Dienstag, 19. Februar 2008

gesteuerte Unmoral

Ich habe ein paar Tage mit diesem Eintrag in mein NotizBlog gewartet, bis der eine oder andere geneigte Leser aus Liechtenstein zurück ist und seine Finanzangelegenheiten geregelt hat. Am nun aufgedeckten Steuerskandal zeigt sich zumindest eines: gewalttätige Jugendliche, die kürzlich noch tagtäglich wahllos auf Menschen einprügelten, tun es jetzt offenbar nicht mehr. Wahrscheinlich sind sie mit Zeitunglesen beschäftigt und halten sich über den Steuerskandal auf dem neuesten Stand.
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Nicht minder interessant ist die konsequenterweise neu entfachte und gewohnt populistische Diskussion über die Moral irgendwelcher Manager, die ihre Gehälter und sonstigen Vergütungen nicht ordnungsgemäß versteuern - während der Otto Normalbürger selbstverständlich niemals auch nur auf diese Idee käme. Tatsächlich?
Nach Schätzungen der Universität Leipzig werden jährlich etwa 2,7 Milliarden Euro Steuern von deutschen Autofahrern hinterzogen, und zwar nämlich Mineralölsteuer, Ökosteuer und Mehrwertsteuer, und zwar nämlich durch den so genannten "Tanktourismus": wenn in Grenznähe lebende Otto Normalbürger mal eben im Nachbarland den Benzintank randvoll machen, weil dort der Sprit viel billiger ist. Und sich bei dieser Gelegenheit dort womöglich auch noch gleich mit ein paar Stangen Zigaretten und ein paar Pfund Kaffee eindecken.
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Oder macht das etwa nichts, weil es sich maximal gerade nur um fünf Euro handelt, die der Otto Normalbürger beim Tanken spart? Liegt das noch im moralischen Bereich? Auch wenn durch dieses Verhalten zudem etwa 500 (zumeist: freie) Tankstellen in Grenzregionen vor der Pleite stehen, deren Betreiber und Angestellte sich womöglich demnächst in der Arbeitslosenstatistik wiederfinden und demnächst ihr Leben mit staatlicher Unterstützung finanzieren müssen(?) - letztlich also wiederum finanziert von genau den Otto Normalbürgern, die sich über die hohe Steuerbelastung hierzulande beklagt und im Nachbarland getankt haben. So läuft man genüsslich im Hamsterrad. Mit erhobenem Zeigefinger schimpfend auf die unmoralischen Manager.