Freitag, 2. Januar 2015

vorsätzlich verändert

Es herrscht eine weit verbreitete Überzeugung, dass sich ein Mensch nicht von heute auf morgen grundlegend verändern könne. Vielleicht und eventuelll kann man – mit „guten Vorsätzen“ – diese ohne jene Gewohnheit ablegen oder sich eine andere zulegen, doch eine komplette Wesensveränderung, dazu muss man „an sich arbeiten“, hart, mühsam und lange. Jedoch: von wegen.

Ich weiß noch sehr genau (also: aus höchstpersönlicher, eigener Erfahrung), dass es eine bestimmte Feststellung war, die einen entscheidenden Impuls in meinem Leben bewirkte: „Der freie Wille bedeutet, dass der Mensch denken kann, was er will. […] Stellen Sie sich das vor: Der Mensch kann denken, was er will! Sie können denken, was Sie wollen!“. Man kann sich in eine Katastrophe denken, man kann sich in ein Paradies denken, ganz wie man will, beides kostet exact dieselbe Energie.

Es war diese Erkenntnis (natürlich in einem bestimmten Kontext), der vor nicht ganz zwanzig Jahren mein Denken und Verhalten, letztlich sogar mein weiteres Leben komplett umkrempelte – „von heute auf morgen“. Das soll keineswegs heißen, dass diese eine Erkenntnis bei jedem anderen Menschen die selbe Wirkung haben kann. Aber daraus leiten sich mindestens zwei „Beweise“ ab:

Erstens ist eine grundlegende Wesensveränderung schlagartig möglich, eine völlig neue Grundmentalität mit der man durch sein Leben geht, quasi „über Nacht“. Zweitens passiert das dann weniger durch vernünftige, rationale Einsicht, sondern durch einen Impuls, einen „Aha-Effekt“. Nicht nur, wie in einem Spielfilm („Wall Street“): „Das Leben entscheidet sich in wenigen Augenblicken“, sondern auch ganz poetisch (Goethe): „Der Augenblick nur entscheidet über das Leben“. Gute Vorsätze, Pläne, Strategien hin oder her.

Hätte diese eine Erkenntnis nicht mein weiteres Denken nachhaltig verändert, wäre ich auch nie darauf gekommen, dass sie falsch ist. Das klingt mindestens genauso paradox wie faszinierend. Jedoch: es klingt nur so. Falls sich die Gelegenheit einmal ergeben sollte, erkläre ich Ihnen das gern ausführlicher.

In jedem Fall: Diese Erkenntnis „Sie können denken, was Sie wollen!“ stimmt allenfalls zur Hälfte. Sicherlich kann jeder denken, was er will – doch eben nicht, wie! Doch genau dieses „Wie“, die Art und Weise unseres Denkens, unsere Denkweise, das ist gerade der Knackpunkt: Dieses „Wie“ wir denken, bestimmt, was wir denken, was uns an Gedanken überhaupt in den Sinn kommt und kommen kann.

Deshalb ist es nur die halbe Wahrheit, wir könnten „denken, was wir wollen“. Tatsächlich können wir nur das denken, was unsere Denkweise uns erlaubt. Und dann versteht man auch Einstein: „Probleme lassen sich niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“. Um andere Gedanken denken zu können, muss man vorher seine Denkweise geändert haben. So lange das nicht passiert ist, helfen auch die besten Vorsätze, Pläne, Strategien und Methoden nicht viel weiter.

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