Dienstag, 4. Oktober 2011

einheitlich verjährt.

Gestern war wieder einmal Feiertag in Deutschland: Der „Tag der Deutschen Einheit“, irgendwann willkürlich mitten aus dem Juni auf den dritten Oktober verlegt, inzwischen jedoch vornehmlich beschränkt auf vollbeflaggte öffentliche Gebäude und politische Festakte – während das gemeine Volk mittlerweile darin nicht mehr zu sehen scheint als einen arbeitsfreien Feiertag wie jeden anderen.

So stellte etwa die Kanzlerin fest, dass die Deutsche Einheit „auf einem guten Weg, aber noch nicht vollendet“ sei, vergaß allerdings dabei zu erwähnen, wann genau diese Vollendung eigentlich der Fall wäre.
Dass eine politische Vollendung gemeint sein soll, erscheint eher unwahrscheinlich. Deutschland als Staatsgebilde ist jedenfalls vereinheitlicht, das Grundgesetz gilt auf der gesamten Landesfläche. Kulturell? Besteht vielleicht etwa noch die Notwendigkeit, „die Westdeutschen“ gegenüber „den Ostdeutschen“ kulturell zu vereinheitlichen? So, wie Norddeutsche und Bayern, Flamen und Wallonen in Belgien, Spanier und Basken oder Wien-Städter und der ganze Rest Österreichs?

Nein, nein. Natürlich ist in erster Linie die Wirtschaftsentwicklung gemeint, westliche und östliche Lohn- und Gehaltsunterschiede und Arbeitslosenzahlen, die immer noch zu vereinheitlichen sind. Wohl so ungefähr, wie schließlich auch die Einführung des Euro und die EU-weite Personen-, Arbeitnehmer- und Niederlassungsfreizügigkeit ganz sicher zur vollendeten Einheit Europas führen werden. Politisch verordnet, sozusagen. Aus wirtschaftlichen Gründen. Zu unser aller Bestem. Ob wir wollen oder nicht.

Und wieder einmal mache ich mir – nicht nur anlässlich dieses Feiertages – Gedanken, warum uns heute noch immer, nach über zwanzig Jahren Deutsche Einheit, allmonatlich die Arbeitslosenzahlen fein säuberlich aufgeteilt in „Arbeitslose West“ und „Arbeitslose Ost“ präsentiert werden(?). Wenn das einen tieferen Sinn hat, wäre die Frage, warum nicht auch jede Staatsausgabe und jeder Haushaltsposten zusätzlich noch in D-Mark angegeben wird?
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