Mittwoch, 1. Juni 2011

geregelter Kaufrausch.



Seit nun schon längerer Zeit denke und arbeite ich an einem Wertewandel bzw. an verschiedenen Ansätzen, um diesen längst überfälligen Wertewandel nicht nur als schönere Zukunft irgendwie irgendwann haben zu wollen, sondern klar umrissen, im wörtlichen Sinne be(-)greifbar und umsetzbar zu machen. Dabei fallen einem Sachen in die Hände und kommen einem Sachen vor das Auge, die mitunter erstaunlich sind.

Ich möchte den geneigten Leser in Zukunft über diesen „NotizBlog“ auch etwas mehr an meinem Wirken an einem Wertewandel teilhaben lassen. Wie Sie vielleicht bereits bemerkt haben, habe ich den Untertitel kürzlich entsprechend geändert: „Im Namen des Menschen“. Denn genau so ist es: Die Menschheit ist dabei, in ihrem Namen, für ihre kurzsichtigen Zwecke den Planeten zu zerstören. Doch es hätte zweifellos einige Vorteile, das – im Namen des Menschen – zu verhindern, in einer gewissen Verantwortung für nächste Generationen, Natur und Mitgeschöpfe.

Was mir nun also kürzlich vor das Auge kam, waren mehrere Regeln für die optimale Konsumgesellschaft, quasi von der Erziehung des Menschen vom unschuldigen Kind zum „Profi-Verbraucher“ und „Konsumenten aus Leidenschaft“. Als da wären:

1. Die „Du brauchst mehr als nur einen Schlips“-Methode (Anm.: Man könnte hier den Zweitwagen als Beispiel anführen, der jedoch heute dermaßen selbstverständlich ist, dass er sich kaum eignet, Nachdenklichkeit zu bewirken. Anders vielleicht das vermeintlich zwingend notwendige „Zweit“- oder gar „Dritt-Handy“)

2. Das „Wegwerf-Prinzip“ (Anm.: Wie wir wissen… neu kaufen ist billiger als reparieren lassen, wobei sich das meiste heute noch nicht einmal mehr überhaupt reparieren lässt und der Gedanke daran fast schon nostalgisch anmutet)

3. Das „Prinzip des permanenten technischen Fortschritts“ (Anm.: Was man auch kauft, es wird in einem Jahr etwas Besseres auf dem Markt sein, das vielleicht nicht schöner und nicht praktischer ist, doch wer kann es sich schon leisten, nicht auf dem neuesten Stand zu sein)

4. Der „Trick der vorgeplanten Ablaufzeit“ (Anm.: Technische Geräte werden ab Werk so produziert, dass sie nach einer vorgeplanten Lebensdauer auf den Tag genau dasselbe aushauchen, nach Regel Nummer 2 irreparabel, bitte neu kaufen, nach Regel Nummer 3 dann bitte auch das Neueste)

5. Die „Taktik des Modellwechsels“ (Anm.: Für das alte Gerätemodell gibt es leider keine Orginalersatzteile mehr zu kaufen, für veraltete Software wird jede Hilfeleistung des Herstellers ersatzlos gestrichen und das vor 1 1/2 Jahren gekaufte Auto hat einen immensen Wertverlust, weil es inzwischen das „alte Modell“ ist)

6. Das „System der Verkomplizierung“ (Anm.: Es wird absichtlich kompliziert produziert, sodass man irgend etwas zusätzliches kaufen und/oder eine kostspielige Telefon-Hotline anrufen muss, um damit annähernd klar zu kommen)

7. Die „Sie brauchen kein Geld“-Methode (Anm.: Bestens bekannt durch „Null-Prozent-Finanzierung“ und „Heute-kaufen-in-einem-Jahr-zahlen“-Aktionen)

8. Das „Verkaufe an Kinder, wenn die Alten genug haben“-Prinzip (Anm.: Was gibt es heute noch, das nicht auch ganz speziell „für Kids“ zu haben ist?)

Dieses „Regelwerk“ mag so noch nicht wirkllich überraschen. Deutlich überraschender wird es allerdings bei der Kenntnis, dass es im Jahr 1960(!) aufgestellt wurde, Autor bis heute unbekannt.

Ich möchte ganz persönlich noch als neunte Regel hinzufügen: „Mache irgend etwas zum Problem, das bisher noch nie ein Problem gewesen ist, um dafür die passende Lösung anzubieten“; und als zehnte: „Trichtere den Menschen ein, dass genau an der Stelle, wo sie mit einer diesen Regeln nicht mithalten können, die soziale Ausgrenzung und/oder Armut beginnt“.

1 Kommentar:

Freiwirtschaftler hat gesagt…

Die Angst vor der Zukunft

Unverzichtbares Qualitätsmerkmal für die ganze Wahrheit in einer a priori verlogenen Welt ist, dass sie bis zum bitteren Ende niemand erfahren will, weil die Angst davor einfach viel zu groß ist:

"Die Zukunft vorherzusagen, ist unmöglich, und alle derartigen Versuche wirken - wenn sie ins Detail gehen - schon wenige Jahre später lächerlich. Dieses Buch hat ein realistischeres, zugleich aber auch anspruchsvolleres Ziel. Es versucht nicht, die Zukunft zu beschreiben, sondern die Grenzen abzustecken, innerhalb derer mögliche Zukunftsentwicklungen liegen müssen."

Arthur C. Clarke (Profile der Zukunft)

Kein berufsmäßiger "Planer, Lenker oder Leiter" hat aus dem Standardwerk der Futuristik etwas gelernt; entsprechend gegenstandslos sind planwirtschaftliche Wunsch- oder Wahnvorstellungen über die Zukunft, die nicht auf wissenschaftlicher Extrapolation beruhen, sondern lediglich nach dem folgenden Prinzip auf ein ebenso naives Publikum einwirken sollen:

"Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer."

Gustave Le Bon (Psychologie der Massen)

Vor der Zukunft liegt eine Grenze, welche vorgegeben wird von der Zinsumverteilung, die sich im globalen Maßstab zuletzt durch den 2. Weltkrieg entladen hat. Der 3. Weltkrieg wäre in den 1980er Jahren fällig gewesen und wurde nur durch die atomare Abschreckung bis in die Gegenwart verhindert. Auf der anderen Seite ist durch das Ausbleiben dieser überfälligen Sachkapitalzerstörung die "Zinsfeder" heute bis zum Zerreißen gespannt, sodass genau drei mögliche Szenarien unmittelbar bevorstehen:

Das Ende mit Schrecken (finaler Atomkrieg)
Der Schrecken ohne Ende (globale Liquiditätsfalle)
Die Natürliche Wirtschaftsordnung (echte Soziale Marktwirtschaft)

"Genau drei Möglichkeiten" heißt: eine vierte gibt es nicht. Über die erste Möglichkeit gibt es nichts zu sagen, die zweite ist das Lieblingsthema aller Crash-Phantasten und die dritte ist wahrscheinlich. Der Crash-Phantast, der "zur Sicherheit" noch ein paar Goldklötzchen bunkert, weiß nicht, was es bedeutet, wenn in einer globalisierten Zinsgeld-Ökonomie mit über 6.500.000.000 Menschen der Geldkreislauf - und damit die Arbeitsteilung - mitgekoppelt zusammenbricht. Er gleicht einem Igel, der von einem LKW überrollt wird.

Für die dritte Möglichkeit muss ein elementarer Erkenntnisprozesses durchlaufen werden, dessen am Ende über die Maßen bewusstseinserweiternde, aber anfangs ebenso Angst einflößende Wirkung vorab erahnen kann, wer die phantastischen Bilder kennt, mit denen Stanley Kubrick im Schlusskapitel von "2001" die Auferstehung des Kulturmenschen dargestellt hat - und bitte bedenken Sie das Vorwort von Arthur C. Clarke:

"...this is only a work of fiction. The truth, as always, will be far stranger."

Herzlich Willkommen im 21. Jahrhundert:

http://www.deweles.de/willkommen.html

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