Dienstag, 14. Februar 2017

gefährlich alarmiert

Wenn eine Kinderärztin gleichzeitig auch Psychotherapeutin ist, dann muss man damit rechnen, dass eine Mittelohrentzündung durchaus psychische Ursachen haben kann. So ungefähr muss man es jedenfalls bewerten, wenn eine solche Frau im Fernsehen befragt wird und auch noch Antworten gibt.

In Duisburg herrschte kürzlich Alarmstimmung an einem Gymnasium: Eine Schülerin soll auf ihren Tisch die Ankündigung eines Amoklaufes gekritzelt haben. Das ist im Grunde widersinnig, weil man nicht wissen kann, ob und wenn wann man Amok laufen wird. Das hindert heutzutage aber natürlich niemanden daran, von „geplanten Amokläufen“ zu sprechen. Das klingt so schön gefährlich und dramatisch.

Im Regionalfernsehen des WDR wurde abends eine Kinderärztin und Psychotherapeutin dazu befragt. Beginnend mit der Frage, ob Lehrer denn nicht pädagogisch geschult sein sollten, potenzielle Amokläufer unter ihren Schülern zu erkennen. Doch wahrscheinlich sind Lehrer nicht einmal geschult, Schüler zu erkennen, die potenziell Journalismus studieren und dann solche Fragen stellen werden.

Die psychotherapierende Kinderärztin forderte jedenfalls, es würden an Schulen deutlich mehr Psychologen und Sozialpädagogen gebraucht. Es gäbe zwar schon viele, gebräucht würden aber viel mehr. Prima. Und was genau sollen die alle machen? Sich auf dem Schulhof unauffällig unter die Schüler mischen? Oder von einem Wachtturm aus beobachten?

Natürlich müssten aber auch die Eltern noch ein wenig mehr aufpassen, empfiehlt die Medizinerin. Auf „Anzeichen“ achten sollten die Eltern, etwa ob das Kind irgendwie „isoliert“ sei, ob es gewaltverherrlichende Computerspiele spielt, oder sogar frühere Amokläufer als Vorbild hat. An solchen Stellen ist man froh, dass es echte Experten gibt, die ihr geballtes Fachwissen mit uns teilen.

Erstaunlicherweise kam eine umfassend übergreifende Überwachung der Klassenzimmer und Schulhöfe mit Kameras gar nicht zur Sprache. Zusammen mit Aufnahmen aus anderen Kameras im öffentlichen Raum, mit Smartphone-  und Laptopnutzungsdaten und Zugangskontrollen an Schuleingängen könnte man doch sämtliche Risiken minimieren. Rein sicherheitshalber, versteht sich.

Dienstag, 7. Februar 2017

garantiert unverbindlich

Wir leben in unsicheren Zeiten. Wir müssen das einfach hinnehmen. Was auch sonst. Genau deshalb wabert auch alles und jeder immer schön an der Oberfläche entlang, immer schön unverbindlich, bloß nicht festlegen. Das ist sogar beim Wetterbericht schlimmer geworden.

Es war Anfang Dezember als Sven Plöger freitagabends für Nordrhein-Westfalen ankündigte: „Nun kommt er, der Winter, unausweichlich. Morgen schneit es bei Minusgraden“. Was passierte: 4 Grad plus und Regen.
Und ich weiß noch, wie im Radio für den Folgetag schönstes Sommerwetter versprochen wurde, und es am folgenden Regentag hieß: „Über Nacht ist von Osten her ein Tief aufgetaucht“. Tja. Wer kann sowas ahnen. Tückisch, dieses Wetter.

Wie es immer so schön heißt: „Jede Wettervorhersage über drei Tage hinaus ist Quatsch“. Mitunter liegen diplomierte Meteorologen offenbar auch schon einmal von heute auf morgen, für die Zeitspanne der nächsten 12 Stunden komplett daneben. Wie war das noch Karneval 2016: Die Düsseldorfer sagten ihre Umzüge wegen einer Sturmwarnung sicherheitshalber ab, die Kölner taten das todesmutig nicht und erfreuten sich ihrer Umzüge bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein.
Und da will man uns einen globalen Klimawandel erklären, der nun schon seit Jahrzehnten in den nächsten Jahrzehnten stattfinden wird.

Vielleicht sollte man schon deshalb rein sprachlich wieder zum neutralen „Wetterbericht“ zurückkehren. Wenn man nur berichtet, ist das weit weniger verfänglich und verbindlich als das Wetter „vorhersagen“ zu wollen. Jedenfalls hat sich der zwischenzeitlich verwendete Begriff „Wetterprognose“ irgendwie nicht durchsetzen können.

Wie war das kürzlich: „Der Regen wird seltener und schwächer. Morgen vor allem im Süden Lichtblicke; im Norden und Osten gebietsweise Regen. Später dann vor allem in der Mitte Regen. Die Aussichten: Am Dienstag regnet es gebietsweise, im Norden und Westen teilweise freundliche Abschnitte. Am Mittwoch regnet es verbreitet, am Donnerstag viele Wolken und ab und an Regen“.

Da fragt man sich glatt, was das mit „Vorhersage“ zu tun hat. Wenn man sich bewusst macht, dass dafür ein teuer bezahltes Meteorologen-Team verantwortlich ist, das sich dazu noch auf modernste HighTech, Weltraumsatelliten und Hochleistungscomputer stützt. hat das eigentlich nur noch Unterhaltungswert.