Freitag, 4. Januar 2013

richtig weniger kann falscher mehr sein


…und umgekehrt. Wenn Sie bis hierhin nur „Bahnhof“ verstehen, liegt das daran, dass das gesamte Thema ohnehin ziemlich paradox sein kann: „weniger ist mehr“, also lieber etwas weniger mehr, dafür eben mehr weniger. Kein Wunder, wenn kaum noch jemand weiß, was richtig und falsch ist, was er tun oder lassen soll.

Ein beispielsweise angesagtes Thema ist seit ein paar Jahren „ethischer Konsum“. Wobei „Ethik“ grundsätzlich gern mit Verzicht gleichgesetzt wird: weniger Stromverbrauch, weniger Auto fahren und weniger CO2-Ausstoß, weniger Müll, weniger Fett im Essen, etc, etc. Dumm nur, dass dieses penetrant penetrierte „Weniger“ im groben Gegensatz zum „Mehr“ steht, das angeblich unseren Wohlstand ausmacht: mehr Konsum, mehr Wirtschaftswachstum, mehr Steuereinnahmen. Also… was nun?

Wie oft wird das Sparen an sich proklamiert: sparen, sparen, sparen. Wir sollen Strom sparen, weniger Wasser verbrauchen, weniger Müll produzieren. Gleichzeitig müssen aber Strom- und Wasserkraftwerke und Müllverbrennungsanlagen ausgelastet sein, damit sie effizient und rentabel laufen, ansonsten wird das alles teurer, weil… gespart wird.

Ähnlich auf kommunaler Ebene: Laut dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) haben viele Kommunen im Sparzwang weniger investiert, z.B. weniger renovierte Schulen, weniger Straßenbau. Die Bürger dagegen erwarten heute immer mehr: bessere Straßen, mehr Lehrer, mehr Polizisten, etc. Jetzt wollen 81% der Städte und Gemeinden ihre Gebühren und Abgaben erhöhen, um wieder mehr investieren zu können. Mit der Gefahr, dass deshalb Firmen und Bürger abwandern und doch wieder weniger in die Gemeindekasse fließt.

Gern wird auch „der Konsum“ als solcher zeitgeistig kritisiert. Wir sollten uns mäßigen, wir sollen „bewusst“ oder auch „strategisch“ konsumieren, in jedem Fall bitte: weniger. Doch wehe, wenn der monatlich ermittelte „Konsumklimaindex“ angeblich zeigt, dass den Konsumenten die „Kauflaune“ abhanden gekommen ist. Prompt droht der Kollaps der Konjunktur, Pleite- und Entlassungswellen und der Einbruch der Steuereinnahmen.

Doch zumindest im Falle des Geldes an sich herrscht völlige Klarheit: Im Zweifel ist mehr Geld immer besser als weniger oder gar keins. Mehr Geld bedeutet mehr gefühlte Sicherheit. Oder wie Pablo Picasso meinte: „Ich möchte leben wie ein armer Mann – mit einem Haufen Geld“.

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