“: eine Technik, die die Augen des Fahrers „beobachtet“, die Intervalle der Lidschläge „misst“, daraufhin „entscheidet“, ob der Fahrzeugführer übermüdet ist, und schleudert ggf. einen Warnton aus den Lautsprechern. Das ist alles. Auf eine Notbremsung wird hierbei verzichtet. Allerdings wird laut Gerüchten daran gearbeitet, dem übermüdeten Fahrer einen starken Kaffee zu kochen, der ihm aus einer Klappe im Lenkrad heraus serviert wird.
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Was lehrt uns das wieder einmal? Gebraucht wird nicht etwa eine Besserung menschlicher Qualitäten, nicht etwa, dass Menschen ein wenig besser auf sich selbst achtgeben, nicht etwa, dass Menschen (zum Beispiel) etwas vorsichtiger, umsichtiger, aufmerksamer und rücksichtsvoller sind und miteinander umgehen, sondern wirklich Verlass ist nur auf die Technik.
Deshalb ist dieses Schreiben maschinell erstellt worden und auch ohne meine Unterschrift gültig.
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