Donnerstag, 17. März 2016

krankhaft berechnend

So etwas wie „gesunde Ernährung“ gehört heute angeblich zur Bildung mit dazu. Jedenfalls versucht man das so zu etablieren. Zum Beispiel steht an immer mehr Schulen „Ernährungslehre“ auf dem Stundenplan. Dabei benötigt man vor allem eines: Eine ganze Menge Vertrauen in die Rechenkünste von Experten. 

Man hat uns allen sehr erfolgreich in die Köpfe gesetzt, dass nur ganz allein die Wissenschaft in der Lage ist, etwas über „die Wahrheit“ herauszufinden, über „richtig“ und „falsch“. Das hat man für sämtliche Lebensbereiche als Glaubenssatz installiert, und einer davon ist die Medizin.

Ein Hauptmerkmal der Wissenschaften wiederum ist es, mit Zahlen zu hantieren, um mit irgendwelchen Formeln irgendetwas rechnerisch nach- und beweisen zu wollen. Dabei vergisst man gern schon einmal zu fragen, welche Relevanz die Zahlen eigentlich haben, mit denen freihändig jongliert wird.

Und das eben auch in der Medizin. Und deshalb – inzwischen – auch in sämtlichen persönlichen Gesundheitsfragen. Die einen zählen beim Joggen außer Schritten auch ihre Pulsschläge, andere zählen ihre Kalorien mit dem Body-Mass-Index im Hinterkopf, etc. Die Möglichkeiten sind heute vielfältig.

Fitness und Gesundheit sind also offenbar nur eine Frage der Berechnung und Kalkulation, am besten gleich digital per „App“. Irgendwann wird man vielleicht noch den „IQ“ mit einbeziehen, denn der wird schließlich ebenfalls berechnet – und wie man oftmals hört, leben gebildete Menschen auch viel gesünder.

Mitten in diesen heutigen Fitness- und Gesundheitswahn platzte da kürzlich die Meldung, dass ausgerechnet das Non-plus-ultra der gesunden Ernährung, nämlich Obst und Gemüse, sehr ungesund vollgestopft sind mit Resten von Pestiziden, wie Proquinazid, Penconazol, Pyrimethanil, Spirotetramat, Chlorantraniliprol, Famoxadon, Fenhexamid, Indoxacarb und Metrafenone.

Mit all dem, was man sonst noch weiß (oder: in unserem „Zeitalter der totalen Information“ erfahren kann), reichern wir unsere Körperchemie täglich mit über 5000 Chemikalien zusätzlich an, über Shampoos und Cremes, über Lebensmittelzusatzstoffe, über das Leitungswasser und unser aller Atemluft.

Nichts davon ist „rein“, alles enthält irgendwelche Reststoffe in Restmengen. Für alles das gibt es „Grenzwerte“, die als „noch unbedenklich“ gelten. Und der Maßstab der „Unbedenklichkeit“ ist die Wirkung von Stoffen und Restmengen auf einen „durchschnittlichen, gesunden Erwachsenen“.

Problematisch ist natürlich, wenn man leider nicht in diesen Durchschnitt fällt. Und problematisch ist alleine bereits die Definition von „Gesundheit“. Und dann erst stellt sich die Frage, ob man den Berechnungen und Kalkulationen und streng wissenschaftlich errechneten Grenzwerten von Experten glauben will.

Außer, das ganze Nachdenken darüber ist einem zu mühsam, klammert sich lieber weiter an die etablierten Glaubenssätze, raucht nicht, trinkt nicht, isst frisches Obst und Gemüse, bei viel Bewegung an der frischen Luft. Achja…: und die Erde ist eine Scheibe.

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