Dienstag, 18. Februar 2014

verbogene Intelligenz

Bei dem Stichwort „künstliche Intelligenz“ pendeln die Reaktionen irgendwo zwischen Verängstigung und Begeisterung. Manch einem wird mulmig bei dem Gedanken an „selbstständig denkende“ und „handelnde“ Maschinen, andere können kaum erwarten, bis es so weit ist. Beides ist ziemlich unnötig. Jedenfalls so lange dabei fahrlässig von „Intelligenz“ geredet wird.

Einmal ganz abgesehen von Roboter-Visionen: In der alltäglichen Gegenwart existiert bereits „intelligenter“ Beton. Damit gemeint ist tatsächlich der bekannte Baustoff. Beton eben. Nur: „intelligent“. Etwa Beton, der mit Nanoröhrchen aus Kohlenstoff angereichert ist. Dem Straßenbelag beigemischt wird es damit u.a. möglich, die Geschwindigkeit von Fahrzeugen zu messen, könnte also in Zukunft u.a. die klassischen Radarfallen ersetzen – dann spricht man am Ende noch von „intelligenten Straßen“.
Der „Chronos Chromos Complete“ wiederum ist ein Beton, dem thermochrome Farbe beigemischt wird: Bei Erwärmung verändert der Beton seine Farbe, bei Bedarf: punktgenau. Große Betonflächen, Brückenpfeiler, Wände, können so als Anzeige- und Werbetafeln verwendet werden.

Dass so etwas bereits als „intelligent“ bezeichnet wird, offenbart weit weniger grandiosen technischen Fortschritt als vielmehr das Verbiegen und Vermurksen des Begriffes „Intelligenz“ und was man darunter versteht. Man sollte vielleicht ein waches Auge darauf haben, was in Zukunft sonst noch mit diesem Begriffsverständnis getrieben wird.

An der TU Braunschweig wird etwa mit freundlicher Unterstützung von „Google“ an einem Automobil gebaut, das „selbstständig“ fährt und lenkt („Leonie“). Die vermeintlichen Vorzüge dieser Auto-Vision werden damit angepriesen, dass die Komplettsteuerung per Computerchip schließlich viel sicherer sei. Und das klingt dann alles schon eher – vermeintlich – intelligent...

Ein Computer kann Situationen schneller erfassen und was noch wichtiger ist, schneller reagieren“, sowie „Es gibt keine Schrecksekunde, der Computer kann sofort handeln“ und „Die leistungsstarken CPUs sind schon vorhanden, die Lidar-Technik und andere Sensorik kann problemlos die Umgebung erkennen und die Roboterautos können mit anderen Autos kommunizieren“.

Mag sein, dass technikbegeisterte Menschen vor allem die grandiose Technik sehen wollen und weniger die Erklärung. Es sollte umgekehrt sein. Denn vor allem sind solche Erklärungen eines: Eine plumpe Frechheit, schnöde elektrische Apparaturen nicht nur als „wie lebendig“ darzustellen, sondern als dem Menschen, dem Leben an sich überlegen. Jeder Fadenwurm ist lebendiger und intelligenter.

Um – beispielhaft – bei computergesteuerten Automobilen zu bleiben: Weder das Auto, noch der Computerchip, die Kupferdrähte oder Lötstellen, noch das zusammengeschweißte und -geschraubte Blech und das Plastik „erfassen“ oder „erkennen“ irgendetwas, „reagieren“, „handeln“ oder „kommunizieren“. Sämtliche verarbeiteten Bauteile sind – trivial formuliert – strohdoof. Das einzige, was hier „arbeitet“ (und noch nicht einmal dieser Begriff ist hier angebracht), ist programmierte Software. Und das einzige, was hierbei stattfindet, ist bloße Simulation. Das vergleichsweise mickrige Kopieren von etwas, das wir mit unseren Sinnen zu erkennen glauben, das Simulieren von (u.a.) „Bildern“, die es in der Realität nicht gibt.

Was von maschineller „Intelligenz“ dann übrig bleibt, ist so letztlich die Simulation einer Realität, die nicht existiert. Das ist weder „Intelligenz“, noch ist es intelligent, hierbei von Intelligenz zu reden. Es ist allenfalls: clever.

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