Donnerstag, 13. Februar 2014

vertwixt nochmal

Es ist schon einige Jahre her, als mit einem werbemedialen Heidenaufwand verkündet wurde „Aus Raider wird jetzt Twix“, damit das im Zeitalter der Informationsflut auch bloß jeder mitbekommt. Aus heutiger Sicht muss man schon fast dankbar dafür sein. Anderes nämlich wird einem klammheimlich untergeschoben.

Ich weiß noch ziemlich genau, dass in meiner Teenagerzeit die Hauptstadt von Mexiko noch Mexiko-City hieß. Plötzlich irgendwann – das wiederum weiß ich eben nicht mehr genau – wurde ausschließlich nur noch von Mexiko-Stadt gesprochen. Im Zeitalter der Verdenglischung hätte man das eher umgekehrt erwarten können und heißt es erstaunlicherweise immer noch New York City und nicht New York Stadt.

Eine andere Erinnerung, die zwischen meinen Synapsen abgelegt ist, betrifft die Hauptstadt von Südkorea, nämlich Seoul, und zwar in diesem Fall die Aussprache. Ziemlich genau bis zu den dortigen Olympischen Sommerspielen im Jahr 1988 sprach man phonetisch von „Se-Uhl“, beide Silben getrennt betont. Seit dem Vorfeld der Olympiade spricht man es wie die englische Seele: „soul“.

Ebenso klammheimlich wurden dem Irak und dem Iran jeweils der vorangestellte bestimmte Artikel entwendet. Noch nicht überall und immer, aber immer öfter explodieren Autobomben nicht mehr „im“, sondern „in“ Irak, und nicht mehr „der“ Iran, sondern nur noch Iran soll an Atomraketen basteln.

Wer hier aus welchem Grund an unserer Sprache herumdoktert, das darf man nicht erfahren, und werden keine Informationskampagnen gestartet. Man darf sich lediglich kurz wundern und muss eben selbst etwas aufpassen, bevor man unversehens, von heute auf morgen, sprachlich peinlich stolpert. Oder gar den Verstand verliert. Nach Wittgenstein: „Sprache kann den Verstand verhexen“.

Das Ganze übrigens auch im alltäglichen Alltag. Vor etwa zehn Jahren sah ich beim Flanieren in Österreich in jedem zweiten Laden Schilder mit der etwas ungewöhnlichen Aufschrift „Sale“. Ein paar Jahre später begann dieses Wort auch hierzulande den „Schlussverkauf“ zu ersetzen und sprechen ganz normale Menschen in völliger Normalität davon, beim „Sale“ ein Schnäppchen gemacht zu haben.

Als im letzten Jahr unser Sohn eingeschult wurde, stieß ich in den elterlichen Vorbereitungsmaßnahmen darauf, dass es in den Grundschulen u.a. keinen „Eskimo“ mehr gäbe, weil das auf Deutsch ein „Rohfleischesser“ und doch irgendwie diskriminierend sei, und unsere Kinder das nicht mehr lernen sollen, sondern ersatzweise „Inuk“ (Plural: Inuit).
Und was passiert: Unser Sohn wird eingeschult, bekommt u.a. ein Lehrbuch für Deutsch ausgehändigt, in dem doch tatsächlich irgendwo von einem Eskimo die Rede ist, kein Inuk weit und breit. Vielleicht liegt es daran, dass Sprachforscher inzwischen herausgefunden haben wollen, dass ein Eskimo nun doch kein Rohfleischesser ist, sondern ein Schneeschuhflechter.

Und „Twix“ hieß zwischenzeitlich dann doch wieder „Raider“ und nun doch wieder „Twix“, es sei denn, ich habe etwas verpasst. Wo man seit der letzten Wahl kaum noch etwas von der FDP hört, muss ich das gleich einmal prüfen. Vielleicht heißt sie jetzt nur anders.

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