Dienstag, 26. September 2017

mächtig erschüttert

„Alle Macht geht vom Volke aus“ heißt es in unserem Grundgesetz. Mit dem kleinen politischen Beben nach der Bundestagswahl könnte man das fast wieder glauben. Die Frage ist allerdings wie immer: Was fängt man damit an?

Der politische Seismograph zeigte am Wahlabend verschiedene Formen von Erschütterung: Das Wahlergebnis wurde als „politisches Beben“ bezeichnet, in den sozialen Medien wiederum waren Menschen unter anderem „erschüttert“ und „bestürzt“. Na, vielleicht ist das ein klein wenig zu hoch aufgehangen.

Hauptsächlicher Grund dafür sind amtliche 12,6% Wählerstimmen für die „AfD“ und damit deren Einzug in den Bundestag. Im Ausland wurde das als „Normalisierung der politischen Verhältnisse“ bezeichnet, schließlich war das deutsche Parlament bislang das einzige weit und breit ohne Rechtspartei.

Hierzulande nimmt man diesen „Rechtsruck“ deutlich ernster. Als wären „die Deutschen“ plötzlich massenhaft rechtsradikal geworden. Dabei sind die meisten Wähler von CDU und SPD zur „AfD“ übergelaufen. Wenn alle diese Rechtsradikalen in vier Jahren wieder CDU und SPD wählen, ist alles wieder in Ordnung(?).

Man sollte vielleicht nicht vergessen, dass die „AfD“ vor ein paar Jahren aus reinen Protestbewegungen entstanden ist, parallel u.a. zu einer gewissen „PEgIdA“. Was damals noch gegen „den Islam“ gerichtet war und sich aus akuter Terrorangst speiste, drehte die „AfD“ in nationalistische Windrichtung zum Protest gegen die Flüchtlingspolitik.

Dem entsprechend ist der Tenor der meisten „AfD“-Wähler: „Damit die da oben mal anfangen nachzudenken“. Angesichts des aktuellen Getöses um das Wahlergebnis hat man das offenbar tatsächlich geschafft. Was lernen wir daraus für die Zukunft: Protestwählen ist mindestens so erfolgreich wie es angeprangert wird. So gesehen geht doch tatsächlich „alle Macht vom Volke aus“.

Dienstag, 12. September 2017

pädagogisch sabotiert

Wer meinen Blog bis hierhin verfolgt hat, dem ist auch mein Sohn als Grundschüler bekannt. Damit ist es jetzt allerdings vorbei. Mit dem heutigen ersten Schultag (in Bayern) ist er Gymnasiast. Und das hat unter anderem auch für Sie als geneigtem Leser dieses Blogs Konsequenzen, nämlich thematische.

Der erste Schultag an einer so genannt weiterführenden Schule findet natürlich mit dem dazugehörigen Tammtamm statt. Eine Vollversammlung aufgeregter Fünftklässler in elterlicher Begleitung, begrüßt vom Schulleiter nebst ausgewähltem Lehrpersonal, Eine spannende Angelegenheit für alle Beteiligten.

Nachdem die Kinder ihren Klassenlehrern zugewiesen wurden, wird mitsamt Eltern zum ersten Mal das Klassenzimmer gestürmt und besichtigt. Und der leitende Pädagoge hält eine zehnminütige Begrüßungsrede, die sich gewaschen hat und die man im Grunde kaum glauben möchte:

„Ihr seid Meister geworden und seid jetzt hier in der Champions League“, erklärt der Klassenlehrer. Und weiter sinngemäß: „Und worum geht es da? Man will den Pokal gewinnen. Das ist hier am Gymnasium das Abitur. Aber bis dahin müsst ihr in jedem Jahr immer wieder Meister werden! Okay, der zweite Platz reicht auch“.

Na, das ist mal eine Einstimmung. Natürlich könnte so ein Lehrer auch erzählen, was es so alles Spannendes in den nächsten Jahren zu lernen gibt, und wieviel Freude das machen kann und wird. Aber nein. Bei freier Wahl der Mittel baut die leitende Lehrkraft offenbar lieber einen Anfangsdruck auf und sabotiert damit sämtliche elterliche Maßnahmen, dem Kind statt solchem Druck die Lernfreude zu erhalten.

Damit geht diese künstliche Druckausübung auf die Kinder also fröhlich weiter. Es begann bereits im Kindergarten („Was auf der Schule alles verlangt wird!“, hieß es) und setzte sich auf der Grundschule fort („Wenn ihr auf’s Gymnasium wollt, dann müsst ihr…“). Setzt man einmal wohlwollend voraus, dass Erzieherinnen und Lehrer das nicht aus Spaß machen, fragt man sich: warum dann?

Und so entpuppt sich das allgemeine Gerede über „Bildung“, das Lästern über so genannte „Helikopter-Eltern“, die ihre Kinder bedingungslos auf’s Gymnasium peitschen, während es doch viel(-)mehr um die Freude am Lernen gehen würde, als bloßes Geschwafel. Die knallharte Praxis bekommen die Kinder zu spüren, unter anderem doch tatsächlich durch ihre Lehrer.