Freitag, 15. November 2013

Die Zukunft spricht für sich selbst.

Der geneigte Leser muss an dieser Stelle vorab darüber informiert sein, dass ich Supermärkte nur sporadisch aufsuche und die Haupteinkäufe von meiner Frau erledigt werden. Das hat nichts mit einer altertümlichen Rollenverteilung in der Ehe zu tun, es hat organisatorische Gründe. Doch es sieht so aus, als müsste ich das aus beruflichen Gründen schleunigst überdenken.  

Aufgrund verschiedener Umstände und eher aus Versehen landete ich unterwegs kürzlich in einem „Aldi“-Supermarkt. Als ich ihn wieder verließ, empfand ich eine leichte geistige Verwirrung. Bis heute ist der genaue Grund dafür noch ungeklärt; ob ich den Kontakt zur Normalität verloren habe, oder ob die Normalität irgendetwas anderes ist, als ich eigentlich dachte.

Mangels einer sichtbaren Bäckerei, aber dringlichem Hungergefühls, beschloss ich, im nächstgelegenen Supermarkt einen Imbiss zu kaufen. Noch nichtsahnend ging ich strammen Schrittes in die gewohnte Backwarenabteilung, fand dort jedoch statt gewohntem Regalsortiment einen ungewohnten Backautomaten vor. Ein Automat, der auf Knopfdruck eine gewünschte Backware auswirft. Oder auch nicht. Sondern statt dessen vorher eine ruhig-säuselnde Frauenstimme aus einem Lautsprecher, man möge bitte einen Moment auf die frische Backware warten. Willkommen im Jahr 2013.

Auf dem Weg zur Kassenzone das Gleiche: Eine ebenso ruhig-säuselnde Frauenstimme spricht in die Weiten des Supermarktes: „Liebe Kunden, wir schließen Kasse zwei“. Wenige Sekunden später: „Liebe Kunden, wir öffnen Kasse drei für Sie“. Sodass ich fast in Erwartung war, gleich über den Zug informiert zu werden, der auf Gleis neun einfahren wird.

Trotz dieser ruhig-säuselnden Stimmen war ich leicht beunruhigt. Und zwar aus zwei Gründen, die der geneigte Leser keineswegs nachvollziehen können muss. Ich war nicht der einzige Kunde in diesem Laden, doch ganz offensichtlich der einzige, der sich über den Backautomaten und die geheimnisvollen Stimmen wunderte. Ein paar Mitmenschen in meiner Nähe schienen sich eher über meine Verwunderung zu wundern.

Zum anderen habe ich Vorurteile gegen Stimmen, die irgendetwas in aller Ruhe in die Ohren ihrer Mitmenschen säuseln. Vor meinem geistigen Auge taucht dabei schlagartig eine „Kuckucksnest“-ähnliche Szenerie in einer Nervenklinik auf: „Ja, natürlich. Sie sind Napoleon, haben die Dampfmaschine erfunden und den Eiffelturm gebaut. Das wissen wir doch. Aber jetzt nehmen sie bitte ihre Medizin und legen sich ein bisschen hin“.

Wenn so etwas dann auch noch aus technischen Apparaten kommt, denke ich wiederum spontan einerseits an einen Fahrstuhl, nämlich in „Per Anhalter durch die Galaxis“, der dem Fahrgast versucht zu erklären, welche Vorteile es hätte, nach unten zu fahren statt nach oben, und dass es ihm eine Freude sei, sich für den Fahrgast zu öffnen und zu schließen.

Zum anderen denke ich an die intelligente Bombe in dem Kultfilm „Dark Star“, die mit dem Raumschiffpiloten den Sinn des Lebens ausdiskutiert, nicht abgeworfen werden will, weil sie mit der Detonation schließlich ihr Leben aushaucht, andererseits aber doch, am besten jetzt gleich im Raumschiff, explodieren muss, weil das schließlich ihre Bestimmung sei, wovon der Pilot sie mit all seiner Überredungskunst abzuhalten versucht.

Es wird unweigerlich so kommen. Da sind sprechende Backautomaten erst der Anfang. Kürzlich wurde in der Sendung „Scobel“ (3Sat) über „Das Internet der Dinge“ diskutiert. Über „intelligente“ Kühlschränke etwa, die im Bedarfsfall „selbstständig“ den Vanillepudding nachbestellen, was eine ganz tolle Sache wäre, außer natürlich, man möchte lieber einmal Schokopudding essen. Nein. Es wird schlimmer werden. Der Kühlschrank wird das ausdiskutieren wollen. Es ist unaufhaltsam.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen