Mittwoch, 27. Juli 2011

diebisch beraubt.


Es hat natürlich immense Vorteile, einen professionellen „Taschendieb“ im Varieté zu erleben statt in freier Wildbahn. Als unbeteiligter Zuschauer ist es dabei äußerst leicht zu behaupten, natürlich selbst niemals so lächerlich vorgeführt werden zu können, wie die Opfer, die sich der „Taschendieb“ zur allgemeinen Belustigung aus dem Publikum auf die Bühne holt.

Da werden Menschen für alle Zuschauer bestens sichtbar, doch vom jeweils Betroffenen völlig unbemerkt, der Reihe nach ausgeraubt, die Armbanduhr, die Geldbörse, der Schlüsselbund, mit etwas mehr Aufwand entfernt der „Taschendieb“ sogar einen Gürtel komplett, ohne dass der Hosenträger etwas davon bemerkt.

Wer sich bereits ein bisschen mit der Thematik befasst hat, weiß sehr genau, dass das Ganze lediglich eine Frage der gekonnten Ablenkung ist. Man wird einfach sehr geschickt in ein belangloses Gespräch verwickelt und achtet auf die übertriebenen Gesten, die der Täter mit seiner linken Hand theatralisch vollführt – statt genau deshalb besser auf seine rechte zu achten, und ihn so auf frischer Tat zu ertappen.

Jedoch: selbst dieses Wissen wird einem nicht viel helfen, wenn man es mit einem echten Profi zu tun hat. Man weiß, dass man abgelenkt wird. Man weiß, dass man im nächsten Augenblick friedlich beraubt werden wird. Man weiß, worauf man achten muss. Und dennoch: es hilft nichts. Mehr noch: Das Ganze funktioniert überhaupt nur dadurch, dass das jeweilige Opfer einbezogen wird – sei es auch noch so wissend.

Und noch mehr: das funktioniert nicht nur künstlerisch im Varieté und nicht nur diebisch auf offener Straße, es funktioniert ganz allgemein prächtig, in den Medien, in Wirtschaft und Politik, in Bildung und Medizin, wo auch immer.
Vielleicht achten Sie einmal verstärkt darauf und treffen entsprechende Vorkehrungen. Leider jedoch siehe oben: es wird wohl nicht viel helfen.
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