Mittwoch, 13. Juni 2007

...als wer oder was?

Ich stelle fest: Vergleiche erfreuen sich einer exponenziell steigenden Beliebtheit - wobei es immer seltener darauf anzukommen scheint, was überhaupt wie verglichen wird. Hauptsache, es kommt in einem einzigen Satz so etwas wie "besser als...", "mehr als..." oder "weniger als..." zur Geltung. Je nach dem und wie es gerade gebraucht wird.

In einer gestrigen Meldung war zum Beispiel zu lesen: "Deutschlands Teenager greifen häufiger zur Flasche". Aha. Nämlich? Häufiger als wer oder was? Häufiger als dänische Teenager? Häufiger als Senioren? Als dänische oder deutsche Senioren? Oder: greifen häufiger zur Flasche als zur Dose oder Tüte oder Mütze?
Obwohl ich Fernsehwerbung nach Möglichkeit wegschalte, ließ sich nicht vermeiden, dass mir ein Spot unter die Augen kam, in dem "bis zu 90% mehr Haarglanz" versprochen wurde. Mehr als wer oder was? 90% mehr Haarglanz als mein Nachbar? Als ein Rothaariger? Oder als ein Zwergpintscher?
Getoppt wird das eigentlich nur noch durch einen anderen Spot, in dem eine junge Frau verkündet, sie fühle sich nach dem Konsum eines bestimmten Produktes "viel weniger aufgebläht". Aha. Als wer oder was?

Dienstag, 12. Juni 2007

Schwindel zur besten Sendezeit

Gestern Abend: RTL sendet nicht nur eine Dokumentation des britischen "Channel4", sondern gleich anschließend auch noch eine Diskussionsrunde moderiert vom keinem Geringeren als "dem" Nachrichtenankermann Peter Klöppel. "Der Klima-Schwindel". Sehr hoch aufgehangen hat RTL das Ganze damit - auf dass andere Sender und Medien folgen werden.

Der geneigte Leser meines "Tagebuches" weiß, dass ich mich damit schon länger beschäftige (für neue Leser: Klicken Sie unterhalb dieses Beitrages auf das Stichwort "Klima" und/oder lesen Sie in meinem Buch die Seiten 190 und 230ff). Deshalb sah ich mir das gestern Abend auch an. Und stellte mir Fragen.

So sehr ich eben grundsätzlich begrüß(t)e, dass man sich endlich öffentlich mit dieser Massenverdummung beschäftigt(e): Etwas schade, dass in der Dokumentation ausschließlich Befürworter der "Schwindel"-Sichtweise zu Wort kamen, die damit genau so einseitig ausgerichtet war, wie es ansonsten bei der Verbreitung der "Katastrophen"-Theorie passiert.

Zum anderen wurde ein Mal (also: ein Mal) angesprochen, dass CO2 nicht "der Klimakiller" ist, wie alle Nase lang gern propagiert wird, sondern Wasserdampf einen deutlich größeren Einfluss auf das Klima hat. Jedoch: Anschließend von Wasserdampf keine Rede mehr - es ging wie vorher nur darum, dass das vom Menschen freigesetzte CO2 nicht wirklich die Ursache für den Klimawandel ist.

Zu der darauf folgenden Diskussionsrunde wurde u.a. Matthias Horx eingeladen. Ich fragte mich, warum eigentlich. Auch deshalb, weil er - anders als die restlichen Diskutanten - ein eigenes Pult vor sich stehen hatte. Matthias Horx "erforscht" Trends. Er beschäftigt sich mit Trend-Entwicklungen. Warum er etwas zum "Kilma-Schwindel" sagen durfte, erklärt sich vielleicht daraus, dass Horx sich seit einiger Zeit nicht mehr "Trend-", sondern "Zukunftsforscher" nennt. Im Grunde war seine Anwesenheit in dieser Runde ebenso erstaunlich, wie die Anwesenheit der Schauspielerin und Kabarettistin Lisa Fitz.

Lisa Fitz jedenfalls sagte gleich in ihren ersten Sprechminuten etwas recht wichtiges: Die Menschen sollten nicht alles glauben, sollten selbst im Internet recherchieren und sich bei jeder Medien-Klimawandel-Meldung fragen: "Wer hat etwas davon?".
Was sie dabei nicht erwähnt hat: Dass der Zuschauer womöglich gleich bei dieser RTL-Sendung damit beginnen könnte. Warum wird "urplötzlich" der "Klima-Schwindel" zum Thema gemacht? Nicht letzten Monat, nicht letzte Woche, sondern gestern Abend? Zur besten Sendezeit? In dieser Form einer britischen Dokumentation mit anschließender Diskussionsrunde? Mit "dem" Nachrichtenmann Peter Klöppel als Moderator?

Mittwoch, 6. Juni 2007

spendabel Trinken

Am 23. Juni werden in den Filialen der "Aktiv"- und "Irma"-Supermärkte in Oldenburg neue Getränkeflaschenrückgabepfandautomaten aufgestellt: mit einer Zusatztaste versehen, die es dem Kunden ermöglicht, den Pfandbetrag zu spenden. Genauer: Wird die "Spendentaste" gedrückt, "bekommt der Malteser Hilfsdienst Geld", wie es heißt - ob dieses Geld identisch mit dem Pfandbetrag ist, geht aus der Pressemeldung nicht hervor. Ein "Pilotprojekt", das mit einiger Sicherheit recht schnell zum Standard werden wird. Die Möglichkeit, sich helfend und engagiert zu präsentieren, wird sich keine Supermarktkette entgehen lassen. Auf den ersten Blick: Eine tolle Sache. Den zweiten überlasse ich Ihnen.

Dienstag, 5. Juni 2007

Toller Coup

Na, das war doch ein toller Coup des Senders BNN. Wer es noch nicht erfahren haben sollte: Die Show (ich berichtete: "Niere zu gewinnen") war im wortwörtlichen Sinne... Show. Und sonst nichts. Oder kürzer gesagt: "Ätsch". Es ging dem Sender lediglich darum, auf das Thema "Organspende" aufmerksam zu machen. Heißt es. Das kann man als gelungen betrachten, wenn es um den puren Effekt der Erregung von Aufmerksamkeit geht. Jedenfalls kurzzeitig. Schon heute ist davon nichts mehr zu hören und zu lesen, nächsten Monat wird sich kaum noch jemand daran erinnern. Was in jedem Fall bleiben wird: Das verstärkte Gefühl, sehr leicht von Medien an der Nase herumgeführt werden zu können. In einer Perfektion, die selbst kritische Journalisten nicht für möglich gehalten hätten. Dabei wurde so etwas bereits schon einmal verfilmt: "Wag The Dog".