Mittwoch, 29. Januar 2014

mächtig vergoogelt.

Wir alle sind Kinder des „Fordismus“. Ein Begriff, der in der Tat auf Henry Ford zurückgeht, dem Erfinder der Produktion von Automobilen am Fließband, damit gemeint: eine Gesellschaft des Massenkonsums von Massenware, produziert durch Massenarbeit. In ein/zwei Jahrzehnten leben wir vielleicht im „Googleismus“. Es deutet einiges darauf hin. Anderes wiederum nicht.

Die durch ihre gleichnamige Internet-Suchmaschine bekannte Firma „Google“ investiert seit ein paar Jahren wahre Unsummen in verschiedenste Projekte: Zum Beispiel in die Tochterfirma „Calico“, die sich mit „Gesundheitsfragen“ beschäftigen soll, insbesondere mit dem Älterwerden und den damit verbundenen Krankheiten, genauer gesagt: mit Biotechnologie. Und zum Beispiel in den 3-Milliarden-Dollar-Aufkauf des Haushaltsgeräte-Produzenten „Nest Labs“. Und zum Beispiel in die Übernahme des Roboter-Herstellers „Boston Dynamics“ für 1,2 Milliarden Dollar. Und zum Beispiel an der TU Braunschweig in die Entwicklung eines computergesteuert-selbstfahrenden Automobils („Leonie“) .

„Google“ ist eben keine Suchmaschine mehr. Schon lange nicht mehr. Vielleicht war es das auch noch nie. „Google“ ist eine Werbeagentur, die Werbeflächen verkauft, und zwar möglichst „zielgenau“, nicht nur auf Gruppen von Menschen („Zielgruppen“) gepeilt, sondern höchstindividuell, auf den Einzelnen abgezielt.

Dazu will „Google“ möglichst viel über jeden Einzelnen in Erfahrung bringen. Und da sind auch „intelligente“ Thermostate hilfreich, die ganz nebenbei aus allerhand Messdaten schließen lassen, wie viele Personen sich wann und wie lange in welchen Räumen befinden. Daten aus vernetzten Automobilen, aus denen ermittelt werden kann, wer sich wann wohin bewegt und sich wo und wie lange aufhält. Bis hin zum „intelligenten“ Kühlschrank, aus dessen Datensammlung ermittelbar wird, wer was wie oft kauft. Und vieles mehr, und das auch noch in Kombination. Das werden noch immense Herausforderungen für die Datenschützer.

Das Ganze verpackt als harmlose Vision des „total vernetzten Haushaltes“ ist „Google“ scheinbar unaufhaltsam dabei, unseren Alltag komplett zu durchdringen. „Scheinbar unaufhaltsam“, denn schließlich leben wir in einer freien Marktwirtschaft, in der „Google“ nach Belieben unternehmerisch investieren kann.

Und „scheinbar unaufhaltsam“, weil die Zukunft vielleicht doch nicht dort liegt, wo sie allgemein vermutet und erwartet wird, in der totalen Vernetzung, im „Internet der Dinge“. Wer alt genug ist, erinnere sich an die Visionen für das ominöse „Jahr 2000“… fliegende Autos, Siedlungen auf dem Mond… doch das, was tatsächlich kam, das Mobiltelefon und das Internet, das hat niemand vorausgesehen. Im Alternativfall wird in zehn Jahren kaum noch jemand wissen, was „Google“ einmal war.

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Donnerstag, 16. Januar 2014

Mathematisch präzise daneben.

Die Welt wird von Mathematikern erklärt und eines Tages von Mathematikern vor dem Untergang gerettet werden. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird das an einem späten Abend passieren, getarnt als „Bildungsfernsehen“ und gut versteckt in einem der „Dritten“ TV-Programme. Und das wohl auch: zurecht.

Mit der Mathematik stand ich schon immer auf Kriegsfuß. Ich gebe unumwunden zu, dass ich in dieser Thematik schon alleine deshalb nicht neutral sein kann und das auch einen guten Teil meiner Skepsis gegenüber Zahlenspielereien, Statistiken, Studien undsoweiter ausmachen dürfte.

Dabei hege sogar ich eine leichte Bewunderung für bestimmte Leistungen, die durch das Berechnen von Zahlen möglich sind. Zum Beispiel einen Roboter („Curiosity“) zu Erkundungszwecken bis auf den Mars zu befördern, der dort auch noch jahrelang unfallfrei seine Runden dreht, Bodenproben analysiert und Bilder und Daten zur Erde funkt. Das ist immens beeindruckend und gehört mit allem Respekt als enorme Leistung anerkannt.

Davon abgesehen frage ich mich dennoch: Was soll das eigentlich? Es handelt sich dabei um einen der recht seltenen Fälle, in denen die Antwort die selbe Frage provoziert. Diese Antwort lautet: Wir erfahren dadurch mehr über die Geschichte des Mars und die Entstehung des Universums. Das ist natürlich ganz, ganz toll. Aber erneut: Was soll das?

Auch davon einmal abgesehen wurde kürzlich durch zwei Experten an der University of Nottingham, Edmund Copeland und Tony Padilla, bewiesen, dass die Summe sämtlicher positiven Zahlen von 1 bis Unendlich erstaunlicherweise eine negative Zahl ergibt, nämlich minus 1/12, also: 1 + 2 + 3 + 4 + … = -1/12. Vielleicht noch erstaunlicher, dass dieses erstaunliche Ergebnis tatsächlich in der Physik praktisch angewendet wird.

Und auch davon einmal abgesehen, ist das umso erstaunlicher, als dass der Mathematiker Kurt Gödel schon im Jahr 1931 mathematisch bewiesen hat, dass es Aussagen gibt, die man weder beweisen, noch widerlegen kann: Der „Gödelsche Unvollständigkeitssatz“, quasi der Beweis der Unbeweisbarkeit, der zweifellose Beweis, dass sich nichts beweisen lässt - - was übrigens nicht zuletzt ebenso bedeutet: auch für die Mathematik an sich gibt es keinen Beweis! Anders gesagt: Die Mathematik ist nicht in der Lage, sich selbst mit ihren eigenen Mitteln zu beweisen.

Als unmathematischer Laie kann man über so etwas hinwegsehen und sich die mathematischen Experten auf ihrer Spielwiese austoben lassen. Doch auch und zuweilen gerade, wenn einem als Laie das Widersprechen nicht gestattet ist, sollte und muss man es hier und da tun. Nämlich gerade in Fällen, wo sich der Experte auf ein Fachgebiet wagt, auf dem er selbst Laie ist.

Etwa, wenn in der Abteilung „Bildung“ eines der „Dritten“ Fernsehprogramme ein Professor für Didaktik der Mathematik, Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp, freihändig behauptet (sinngemäß): Er glaube nicht, dass Übergewicht in den bildungsfernen Schichten aus Veranlagung auftritt. Sondern das sei eben das Ergebnis, wenn man nicht versteht, was auf den Packungen geschrieben steht.

Natürlich darf ein Herr Kortenkamp so etwas sagen. In unserem Land herrscht Meinungsfreiheit. Ganz privat darf er das glauben und äußern. Doch als Professor Doktor in der Sendung eines öffentlich-rechtlichen Bildungsfernsehens darf er das – zumindest – nicht unwidersprochen, wenn überhaupt. Erst recht, wenn es thematisch eigentlich um Mathematik geht.

Ansonsten müsste sich der Prof. Dr. für Didaktik der Mathematik die Frage gefallen lassen, inwiefern es ihm seine mathematische Kompetenz erlaubt, über Menschen zu urteilen? Und wie und warum sein Fachbereich und seine Fachkompetenz gestatten, über Ernährungsgewohnheiten von Menschen in „bildungsfernen Schichten“ zu reden, und was seiner fachlichen Ansicht nach eigentlich „bildungsfern“ ist(?).

Und man hätte ihn fragen können, ob denn wohl ein Bürger mit durchschnittlicher Bildung – oder vielleicht sogar er selbst als Akademiker – in der Lage ist zu erklären, was der Verpackungsaufdruck „mit probiotischen Kulturen“ oder „mit bioaktivem Coenzym Q10“ genau bedeutet oder was genau eigentlich „Omega-3-Fettsäuren“ sind und bewirken?

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