Donnerstag, 27. Dezember 2007

Danke.

Jeder Anfang hat immer auch ein Ende. Und umgekehrt. Zum bevorstehenden Übergang in das Jahr 2008 bedanke ich mich ausnahmslos bei sämtlichen Menschen, die mit mir zusammenarbeiten, die meine Dienste als Berater, Designer und Coach in Anspruch genommen haben, die mein Buch oder gar mehrere davon gekauft haben, mich weiterempfohlen haben, sich für meine Ansätze interessieren, sowie auch bei denen, die mir mit Kritik (gewollt oder ungewollt) Denkanstöße gegeben haben. Jedes Ende hat immer auch einen neuen Anfang: Ich freue mich darauf, mit Ihnen allen weiterzuwirken und gemeinsam etwas Besonderes zu schaffen.

Freitag, 21. Dezember 2007

(Vor-)Gespiegeltes.

Einer heutigen Meldung zufolge zieht die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ernsthaft in Erwägung, den nächsten Bundestagswahlkampf nach dem US-amerikanischem Vorbild des 'Negative Campaigning' zu gestalten: Frau Angela Merkel würde dann "direkt und persönlich attackiert", indem ihr (u.a.) Führungsschwäche und mangelnder Einsatz vorgehalten werden.
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Dass das überhaupt in Erwägung gezogen wird, deutet auf eine innerparteiliche Einstellung hin, die der SPD schon jetzt und schon heute den Wahlsieg 2009 gekostet hat. Und das übrigens: zurecht. Eine Partei, die ein derart unsoziales Denken offenbart, hat "soziale Demokratie" allenfalls auf den Etiketten ihrer Flaschen kleben.
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Auch das jedoch hat durchaus etwas Positives: Die Selbsterkenntnis, dass man mit solchen "eigenen Qualitäten" besser keine Kampagne betreibt. Dass als Möglichkeit dann nur noch bleibt, auf den politischen Mitstreiter einzuschlagen, ist zwangsläufig. Und es ermöglicht "dem Wähler" die Erkenntnis, dass "die Politik" nur ein "Spiegelbild der Gesellschaft" ist, wie es so schön heißt.

Freitag, 14. Dezember 2007

Mahlzeit

Stellen Sie sich vor, Sie laden ein paar Freunde zum Essen ein. Und Sie wollen ein ordentliches Stück Fleisch servieren. Und Sie wissen, unter Ihren Freunden befindet sich mindestens ein Vegetarier. Was tun Sie? Nehmen Sie Rücksicht? Servieren Sie dem vegetarischen Freund eine Mahlzeit ohne Fleisch? Wahrscheinlich werden Sie das tun. Und auch: gern tun. Nun umgekehrt gedacht: Ihr vegetarischer Freund lädt Sie zum Essen ein. Nimmt er dieselbe Rücksicht auf Sie, verschont Sie von Gemüse und Soja und brät Ihnen ein Steak, englisch, medium? Nein? Warum eigentlich nicht? Mehr noch: Würden Sie das gegenüber Ihrem Freund vielleicht sogar als Zumutung empfinden? Wenn ja: Warum eigentlich?

Die [ WIRKUNG! ] des Jahres

Kleine Anregung zwischendurch: Gönnen Sie sich doch den "Jahresrückblick 2007" dieses Blogs, indem Sie sich in stiller Stunde einfach einmal durch das Archiv und die Einträge der einzelnen Monate klicken.

gleichgestellte Risiken

Ursula von der Leyen hat wieder einmal einen Gesetzentwurf creiert. Die Gesetzesänderung, die in dem Entwurf angestrebt wird, soll folgenden Missstand beheben: "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker". Es geht Frau Ministerin in der Tat genau um diesen Hinweis in Werbung für Pharmazeutika. Genauer: Es geht ihr um das Beheben der darin fehlenden Gleichstellung. Noch genauer: Um die in diesem Hinweis praktizierte Unterdrückung von Ärztinnen und Apothekerinnen. Bravo.
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So werden wir uns in Bälde vom Kult verabschieden und uns umgewöhnen müssen, wenn es dann heißen wird "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage, holen Sie ärztlichen Rat ein und fragen Sie Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker" (wobei die neue Empfehlung des "ärztlichen-Rat-Einholens" dann nicht nur die weibliche Ärztin, sondern auch den männlichen Arzt noch mit dazu unterdrückt. Doch das nur nebenbei). Ich schätze, mit der bestmöglichen Änderung dieses Hinweistextes war eine Kommission sehr lange sehr intensiv beschäftigt.
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Man munkelt, Frau von der Leyen widmet sich als nächstes der Veröffentlichung der Arbeitslosenzahlen, auf dass in Zukunft die vielen, vielen weiblichen Arbeitslosinnen nicht mehr unterdrückt werden. Eine Kommission beschäftigt sich zudem aktuell mit der Frage, wie es eigentlich dazu kommen konnte, dass inzwischen der Euro die D-Mark ersetzt, und inwieweit und wie lange das noch mit der Gleichstellung der Geschlechter vereinbar ist.
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Ich bin übrigens gerade dabei, Frau von der Leyen ein Schreiben aufzusetzen, in dem ich ihr dringendst empfehle, auch die bis heute noch immer üblichen Schilder und Hinweistafeln entsprechend prüfen zu lassen und ggf. gesetzlich zu verordnen, dass jeweils ein zusätzliches zweites Schild verwendet wird, wie zum Beispiel:


Mittwoch, 5. Dezember 2007

Einen Glüxkex, gefällig?

Wer wundert sich inzwischen noch über Angebote von "DVD´s" und "CD´s", über "Shop´s" und "Pizza´s" mit ihrem Americanostroph? Drei Mal hinsehen musste ich kürzlich jedoch bei einem Hinweisschild auf "Weihnacht´s-CD´s" - das war sogar für mich ein Apostroph an unerwarteter Stelle. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich jemals daran gewöhnen werde. Erst recht nicht an Schilder, die mich zum recht´s-Abbiegen bringen wollen.
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Noch nicht ganz dermaßen inflationär, aber für mich persönlich ebenso fragwürdig ist ein "X-mas" in jeglicher Verwendungsform, das offenbar an Amerikaner gerichtet sein muss, die in Deutschland leben. Fragwürdig, weil sich mir dieses "X" einfach nicht erschließen will. Es müsste grammatikalisch ersatzweise für "Christ..." stehen. Doch wie nur kommt man von "Christ" auf "X"? Mit ein wenig Phantasie und Analogie durch das kirchlich verwendete Kreuz. Damit jedoch würde "X-mas" also "Crossmas" bedeuten müssen(?). Wenn das so weiter um sich greift, wird im Straßenverkehr demnächst wohl recht´s vor link´s an X-ungen gelten und wird beim Chinesen zur Rechnung einen Glüxkex dazu bekommen.

Donnerstag, 15. November 2007

Denkweise ausgeplaudert

Auf den Internetseiten des "SPIEGEL" darf heute der Leiter des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitutes, ein Professor für Volkswirtschaft, offenbar unkontrolliert über die Folgen der Ölpreisentwicklung referieren. Und das liest sich unter anderem so:
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"Genauso aber liegen die Chancen der deutschen Wirtschaft in neuen Abläufen, also in einer besseren Organisation von rohstoffsparenden Wertschöpfungsnetzwerken. Mit dem Management und der Organisation, also dem Zusammenfügen einzelner Räder des Wertschöpfungsprozesses zu einem stimmigen Uhrwerk höchster Präzision, lässt sich auch in Zukunft sehr viel Geld verdienen."
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Gerade der geneigte Leser meines Buches wird es erkannt haben: Ein Einschätzung der Wirtschaftslage des Jahres 2007 und der Zukunft auf einem Kenntnisstand des Jahres 1619, René Descartes und "die ganze Welt ist nichts weiter als ein Uhrwerk". Diesmal nicht nur unterschwellig zwischen den Zeilen, sondern ausnahmsweise wortwörtlich ausformuliert und als Idealbild präsentiert. Wirkliche Sorgen sollte man sich da noch am allerwenigsten über den aktuellen Benzinpreis machen.

Donnerstag, 8. November 2007

Auf Kolumbus' Spuren

Da soll noch einer sagen, in unserer heutigen Zeit gäbe es kaum noch wirklich große Entdeckungen. Im Hause Siemens jedenfalls hat man nun eine neue Schmiergeldkasse entdeckt, in der offenbar völlig überraschend 857 Millionen Euro aufgetaucht sind. Ich frage mich, wie man sich so etwas vorstellen muss. Kommt da morgens der Chefbuchhalter in sein Büro, klickt zwischen Kaffee und Salamibrötchen versehentlich die falsche Datei an, und fragt sich "Huch! Da liegen ja einhundert, zweihundert... fast neunhundert Millionen herum! Jetzt bin ich aber doch überrascht", lässt sich einen Termin für Donnerstagmorgen beim Vorstand geben, und berichtet "Raten Sie mal, was ich gefunden habe!". Klicken Sie sich doch auch einmal durch Ihre Festplatte. Womöglich finden Sie eine Datei mit dem Vermerk auf ein ähnlich hübsches Sümmchen, das Sie glatt vergessen haben oder das irgendjemand irgendwann völlig ohne Ihr Wissen irgendwo hinterlegt hat. Wäre nett, wenn Sie mich dann für diesen Tipp beteiligen. Fünf Prozent würden mir ausreichen.

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Stoiber Reloaded

An dieser Stelle möchte ich mich bei der Redaktion von "Frontal21" des ZDF ganz recht herzlich für den Ausschnitt aus der Rede von Kurt Beck auf dem kürzlichen Parteitag der SPD bedanken. Mit breitem Kreuz und aus ganz offensichtlich tiefster Überzeugung meinte der alte und neue Vorsitzende der ehemaligen Volkspartei folgendes (übrigens: wörtlich).
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"Einige verbale Bekundungen, die dürfen uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Realitäten des Arbeitens heute in der großen Koalition, und die Realitäten, wie sie eintreten, wären andere Mehrheiten zustandegekommen, in die, mit der Sozialdemokratie, dass diese Realitäten anders wären, als diese wohlmeinenden, das will ich unterstellen, und wohlklingenden, worden."
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Nicht wahr. Und da hatte man schon Befürchtungen, nach dem Abschied Edmund Stoibers müssten wir in Zukunft auf rhetorische Salti dieser Art verzichten. Da denke ich wieder einmal in einiger Wehmut zurück an Schröder'sche Fähigkeiten eines kurzen und bündigen "Wir machen das".

Freitag, 19. Oktober 2007

Es lebe der kleine Unterschied

Russlands Präsident Putin hat einige Gemüter erregt. Unter anderem durch seine Ankündigung, bis zum Jahr 2015 "eine Raketentechnologie zu entwickeln, einschließlich vollkommen neuer nuklearstrategischer Systeme, vollkommen neu". Eine Ankündigung, die als Drohung interpretiert wurde und wird. Unter anderem wegen Putins "eiskalter Miene" und seiner "martialischen Sprache". Das Ganze in den Medien deklariert als "Großmachtfantasie" und "Antiamerikanismus". Lassen wir das erst einmal so stehen.
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Sechs Tage vorher wurde berichtet, das Pentagon (also: der Sitz des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums) habe der dortigen Regierung empfohlen, in gewaltige Satelliten mit kilometergroßen Sonnensegeln zu investieren, die Sonnenlicht einfangen, in Energie umwandeln, und in Form von Mikrowellen oder als Laserstrahl auf die Erde schicken.
Diese Technik soll mehr Energie erzeugen können als mit fossilen Brennstoffen, Wind- und Atomkraft zusammen möglich wäre, und die Abhängigkeit vom Öl verringern. Das klingt nach ökologisch-sinnvollem Charakter.
Jedoch: Die Realisierung stieß nicht etwa das US-Umweltministerium an, sondern eben das Pentagon. Ganz nebenbei nämlich lassen sich auch Truppen in entlegenen Gebieten auf diese Weise wunderbar mit Energie versorgen, ohne von Nachschub abhängig zu sein. Und ganz nebenbei lassen sich Mikrowellen und gebündelte Laserstrahlen auch als Waffe einsetzen - per Knopfdruck, und ohne jeden klassischen Militäreinsatz, sozusagen: hocheffizient.
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Diese vom Pentagon nun zur Realisierung angestoßenen Pläne werden - im Gegensatz zu Putins Plänen - erstaunlicherweise als "Entwicklung", als "Projekt" und als "Möglichkeit" bezeichnet, und weder als "Drohung", noch als "antirussisch" oder als "Großmachtfantasie". Es lebe der kleine Unterschied. Manchmal besteht er lediglich darin, wie etwas verkauft wird.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Genau genommen: sinnlos.

Stellen Sie sich doch zwischendurch einmal vor, sie wären fünf Jahre alt. Oder sechs. Irgendetwas um diesen Dreh herum. Es klingelt das Mobiltelefon eines Familienangehörigen und man sagt Ihnen: "Nimm doch 'mal bitte (den Hörer) ab". Und falls es sich bei dem Anrufer wieder um diesen lästigen Börsenmakler handelt: "Leg' einfach auf". Vielleicht würden Sie sich heute als Fünf- oder Sechsjährige(r) ein paar Fragen stellen. Zum Beispiel: Auflegen? Worauf legt man ein mobiles Telefon? Ähnliche Fragen könnten auftauchen, wenn eine bestimmte Szene in einem Spielfilm auf DVD so gähnend langweilig ist, dass man sie getrost überspringen kann: "Spul' doch bitte einmal vor". Zurückspulen, vorspulen. Eine DVD? Das ist heute ebenso seltsam, wie das simple "Geld abheben". Beispielsweise am Geldautomaten, der eigentlich ein Geld-Auswurf-Automat ist. Noch simpler: "Schalt' doch 'mal das Licht ein". Woran erkennt man bloß, ob Licht eingeschaltet ist? Noch seltsamer: wenn Licht sogar brennt.

Montag, 15. Oktober 2007

"IM Lukas"

Was wurde und werden heute noch immer gern die Deutsche Demokratische Republik, die dortige Blockwart-Mentalität und deren "Informelle Mitarbeiter" ("IM") als Paradebeispiele für die Unterdrückung, den instrumentellen Missbrauch und die Unfreiheit eines ganzen Volkes angeprangert. Das ist Feststellung Nummer eins.
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Am Freitag wurde bekannt, die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hätte einen Gesetzentwurf gebastelt, wonach Minderjährige demnächst als "Testkäufer" die Kontrollbehörden unterstützen können dürfen sollen, um den illegalen Verkauf von Alkohol, Zigaretten und Gewaltvideos effektiver aufdecken und ahnden zu können. Das ist Feststellung Nummer zwei.
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Ich persönlich sehe beim besten Willen nicht besonders viel Unterschied zwischen einem "IM" der DDR und dem kleinen Lukas, der von irgendwelchen Kontrollbehörden benutzt wird, um Gesetzesverstöße aufzudecken. Außer: Einem erwachsenen Bürger der DDR konnte man sehr wohl unterstellen, dass er sich bewusst war, was er tut. Minderjährige sind sich das nicht, weshalb sie vom Gesetz auch unter besonderem Schutz gestellt sind. Darf das dem "guten Zweck" zuliebe neuerdings unterschlagen werden? Von einer Ministerin? Von der Ministerin (u.a.) "für Jugend"? Heiligt der Zweck das Mittel? Es wäre nicht das erste Mal. Und was unterscheidet das Ganze wiederum von Kinderarbeit in Asien: Das Produkt? Der Arbeitgeber?
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So wird der kleine Lukas jedenfalls demnächst stolz sein, "im Regierungsauftrag verdeckt zu ermitteln". Wie ein Großer. Das kennt er aus dem Fernsehen. Und wenn er irgendwann erst einmal volljährig ist, wird er wissen, wie man seine Mitmenschen auf ihr Fehlverhalten aufmerksam macht. Nämlich: gar nicht. Sondern man spiegelt erst einmal falsche Tatsachen vor und bläst es dann hinterrücks zu einer Straftat auf. Und umgekehrt: Der kleine Lukas wird sich seinen Mitmenschen gegenüber entsprechend verhalten. Immer im Hinterkopf, er könnte es mit einem "IM" zu tun haben. Das prägt. Nicht nur den kleinen Lukas. Sondern eine ganze zukünftige Gesellschaft. Mit sofortiger Wirkung.

Freitag, 12. Oktober 2007

Beweis-Entwicklung

Ein Forschungsdurchbruch jagt den anderen. Ein anderes Forscher-Team - diesmal Erez Lieberman von der Harvard University und seine Kollegen - hat nicht nur entdeckt und herausgefunden und erklärt, sondern konnte sogar beweisen, dass in der Sprach-Entwicklung (also: in der Entwicklung der menschlichen Sprache) die gleichen Gesetze herrschen, wie in der Entwicklung der Organismen (also: in der Biologie). Auch das: kaum zu fassen. Sprache ist demnach also etwas biologisches. So lange das nicht schlussendlich bewiesen war, dachte ich immer, etwas zutiefst menschliches hätte ganz zwangsläufig irgendwie auch irgendetwas mit Biologie zu tun. Andererseits... was dachten diese Forscher eigentlich bisher, was Sprache ist, wenn nicht etwas biologisches? So etwas wie ein Dosenöffner, den man gefunden und aufgehoben und in der Westentasche deponiert hat? Vielleich beschäftigt sich momentan und parallel ein ganz anderes Forscher-Team damit herauszufinden und zu beweisen, wie eigentlich Beweise entwickelt werden. Am Ende stellt sich noch heraus und wird de facto bewiesen, dass der Mensch selbst sogar etwas mit Biologie zu tun hat. Das wäre wohl der wissenschaftliche Durchbruch schlechthin.

geräderte Anpassung

Na, endlich. Jetzt wissen wir es. Auch mir selbst hat es jahrzehntelang keine Ruhe gelassen, tagtäglich zermarterte ich mir das Hirn. Doch nun hat ein internationales Forscher-Team - Dirk Hincha vom Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam, gemeinsam mit Forschern aus Cambridge und Angers - endlich den Durchbruch geschafft und herausgefunden, wie sich Rädertierchen seit Millionen von Jahren trotz ungeschlechtlicher Vermehrung an sich verändernde Umweltbedingungen anpassen. Nämlich dadurch, indem Varianten eines Gens unterschiedliche Entwicklungswege einschlagen. Ist das zu fassen. Nun gut... es scheint offenbar noch immer ungeklärt zu sein, warum Varianten eines Gens das tun (ansonsten hätte das internationale Forscher-Team diese Erklärung sehr sicher gleich mitgeliefert), und warum irgendwelche Gene überhaupt Varianten bilden. Wir können jedoch beruhigt sein. Die Forschung wird auch das noch erforschen und als nächsten Durchbruch feiern. Was immer wir mit diesen Erkenntnissen auch anfangen sollen - oder anfangen zu können glauben.

Montag, 8. Oktober 2007

Klimakuchen. Wohl bekomm´s.

Einer heutigen Meldung zufolge hat der Klimawandel auch etwas Positives. Nämlich immerhin für die deutsche Wirtschaft. Und damit also auch: für Sie und mich und uns alle. So heißt es in einer Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI): "...könnten die Märkte bis zum Jahr 2030 um durchschnittlich acht Prozent wachsen und damit doppelt so schnell wie die Weltwirtschaft". Müssen offenbar nicht. Aber könnten.
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Der Chef des HWWI meinte dazu ergänzend laut der Meldung: "Um die negativen Folgen des Klimawandels zu verhindern, müssen Milliarden von Euro in neue Technologien, Prävention, Anpassung und Schutz investiert werden". Und: "Deutschland wird sich von diesem Kuchen ein ganz großes Stück abschneiden".
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Na, also! Da lohnt es sich endlich, auf die Bedrohung durch die Natur mit allem Nachdruck aufmerksam gemacht zu haben. Ein bisschen Weltuntergangsstimmung kann nicht schaden, sondern sorgt für eine florierende Wirtschaft. Ich denke, mit noch ein wenig mehr Bedrohung lassen sich noch viel bessere Geschäfte machen - warten wir einfach den nächsten Klimabericht des IPCC ab. Und irgendwann können wir ob des steigenden Meeresspiegels in den Supermärkten Schwimmwesten und Schlauchboote kaufen. Jedem Bürger sein Klima-Not-Paket. Vielleicht sollte ich mir das schnell patentieren lassen. Unserer Wirtschaft zuliebe.

Freitag, 28. September 2007

( in eigener Sache )

Irgendwann in den nächsten Tagen wird mein erstes Buch [ WIRKUNG! ] in einer 2. Auflage erscheinen. Der geneigte Leser und Interessent, der sich das Buch bereits zugelegt hat, lasse sich davon bitte jedoch nicht sonderlich irritieren. Diese 2. Auflage ist mit der ersten nahezu identisch, es wurde lediglich ein wenig formhalber herumkorrigiert, diverse Flüchtigkeitsfehler wurden ausgebessert, einige der - zugegeben - inflationsartig verwendeten Anführungszeichen entfernt, sowie einzelne Fehler korrigiert, die auf die automatische Wortvervollständigung von "MS Word" zurückzuführen sind, mir beim - zugegeben - äußerst flüchtigen Korrekturlesen vor der Erstveröffentlichung jedoch nicht aufgefallen waren. Insofern: Für Buchbesitzer keinerlei Grund zu einem Neukauf.
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Passenderweise kündige ich dazu noch mein in den nächsten Wochen erscheinendes zweites Buch "[ WIRKUNG! ] - komprimiert" an, das in jedem Fall rechtzeitig zum lukrativen Weihnachtsgeschäft veröffentlicht werden wird und sich niemand bis Ostern gedulden muss. Wie der Titel bereits hindeutet, handelt es sich um eine stark eingedampfte Version meines Erstwerkes, und zwar in Taschenbuchform: Eine Bedürfnisbefriedigung auf Grund von Rückmeldungen, wonach a) gebundene Bücher ("Hardcover") weniger gemocht werden, und b) eine Kurzfassung ergänzend zur 448-Seiten-Lektüre vielfach gewünscht wurde, sowie c) als Summe von a) plus b) eine Kurzfassung in Taschenbuchform für einen Ein-Stunden-Flug schlicht und einfach praktischer wäre.
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Ein wenig Appetit kann ich ebenfalls passenderweise an dieser Stelle auf mein drittes Buch machen: "Alphafaktor". Eine ausführliche Beschäftigung mit "Verstehen und Verstanden-Werden", zwischenmenschliche und (damit auch) generelle Kommunikation nach dem Prinzip [ WIRKUNG! ], "selbstverständlich" breitest gefächert und auf verschiedenste Ebenen übertragen. Das jedoch, wie ich mich und meine Zeitnot kenne, tatsächlich "erst" Anfang nächsten Jahres.

Mittwoch, 26. September 2007

Klimatisch gesprochen.

Die Beschäftigung mit der (deutschen) Sprache ist eine feine Sache. Manchmal jedoch führt das nicht nur zu interessanten Einsichten, sondern auch zu leichten Verständnisproblemen, was mit bestimmten Worten und Sätzen eigentlich gesagt werden soll. So ging es mir im Falle der Rede, die die aktuelle deutsche Kanzlerin vorgestern auf der UNO-Klimakonferenz hielt:
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"Merkel warnt vor dramatischen Klimaschäden" hieß es in einer Meldung kurz und knapp. Alleine bereits diese kurze und knappe Meldung würde ausreichen, um sich tagelang damit zu beschäftigen. Etwa mit dem Versuch eines Umrisses, was eigentlich ein "Klimaschaden" ist? Da ich das Lexikon nicht auswendig kenne, las ich kurzerhand einmal nach, wie "Schaden" definiert ist: "Nachteil durch Minderung oder Verlust von Lebensgütern". Aha. Frau Merkel warnt demnach also vor der Minderung oder dem Verlust des Klimas. Ich dachte bisher immer, es würde sich lediglich verändern oder auch "wandeln".
Man muss hierbei jedoch in Betracht ziehen, dass nicht ein Schaden des Klimas gemeint war, sondern ein Schaden durch das Klima. Ein Wasserschaden ist schließlich auch kein Schaden am Wasser.
Für letztere Deutungsmöglichkeit spricht immerhin, dass Frau Merkel prognostiziert, der Klimawandel (also hier: nicht Schaden) könne "den Wohlstand um mindestens fünf Prozent verringern, vielleicht sogar um 20 Prozent". Das macht den Zusammenhang nicht unbedingt klar, dafür lässt sich auch hierüber einige Tage lang nachdenken, wenn man möchte. Falls Sie möchten sollten, hier ein/zwei Anregungen:
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Wie sieht ein um fünf oder vielleicht sogar um zwanzig Prozent verringerter Wohlstand genau aus? Nehmen Sie als Maßstab dafür einfach Ihre persönliche aktuelle Situation, bei der es sich unbestreitbar (jedenfalls in Relation zu Menschen in Afghanistan oder Bangladesh) um Wohlstand handelt. Und dann stellen Sie sich vor, Ihr aktueller Wohlstand verringert sich um fünf Prozent. Oder vielleicht sogar um zwanzig. Was genau haben Sie oder wir alle dann weniger als im Augenblick?
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Wenn Sie das herausgefunden haben, wird womöglich auch klarer, was Frau Merkel damit meint, dass "ein konsequenterer Klimaschutz mit dem deutlich geringen Einsatz von etwa einem Prozent unseres Wohlstandes erreichbar" sei und finden heraus, wie genau sich ein Prozent Wohlstand einsetzen lässt(?).
Und wie Frau Merkel meinte: "Für mich ist das eine moralische und eine wirtschaftliche Notwendigkeit", was im Grunde beinhaltet, dass zwischen beidem unterschieden werden muss. Jedenfalls ließen sich - so Frau Merkel weiter - durch Klimaschutz "gewaltige Potenziale erschließen und weiterentwickeln". Sie erwähnte dabei jedoch nicht: moralische? Oder wirtschaftliche?

Dienstag, 25. September 2007

Heilsversprechen

Mit meinen kürzlichen Notizblog-Einträgen über werbliche Seltsamkeiten habe ich offenbar einen Nerv getroffen. Die Rückmeldungen dazu reißen nicht ab. Einem solchen Verbraucherbedürfnis muss ich selbstverständlich nachkommen...

Es müssen nicht immer epochale Ereignisse sein, die einem zeigen, dass es vorteilhaft ist, heute, im 21. Jahrhundert zu leben, statt zum Beispiel im Mittelalter. Im Mittelalter etwa starben Menschen wie Fliegen, heute kümmert sich die Wissenschaft um unsere Gesundheit. Die rein zahlenmäßig meisten Forscher forschen dabei in den Entwicklungsabteilungen der Lebensmittelkonzerne oder in Instituten, die für Lebensmittelkonzerne forschen. Eine tolle Sache. Denn im Gegensatz zum Mittelalter - oder auch: im Gegensatz zu den 1970ern - sind Gesundheit, Fitness und Wohlbefinden deshalb heute käuflich, sogar in den MoPro-Abteilungen der Supermärkte, für gerade einmal dreißig/vierzig Cent. Der Wissenschaft sei Dank.

Obwohl ich noch immer nicht in Erfahrung bringen konnte, was der Spruch "...stärkt die körpereigenen Abwehrkräfte" eigentlich genau beinhaltet. Da lobe ich mir etwas mehr Information seitens des Herstellers, wie etwa durch den Spruch "...hilft, die Verdauung natürlich zu regulieren".
Immerhin sehr ehrlich: Wer seine Verdauung "natürlich regulieren" will, sollte sich bitte nicht allein auf den betreffenden Joghurt verlassen, denn der ist lediglich dabei behilflich. Diese Hilfe wiederum leistet übrigens eine "Digestivum Essensis®"-Kultur, die vom Forschungszentrum des Herstellerkonzerns "speziell ausgewählt" wurde - also keineswegs, wie man sonst meinen würde, rein zufällig in den Joghurt gelangt ist. Es irritiert mich zwar ein klein wenig dieses ® und der Markenschutz für den Namen einer Bakterienkultur, aber das wird schon so seine Gründe haben - auch wenn die ungesättigten Fettsäuren DHA (Docosahexaensäure) und ALA (Alpha-Linolensäure), die sich unter anderem in einer bestimmten "Auch-unser-Gehirn-hat-Hunger"-Margarine befinden, diesen Markenschutz nicht genießen.

Ich sollte dabei jedoch nicht das Müesli vergessen, das - wie ich auf der Packung lesen durfte - "am besten mit Milch schmeckt" und "immer eine willkommene Abwechslung" ist. Gut zu wissen. Bis dahin hatte ich dieses Müesli immer auf mein Brot geschmiert und für ziemlich eintönig gehalten.

noch, nöcher am nöchsten

Als sportlicher Mensch surfe ich jeden Morgen meine Runde durch das Internet. Vor wenigen Minuten erregte dabei eine Meldung meine Aufmerksamkeit, in der es heißt, dass ein Bakterium mit Namen "S. enterica" in der Schwerelosigkeit seine Physiologie umstellt. Nach Experimenten im Weltall waren "S. enterica"-Bakterien "drei Mal tödlicher für Versuchsmäuse als Erreger desselben Stammes, die am Boden geblieben waren", wie es in der Meldung heißt, wie Forscher in einem Fachblatt geschrieben hätten.

Aha. Drei Mal tödlicher also. Ich persönlich finde, dass eine tödliche Wirkung bereits schlimm genug, weil tödlich ist. Doch wie zeigt sich eigentlich eine doppelte, geschweige denn dreifache Tödlichkeit? Ist ein Betroffener dann doppelt und dreifach so tot wie ein Toter?

Mittwoch, 19. September 2007

Außerhalb mittendrin

Der geneigte Leser meines Notizblogs weiß: Ich gehe Werbung aus dem Weg, wenn ich kann. Dennoch erwischte mich kürzlich das Ende des TV-Werbespots eines Automobilherstellers mit den Worten: "Jede Menge Extras inklusive" und wunderte mich. Sind Extras, die inklusive sind, eigentlich noch Extras? Ich erinnere mich an mein erstes Automobil, einen Volkswagen Polo Steilheck, den ich damals viel lieber selbstironisch "Caravan" nannte, und der einen zweiten Außenspiegel hatte. Das war damals ein "Extra", heute ist das eine Selbstverständlichkeit und inklusive und kein Extra mehr. Oder doch? Ein inklusives Extra?
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Jedenfalls motivierte mich das Ganze, einmal im Internet danach zu suchen, was sich unter "extras inklusive" finden lässt. Obwohl ich auf nahezu alles seelisch gefasst war... auf den Hinweis eines Telekommunikationsanbieters war ich es nicht: "Exklusive Extras inklusive". Es könnte natürlich durchaus sein, dass hier ein paar Kreative sehr geschickt mit Worten spielten. Jedoch könnte es genau so gut sein, dass sich der oder die Urheber nicht den Hauch eines Gedankens darüber gemacht haben. Warum auch.

Dienstag, 11. September 2007

Im rechten Licht

Wenn Sie schon immer einmal wissen wollten, welche Prioritäten eine Regierung setzt, lesen Sie doch das einmal: >> Ministerien rüsten massiv beim PR-Personal auf
Solche Informationen veröffentlicht die Regierung offenbar keineswegs freimütig. Denn wie im Artikel zu lesen: "...wie jetzt aus einer Antwort der Bundesregierung hervorgeht". Eine solche "Informations-Politik" fällt übrigens - nebenbei erwähnt - in den Arbeitsbereich genau dieses "massiv aufgerüsteten Personals": Man wird über Manches nicht einfach so informiert, sondern man muss anfragen, um mit etwas Glück eine Antwort zu bekommen.
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Es bedurfte dagegen im August (falls Sie sich erinnern) keinerlei Anfrage, um mit etlichen Meinungsäußerungen verschiedenster Politiker unausweichlich konfrontiert zu werden, als es um eine etwaige Erhöhung des "Hartz IV"-Regelsatzes ging, die (falls Sie sich erinnern) als "nicht notwendig" beurteilt wurde.
Was tatsächlich notwendig ist, wissen wir seit heute: Bunte Plakate, Hochglanzbroschüren und fragwürdige "Ich-bin-Deutschland"-Kampagnen (falls Sie sich erinnern). Ich überlege noch, wie weit diese Prioritätensetzung von der Unanständigkeit eines "Heuschreckengebarens" entfernt ist, das irgendein Politiker irgendwann einmal erwähnte (falls Sie sich erinnern).

Montag, 10. September 2007

Geld und/oder Leben

Beim Blättern in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) prangte am Freitag im Wirtschaftsteil die Überschrift "Täglich verlieren wir 150 Arten". Wohlgemerkt: im Wirtschaftsteil der Zeitung. Es handelte sich um ein Interview mit unserem Umweltminister Sigmar Gabriel, der darauf aufmerksam machen will, dass das Artensterben auf unserem Planeten "gravierende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft" hat. Aha.
Na, wenn das so ist. Artensterben hin oder her... dass die Dinosaurier ausgestorben sind, hat immerhin auch einige Vorteile. Zum Beispiel für die "Mobilität" des Menschen. Man stelle sich Verkehrsmeldungen vor wie: "Achtung Autofahrer! Auf der A3 Gefahr durch XY-Saurus auf der Fahrbahn". Man muss nicht alles immer negativ sehen. Aber wenn es um "die Wirtschaft" geht... um bares oder digitales Geld.. um unser aller Wohlstand... dann wird es Zeit, sich mit dem Artensterben näher zu beschäftigen. In diesem Fall hätte die Menschheit sicher auch die Dinosaurier vor dem Aussterben gerettet. Sigmar Gabriel an erster Stelle.
Gabriel meinte doch tatsächlich in diesem Interview: "Leider zieht der Artenschutz auch in Deutschland meistens den Kürzeren, wenn es um wirtschaftliche Interessen geht", sowie "Artenschutz hat oft verloren, wenn es um Fragen der Industrialisierung ging" und will eine entsprechende "Strategie" entwickeln. Hoffentlich gehört dazu auch ein kurzer Blick Herrn Gabriels in die "Wirtschaftsbibel" von Adam Smith, um einmal nachzusehen, welche Rolle so etwas wie Arten- oder überhaupt Naturschutz in der Wirtschaft spielt.

Mittwoch, 5. September 2007

Hauptsache... gesund arbeiten?

Als unter anderem soziologisch und medial interessierter Mensch ist mir kürzlich beim Zappen durch das Fernsehprogramm aufgefallen: Während donnerstags, um 21h00 im MDR "Hauptsache Gesund" über den Sender lief, war gleichzeitig donnerstags, um 21h00 im SWR "Hauptsache Arbeit" zu sehen. Und das wird auch morgen, Donnerstag, um 21h00 der Fall sein. Ob diese leicht unterschiedliche Bewertung dessen, was die Hauptsache ist, regional verwurzelt ist? Oder liegt das eher an den jeweiligen Verantwortlichen und Redakteuren, die glauben zu wissen, welche Prioritäten die Zuschauer setzen? Um den geneigten Leser meines Notizblogs interaktiv mit einzubinden: Wenn Sie möchten, prüfen Sie doch einmal die jeweiligen Einschaltquoten der beiden Sendungen.

Montag, 3. September 2007

konsumatorische Kollateralschäden

( Mein Tagebuch-Eintrag vom 30.08. - "Frohe Weihnachten" - hat eine nette Resonanz in Form einiger eMails an mich ausgelöst. Ein paar Fragen zu meinen Ansichten rund um den Konsum und der dazugehörigen Werbung wurden öfter gestellt, sodass ich angesichts des offenbar breiteren Interesses hier gern nochmals darauf eingehe )

Apropos "Einkaufen": Haben Sie eigentlich auch schon einmal versucht, eine lapidare Erdbeer-Marmelade zu kaufen, wie es sie früher einmal zu kaufen gab? Ich persönlich halte das inzwischen für eine echte Herausforderung: Erdbeer-Mango, Erdbeer-Vanille, lauter solche abstrusen (man kann natürlich auch sagen "exotischen") Vermischungen... kein Problem. Schlichte und einfache und ausschließliche Erdbeer-Marmelade... ist eines. Mit Quarks und Joghurts und Fruchtsäften verhält es sich heute nicht mehr wesentlich anders.
Eine kurze Recherche bei einem Marmeladenhersteller ergab satte zwanzig (also: 20) verschiedene Sorten, dazu (also: dazu!) weitere fünf Sorten Marmelade "ohne Kerne - ohne Stücke", dazu(!) weitere fünf Sorten "Wellness-Marmelade" ("mit Vitamin C und wertvollen Ballaststoffen"), dazu(!) weitere acht Sorten Marmelade in Geleeform, sowie dazu(!) weitere sechs Sorten "Diät-Marmelade", sowie dazu(!) weitere acht Sorten "Spezialitäten-Marmelade". Willkommen in der Reizflut. Der Hersteller würde sagen, er erfüllt "Verbraucherbedürfnisse".

Apropos wiederum "wertvolle Ballaststoffe": Einigermaßen erstaunlich, was so alles als "wertvoll" deklariert wird. Achten Sie beim nächsten Einkauf einmal auf diese Worthülse, die fast an ein "nach Hausfrauenart" heranreicht, aber nicht ganz an einen "vollmundigen" Geschmack. Immerhin habe ich mittlerweile erfahren: Einen bestimmten Schokoriegel, der als "Müesliriegel" deklariert wird, kann man "bewusster genießen" (wohl als Hinweis an Konsumenten, die ansonsten nur un- oder unterbewusst genießen), weil die Zusammensetzung "ausgewogen" ist - jedenfalls irgendwie ausgewogener als bei "herkömmlichen" Riegeln. Nicht vergessen will ich an dieser Stelle auch die "schonende Zubereitung", die mich doch sehr beruhigt.
Auf Grund dessen schmecken manche Produkte dann übrigens auch "ofenfrisch". Derartiges wird beim "Einkaufserlebnis" zwischendurch nur noch überboten von "Naturprodukten", die aus "kontrolliertem Anbau" stammen - was wohl heißen soll, dass es nicht irgendwo unkontrolliert gewuchert ist und vom Bauern zufällig aufgefunden wurde. Obwohl: Das wiederum erreicht durchaus die Aussagekraft eines Hinweises wie "dermatologisch getestet", was nicht besonders viel darüber verrät, wie das Produkt bei diesem Test eigentlich abgeschnitten hat.

Im Grunde jedoch darf man auf diese und etliche weitere Details überhaupt nicht achten, weil es sonst nicht gelingt, den Einkauf bis zum Ladenschluss vollständig durchzuführen. Wobei wiederum gleich die nächste Frage auftaucht, ob mit "Ladenschluss" nicht eigentlich eher die Öffnungszeiten gemeint sind als der Laden(?).Ein Tipp zum Schluss: Wenn Sie einmal aus Langeweile oder soziologisch-psychologischem Interesse (oder beidem in Kombination) Verkäuferverwirrung betreiben wollen, fragen Sie einfach, ob man in diesem Laden Produkt X (egal, welches) "im Angebot" hat. Also: Ob man es in diesem Laden überhaupt anbietet und verkauft. Der Verkäufer nämlich - jeder(!) Verkäufer - versteht diese simple Frage nicht.

Freitag, 31. August 2007

problematisch

Kürzlich unterwegs entdeckt: Ein Schild "Haben Sie Probleme, brauchen Sie Hilfe? - Hier entsteht eine Ansprech-, Beratungs- und Hilfsstelle für Sie" ...


... sowie noch zahlreiche (also wirklich: viele, einige, zahlreiche) knallrote Warntafeln am selben Haus installiert: "Alarm- und Videoüberwacht" ...


Da scheint jemand Hilfe bei der Lösung von Problemen anzubieten, der offen(-)sichtlich selbst jede Menge Probleme mit sich herumträgt. Oder zumindest eines. Ein recht großes.

Donnerstag, 30. August 2007

Frohe Weihnachten

Ein bisschen früh, finden Sie? Wie so ziemlich alles: Das ist relativ, das hängt davon ab. Ich habe heute jedenfalls in einem Supermarkt die ersten Marzipanbrote, -kugeln und Lebkuchen-Naschereien gesehen. Heute, am dreißigsten August. Es wird jedes Jahr früher. Im Grunde ein Grund, sich im Grunde grundlos darüber aufzuregen. Schließlich gibt es keinen rationalen, vernünftigen Grund, warum diverse Leckereien, die "man" vornehmlich zur Weihnachtszeit gewohnt ist, nicht das ganze Jahr über kaufen und verkonsumieren zu können. Das bisherige und derzeitige künstlich auf die Weihnachtszeit beschränkte Angebot ähnelt stark der "Muschelzeit": Heutzutage ist es technisch nicht mehr das geringste Problem, Muscheln ganzjährig in Restaurants anzubieten. Eigentlich. Es wird dennoch nicht getan. Noch nicht.

Dienstag, 21. August 2007

Hetzjagd in der Schublade

Es ist nicht gut, wenn Dinge über einen Kamm geschoren werden, wenn Verschiedenes in eine einzige Schublade geworfen wird. Es ist bequem, sicherlich, weil man nicht besonders viele Schubladen durchwühlen muss, um irgendetwas (also: irgend etwas) zu finden. Doch... es ist nicht gut.

Es ist nicht gut, wenn sich in einem Örtchen wie Mügeln im Rahmen eines Altstadtfestes "Dutzende von Menschen", wie es heißt, an einer "Hetzjagd" auf acht Mitmenschen indischer Nationalität beteiligen, weil diese Inder - zumindest auf Grund ihres Aussehens - in die Schublade "Ausländer" passen.
Es ist jedoch ebenso wenig gut, wenn wenige Stunden später mehr Reporter als Einwohner das Örtchen Mügeln bevölkern, um ihre Berichte ebenfalls schubladen-gerecht abzufassen.

Zum anderen lege ich persönlich doch etwas Wert darauf, dass es einen Unterschied zwischen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus gibt - gerade wenn der gewählte Bürgermeister von Mügeln meint, die Tat sei "ausländerfeindlich, aber nicht rechtsextrem". Wenn Menschen auf Grund dessen gehetzt und verprügelt, auch "nur" angepöbelt werden, weil sie nicht "klassisch-europäisch" aussehen, dann ist das Rassismus und hat nichts mit einer Feindseligkeit gegenüber Ausländern zu tun. Es sei denn, die acht Inder wurden in Mügeln zunächst einmal danach befragt, ob sie womöglich Deutsche sind.

Dienstag, 7. August 2007

Abenteuer 2007

Eines der letzten Abenteuer unserer Zeit: Ein Umzug (wodurch sich unter anderem auch die Eintragspause in diesem Blog erklärt - als Hinweis für interessierte Leser, die mich vermisst haben). Wenn Sie der Alltag langweilt, vergessen Sie Abenteuer-Events und Reisen in tropische Regenwälder, sondern wechseln Sie ganz einfach den Wohn- oder auch Firmensitz. Aus sehr aktueller Erfahrung kann ich berichten: Es genügt völlig im selben Ort zu bleiben und sich nur zwei/drei Straßen weiter neu anzusiedeln.
Weil es eine prägnante Erforderlichkeit betrifft, will ich nur beispielsweise den Telefonanschluss erwähnen. Kaum zu glauben, was im Jahr 2007 tatsächlich noch möglich ist, was man im Grunde seit 20 Jahren für unmöglich halten würde - im Zeitalter totaler Kommunikation, Datenautobahnen und nicht zuletzt: Kundenorientierung.
Da wäre etwa der - laut schriftlicher Nachricht: "verbindliche" - Termin zur Installation und Freischaltung des Telefonanschlusses an einem Dienstag "ab 12Uhr00". Der gesamte Geschäftsbetrieb wird natürlich daraufhin so geplant, dass ab Dienstag an neuer Stelle gewirkt werden kann und wird. Jedoch: Es kommt niemand und meldet sich niemand. Kein Techniker, kein sonstwer.
Gegen 18h00 ergibt eine Erkundigung beim Servicezentrum: Nichts. Der Techniker hätte zwar ein Mobiltelefon dabei und auch meine Rufnummer auf seiner Liste, aber warum er nicht gekommen sei und nicht angerufen habe und wann er denn wohl irgendwann kommen würde weiß man nicht. Das Einzige, das man vom Servicezentrum aus tun könne: Das Ganze als "Störung" aufnehmen, sodass verbindlich-zwingend innerhalb von 24 Stunden (also: bis spätestens Mittwoch, 18h00) ein Techniker kommen müsse und würde.
Sie ahnen es vielleicht: Es kam niemand. Nicht bis 18h00 und auch nicht später am Mittwoch. Sondern am Donnerstag um 11h45 mit fast 48 Stunden Verspätung. Der Techniker legte daraufin mächtig los, fuhr dreimal zu Verschaltungsarbeiten weg, kam dreimal wieder und fertig war der ISDN-Anschluss... den niemand haben wollte. Für den DSL-Anschluss, den man haben wollte, hätte er keinen Auftrag, meinte der Techniker. Das sei jedoch kein Problem, das DSL könnte ich telefonisch bei der Service-Leitstelle ordern, was ich dann auch tat und mir dann tatsächlich auch DSL zugeschaltet wurde... fünf Tage später.

Mittwoch, 13. Juni 2007

...als wer oder was?

Ich stelle fest: Vergleiche erfreuen sich einer exponenziell steigenden Beliebtheit - wobei es immer seltener darauf anzukommen scheint, was überhaupt wie verglichen wird. Hauptsache, es kommt in einem einzigen Satz so etwas wie "besser als...", "mehr als..." oder "weniger als..." zur Geltung. Je nach dem und wie es gerade gebraucht wird.

In einer gestrigen Meldung war zum Beispiel zu lesen: "Deutschlands Teenager greifen häufiger zur Flasche". Aha. Nämlich? Häufiger als wer oder was? Häufiger als dänische Teenager? Häufiger als Senioren? Als dänische oder deutsche Senioren? Oder: greifen häufiger zur Flasche als zur Dose oder Tüte oder Mütze?
Obwohl ich Fernsehwerbung nach Möglichkeit wegschalte, ließ sich nicht vermeiden, dass mir ein Spot unter die Augen kam, in dem "bis zu 90% mehr Haarglanz" versprochen wurde. Mehr als wer oder was? 90% mehr Haarglanz als mein Nachbar? Als ein Rothaariger? Oder als ein Zwergpintscher?
Getoppt wird das eigentlich nur noch durch einen anderen Spot, in dem eine junge Frau verkündet, sie fühle sich nach dem Konsum eines bestimmten Produktes "viel weniger aufgebläht". Aha. Als wer oder was?

Dienstag, 12. Juni 2007

Schwindel zur besten Sendezeit

Gestern Abend: RTL sendet nicht nur eine Dokumentation des britischen "Channel4", sondern gleich anschließend auch noch eine Diskussionsrunde moderiert vom keinem Geringeren als "dem" Nachrichtenankermann Peter Klöppel. "Der Klima-Schwindel". Sehr hoch aufgehangen hat RTL das Ganze damit - auf dass andere Sender und Medien folgen werden.

Der geneigte Leser meines "Tagebuches" weiß, dass ich mich damit schon länger beschäftige (für neue Leser: Klicken Sie unterhalb dieses Beitrages auf das Stichwort "Klima" und/oder lesen Sie in meinem Buch die Seiten 190 und 230ff). Deshalb sah ich mir das gestern Abend auch an. Und stellte mir Fragen.

So sehr ich eben grundsätzlich begrüß(t)e, dass man sich endlich öffentlich mit dieser Massenverdummung beschäftigt(e): Etwas schade, dass in der Dokumentation ausschließlich Befürworter der "Schwindel"-Sichtweise zu Wort kamen, die damit genau so einseitig ausgerichtet war, wie es ansonsten bei der Verbreitung der "Katastrophen"-Theorie passiert.

Zum anderen wurde ein Mal (also: ein Mal) angesprochen, dass CO2 nicht "der Klimakiller" ist, wie alle Nase lang gern propagiert wird, sondern Wasserdampf einen deutlich größeren Einfluss auf das Klima hat. Jedoch: Anschließend von Wasserdampf keine Rede mehr - es ging wie vorher nur darum, dass das vom Menschen freigesetzte CO2 nicht wirklich die Ursache für den Klimawandel ist.

Zu der darauf folgenden Diskussionsrunde wurde u.a. Matthias Horx eingeladen. Ich fragte mich, warum eigentlich. Auch deshalb, weil er - anders als die restlichen Diskutanten - ein eigenes Pult vor sich stehen hatte. Matthias Horx "erforscht" Trends. Er beschäftigt sich mit Trend-Entwicklungen. Warum er etwas zum "Kilma-Schwindel" sagen durfte, erklärt sich vielleicht daraus, dass Horx sich seit einiger Zeit nicht mehr "Trend-", sondern "Zukunftsforscher" nennt. Im Grunde war seine Anwesenheit in dieser Runde ebenso erstaunlich, wie die Anwesenheit der Schauspielerin und Kabarettistin Lisa Fitz.

Lisa Fitz jedenfalls sagte gleich in ihren ersten Sprechminuten etwas recht wichtiges: Die Menschen sollten nicht alles glauben, sollten selbst im Internet recherchieren und sich bei jeder Medien-Klimawandel-Meldung fragen: "Wer hat etwas davon?".
Was sie dabei nicht erwähnt hat: Dass der Zuschauer womöglich gleich bei dieser RTL-Sendung damit beginnen könnte. Warum wird "urplötzlich" der "Klima-Schwindel" zum Thema gemacht? Nicht letzten Monat, nicht letzte Woche, sondern gestern Abend? Zur besten Sendezeit? In dieser Form einer britischen Dokumentation mit anschließender Diskussionsrunde? Mit "dem" Nachrichtenmann Peter Klöppel als Moderator?

Mittwoch, 6. Juni 2007

spendabel Trinken

Am 23. Juni werden in den Filialen der "Aktiv"- und "Irma"-Supermärkte in Oldenburg neue Getränkeflaschenrückgabepfandautomaten aufgestellt: mit einer Zusatztaste versehen, die es dem Kunden ermöglicht, den Pfandbetrag zu spenden. Genauer: Wird die "Spendentaste" gedrückt, "bekommt der Malteser Hilfsdienst Geld", wie es heißt - ob dieses Geld identisch mit dem Pfandbetrag ist, geht aus der Pressemeldung nicht hervor. Ein "Pilotprojekt", das mit einiger Sicherheit recht schnell zum Standard werden wird. Die Möglichkeit, sich helfend und engagiert zu präsentieren, wird sich keine Supermarktkette entgehen lassen. Auf den ersten Blick: Eine tolle Sache. Den zweiten überlasse ich Ihnen.

Dienstag, 5. Juni 2007

Toller Coup

Na, das war doch ein toller Coup des Senders BNN. Wer es noch nicht erfahren haben sollte: Die Show (ich berichtete: "Niere zu gewinnen") war im wortwörtlichen Sinne... Show. Und sonst nichts. Oder kürzer gesagt: "Ätsch". Es ging dem Sender lediglich darum, auf das Thema "Organspende" aufmerksam zu machen. Heißt es. Das kann man als gelungen betrachten, wenn es um den puren Effekt der Erregung von Aufmerksamkeit geht. Jedenfalls kurzzeitig. Schon heute ist davon nichts mehr zu hören und zu lesen, nächsten Monat wird sich kaum noch jemand daran erinnern. Was in jedem Fall bleiben wird: Das verstärkte Gefühl, sehr leicht von Medien an der Nase herumgeführt werden zu können. In einer Perfektion, die selbst kritische Journalisten nicht für möglich gehalten hätten. Dabei wurde so etwas bereits schon einmal verfilmt: "Wag The Dog".

Donnerstag, 31. Mai 2007

Niere zu gewinnen

Am morgigen Freitag wird der holländische Fernsehsender BNN eine völlig neuartige Show ausstrahlen: Drei Kandidaten werden um die Gunst der 37-jährigen Lisa buhlen. Nein: Nicht schon wieder der Liebe wegen, denn das wäre heute nichts Besonderes mehr. Die Kandidaten sind schwerkrank und warten bisher verzweifelt auf ein Spenderorgan. Die oder der Auserwählte bekommt Lisas Niere eingepflanzt. Allerdings erst nach ihrem Tod. Ob die Verpflanzung ebenfalls live auf BNN übertragen werden wird, ist mir nicht bekannt. Der EU-Gesundheitskommissar Marko Kypriano hat die Show übrigens als "ziemlich schlechten Geschmack" kritisiert. Ähnliches war bei der ersten "Big Brother"-Show auch zu hören - heute interessiert sich kein Mensch mehr dafür.

Mittwoch, 30. Mai 2007

Eingezäunt und abgeschirmt.

Die Wirtschaft brummt endlich wieder, die Steuereinnahmen explodieren, und was wird mit Ihrem Geld gemacht, lieber Leser: es wird ein Zaun aufgestellt. In Heiligendamm, einem Ortsteil von Bad Doberan, anlässlich eines Treffens von Staats- und Regierungschefs, um Menschen davon abzuhalten, anderen Menschen gegenüber, die sie einmal als Volksvertreter gewählt haben, ihr theoretisches Recht auf Meinungsfreiheit zu demonstrieren: Ein Zaun, der nicht weniger als zwölf Millionen Euro gekostet hat, wahrscheinlich vergoldet und in ein Marmor-Fundament gegossen, dafür nur vorübergehend (werbetechnisch: "Nur für kurze Zeit") bis zum achten Juni, danach wieder abmontiert und der Entsorgung zugeführt. Mehr fällt mir dazu eigentlich nicht ein.

Montag, 14. Mai 2007

Pardon: Ich schieße nicht.

Dieses Blog hier beginnt mit dem 08. Mai 2002 (siehe "Archiv"). Also: Vor fünf Jahren. Zu dieser Zeit nannte man das im Sprachgebrauch viel umständlicher noch "Weblog" und war eine ausgesprochene Selten- und Besonderheit im weltweiten Internet.
Mittlerweile gibt es nicht nur etliche davon, sondern Blogs wurden zum offiziellen "Marketing-Instrument" erklärt: Ein schlichtes "Tagebuch" zu führen, in dem man seine Erlebnisse, Eindrücke und Gedanken interessierten Lesern zur Verfügung stellt... das geht seit dem angeblich nicht mehr. Seit dem muss man höllisch aufpassen, auch "zielgruppengerechte" Themen aufzugreifen oder zu produzieren (das "Ohr am Markt" zu haben) und genau so höllisch auf "zielgruppengerechte" Formulierungen zu achten, es geht um Imageaufbau und -pflege, Klick- und Besucherfrequenz, um den "Dialog mit (potenziellen) Kunden", für das man allesamt irgendwelche Checklisten oder gar ganze Konzepte für "zielgruppenorientiertes Bloggen" benötigt, inzwischen alles gar nicht mehr so einfach, sondern ganz, ganz wichtiges "Viral Marketing".
Nein, wirklich. Es nervt. Mich nervt es, wenn heute zwanghaft versucht wird, alles mögliche als "Marketing" zu verkaufen, das man keinesfalls "einfach nur tun" dürfte. Lieber Leser: Ich erlaube mir, mein Tagebuch weiterhin so zu führen, wie ich es seit fünf Jahren tue. Ich erlaube mir, Sie - aller Gefahren zum Trotz - noch immer nicht als Zielobjekt zu betrachten und weiterhin Einträge vorzunehmen, die weder auf Sie, noch überhaupt auf irgendetwas abzielen. Verzeihen Sie vielmals.

Freitag, 11. Mai 2007

Cerny im Taxi (3)

Taxifahrt in Berlin. Auf der Strecke zum Flughafen fährt der wie ein Student mit Nebenjob wirkende Fahrer wie der Teufel: Zwischenzeitlich quietschende Reifen, gleich zwei - meiner Meinung nach - "rote Ampeln" ignorierend, und Beschleunigungskräfte, die mich in bislang ungekannter Weise in den Sitz pressen. Ich frage den Fahrer: "Sagen Sie `mal: Werden wir verfolgt?". Darauf der Fahrer: "Wat? Och, Se meinen, weil ick en bisken rasant fahre? Ha, ha. Beem Pfarrer sonntachs inna Kiache schloofen de Leute ein, abba bee mia oof´m Rücksitz beten se". Wie lustich. Immerhin: Ich habe auch das überlebt.

Dienstag, 8. Mai 2007

In Deckung!

Mich hat heute ausnahmsweise wieder einmal interessiert, wie die Diskussion über so genannte "Killerspiele" eigentlich verläuft. Damit gemeint sind übrigens Spiele für Konsolen und Personal Computer, in denen die erreichte Punktzahl von virtuell durchgeführten Tötungsdelikten abhängt. Ich erwähne das nur sicherheitshalber, weil es anders als bei (z.B.) "Killerbienen" nicht die "Killerspiele" selbst sind, die Menschen töten. Doch trotzdem Vorsicht, bitte:

Professor Doktor Manfred Spitzer, Neurobiologe und Psychiater an der Uni-Klinik in Ulm, berichtet von wissenschaftlichen Erkenntnissen: "Also, da muss man sehr klar sagen, dass es diese Zusammenhänge gibt und dass die auch erforscht sind. Wir wissen heute, dass virtuelle Gewalt entweder passiv übers Fernsehen rezipiert wird oder noch schlimmer, aktiv eingeübt am Videospiel, tatsächlich gewalttätig macht." Oder auch (Spitzer): "Ein friedfertiger Mensch, der viel Videospiele spielt, ist am Ende gewaltbereiter als ein eher gewaltbereiter Mensch, der gar nichts spielt. Das ist nachgewiesen."
Also: Erforscht und nachgewiesen. Irgendwie dumm, dass angesichts höchst wissenschaftlicher Nachweise kaum jemand danach fragt, was genau hier eigentlich wann und wie untersucht wurde. Das ist deshalb nicht ganz unwichtig, weil ein anderer Wissenschaftler einen anderen "Versuchsaufbau" wählte und auch zu einem anderen Ergebnis kam: Dr. Michael Ladas von der Uni Münster kommt zu dem etwas anderen Schluss: "Wer Gewalt in Spielen ausübt, macht das nicht notwendigerweise auch im realen Leben". Tja. Und nun?

Ich würde einmal anregen, die "Versuchsaufbauten" ein wenig auszudehnen. Unter anderem auch auf die Wortwahl in Fernseh-Nachrichten, Zeitschriten und Tageszeitungen. Und dann schauen wir einmal, wie gefährdet eigentlich Journalisten sind, Amok zu laufen - respektive jeder noch unschuldige Fernsehzuschauer und Zeitungsleser:

Offene Schlacht um Endesa
Im Kampf um den führenden spanischen Energieversorger Endesa rüsten sich die rivalisierenden Lager zur Entscheidungsschlacht.

Der lange Marsch zum Marktführer
Die traditionellen Industrienationen setzen ihre Patente dabei auch als Waffe ein, um die Konkurrenz vom Markt zu verdrängen. Dass die Importe chinesischer DVD-Player in die EU seit 2005 um 95 Prozent eingebrochen sind, hat mit einem strategisch koordinierten Gegenschlag westlicher Hersteller zu tun. Das Beispiel DVD-Spieler hat gezeigt, dass es noch andere Angriffsvarianten außerhalb der Klage vor Gericht gibt.

Milliardenschlacht - Konsortium überbietet Barclays im Kampf um ABN Amro

Union kontert SPD-Attacke
Die Union ist über die jüngste Frontalattacke der SPD-Spitze verärgert und geht zum Gegenangriff über.

Beckstein verteidigt Schäuble: "Maßlose Angriffe"
Nach den heftigen Attacken aus der SPD hat die Union jetzt verbal zurückgeschlagen.

Fall Siemens: Jetzt gerät auch Cromme unter Beschuss

RAF-Debatte: CSU-Generalsekretär Söder gerät wegen seiner Attacken in der RAF-Begnadigungsdebatte unter Beschuss.

Freitag, 20. April 2007

Terrorgefahr - wie gerufen.

Biometrische Daten im Reisepass, Fingerabdrücke im Personalausweis, eine Datenbank mit Passbildern sämtlicher Bürger, die Auflösung der "Unschuldsvermutung"... Wolfgang Schäuble ist mit seinen Ideen zum "Schutz vor dem Terror" ein wenig in die Kritik geraten. Man findet das Ganze doch etwas überzogen zu weit gehend. Und prompt warnt heute das Innenministerium vor einer ganz plötzlich "erhöhten Terrorgefahr in Deutschland", in Berlin wimmelt es vor lauter Polizei, als freier unbescholtener Bürger in die Nähe der US-Botschaft zu gelangen, ist nicht möglich. Welch Zufall, dass gerade jetzt die Terrorgefahr enorm gestiegen ist, und uns allen zeigt, wie recht Wolfgang Schäuble dann doch wohl haben muss, schämen sollten wir uns für unsere Kritik an ihm - während übrigens die angeblich doch mitten im Zentrum der Bedrohung stehenden Amerikaner selbst von "Panikmache" sprechen.

Damit Sie nicht Amok laufen...

Universität Blacksburg. USA. Cho Seung-Hui, 23-jähriger Englisch-Student, geboren in Südkorea, läuft Amok und erschießt dreißig Menschen. Auch Sie konnten dieser Meldung sicher nicht entrinnen. Halten Sie eine solche Tat für Terror? Falls ja, dann hätte damit US-Präsident George Bush im Grunde jedes Recht, nun einige Flugzeugträger nach Südkorea zu schicken.

Und Sie müssten sich darüber freuen, dass demnächst die Daten Ihrer Telefongespräche und die von Ihnen besuchten Internetseiten und versendeten eMails nicht mehr nur drei, sondern sechs Monate lang gespeichert werden, dass Sie Ihre Fingerabdrücke abgeben dürfen, die zusammen mit Ihrem Passfoto in einer Datenbank aufbewahrt werden, dass es nur eine Frage der Zeit und eines Gesetzesentwurfes ist, wenn dazu noch Ihre biometrischen Daten und Ihre DNS-Struktur gespeichert werden, wenn in diese Datenbank dazu wiederum vielleicht auch Ihr "Bewegungsmuster" gespeichert wird, ermittelt durch die Signale, die Ihr Mobiltelefon permanent ins GMS-Netz sendet, wodurch Sie auf bis zu fünfzig Meter genau geortet werden können, sowie ermittelt dadurch, dass Sie mit Ihrem Fahrzeug einige Mautbrücken auf der Autobahn passieren, die allesamt Ihr Kfz-Kennzeichen scannen. Zum Beispiel.

Nein: Damit werden Sie keineswegs zum "potenziellen Straftäter" abgestempelt. Obwohl: Sie könnten schließlich einer sein. Wer kann schon wissen, ob Sie nicht nächste Woche Amok laufen? Wenn Sie dann unzählige Menschen erschossen haben, ist man hinterher zumindest voll im Bilde, was Sie in den Wochen vorher so alles getrieben haben und wie man das hätte verhindern können. Wahrscheinlich durch mehr Daten, die hätten gespeichert werden sollen.

Donnerstag, 29. März 2007

Stolperei beim Wettlauf

Gestern Abend im ZDF: "Wettlauf um die Welt", Teil 1. Eine Dokumentation über die so genannte "Globalisierung". Wo steht Deutschland im globalen Wettbewerb? Was ist "Made in Germany" heute noch Wert? Und zwar eben: In weltweiter Konkurrenz vor allem mit den asiatischen Ländern, mit China und Indien.

Hochinteressant das Ganze. In erster Linie, dass Handel und Wirtschaft nicht nur als Wettlauf, sondern gleich als Wettlauf "um die Welt" gesehen wird. Eine Nummer größer ging es wohl nicht. Immerhin zeigt das sehr schön, was heute vornehmlich zählt: Verbrauch und Konsum und die Fähigkeit, mit dem Handel von Waren Geld zu verdienen. Alles andere ist ganz offensichtlich zweitrangig - wenn es "um die Welt" geht. Und damit auch: Wie gut oder schlecht es uns allen geht.

Dieser gedankliche Offenbarungseid wurde in dieser Dokumentation (sinngemäß) wie folgt auf den Punkt gebracht: Das Land der Dichter und Denker hinkt im globalen Wettbewerb hinterher. In asiatischen Ländern werden inzwischen deutlich mehr Ingenieure ausgebildet als in Deutschland. Der Rückschluss: Es hapere eben an unserem Bildungssystem.
Demnach wird unsere Welt wohl von Ingenieuren gerettet werden müssen. Jedenfalls entscheidet die Anzahl und Menge von Ingenieuren darüber, wie gebildet ein Volk ist und gut es diesem Volk geht. Materiell betrachtet. Konsumtechnisch. Denn um etwas anderes scheint es nun einmal nicht zu gehen.

Dabei ist das Wesentliche - wie so oft - zwischen den Zeilen zu lesen und zu hören: Das "Land der Dichter und Denker" hinkt nur noch hinterher, weil es zu wenige Ingenieure hervorbringt. Das beinhaltet unterschwellig eine beträchtliche Wertigkeit und Werte-Vermittlung: "Dichter und Denker" haben "uns Deutschen" Ansehen in aller Welt verschafft. Aber das war eben leider gestern. Heute sind es Ingenieurkünste, die für Ruhm, Ehre und Stolz sorgen. Und zwar nicht irgendwelche Ingenieurkünste, sondern eben (ausschießlich) solche, die zum Florieren der Wirtschaft, zur Steigerung des Exports und des Bruttosozialproduktes beitragen.

Einmal ganz abgesehen davon, dass sich jeder einzelne Deutsche demnach selbst darauhin zu überprüfen hat, inwieweit er selbst seinen Teil dazu beiträgt. Und einmal abgesehen davon, dass Kenntnisse und Wissen über Goethe, Schiller, Beethoven und Wagner demnach keine wirklich wichtige Bildung zu sein scheinen, dass sich die Beschäftigung mit Kunst, Theater und Dichtung offenbar "nicht lohnt", unser Land und die Menschen nicht weiter bringt.
Also einmal abgesehen davon (und einigem anderen): Wenn das heute unter "Bildung" verstanden und durch Erziehung und Schule und Medien bereits den Kindern eingetrichtert wird, dann muss man sich über die achso so oft beklagte "soziale Kälte", "Moralverlust" und allgemeine Verblödung wirklich nicht mehr wundern. Eigentlich.

Link zur Dokumentation des ZDF:
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/22/0,1872,5258262,00.html

Mittwoch, 14. März 2007

Rosa Brille - rosa Zukunft.

In Deutschland ist neuerdings ganz schlecht Skifahren - so steil, wie es bergauf geht. Siehe eine Meldung von vorgestern, 12.03.:
"2007 soll Deutschlands Boom-Jahr werden
Für das laufende Jahr werde jetzt ein Wachstum von 2,8 Prozent prognostiziert, teilte das Institut für Weltwirtschaft (IfW) mit. Bisher hatten die Kieler Wirtschaftsforscher lediglich 2,1 Prozent erwartet. Im Jahr 2006 war die deutsche Wirtschaft noch um 2,7 Prozent gewachsen. "Der Aufschwung in Deutschland setzt sich kräftig fort", heißt es in der neuen Vorhersage".
Oder wie "der entsprechende Index" des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gestern, am 13.03. prognostizierte:
"Deutsche Wirtschaft wird Europas Wachstums-Lokomotive
Deutschlands Wirtschaft entpuppt sich als überraschend stark. Der wichtigste Konjunkturindex legt deutlich zu, Deutschland hat die Delle zu Jahresbeginn überwunden - die Wirtschaft dürfte nun sogar stärker wachsen als der gesamte Euro-Raum".

"Mehr Wachstum als 2006, nur noch 8,8 Prozent Arbeitslose - so rosig waren die Aussichten lange nicht mehr" laut dem IfW. Das stimmt! Schon satte 2 1/2 Wochen nicht mehr - wenn man sich an die Meldung vom 23.02. (siehe mein Notizblog-Eintrag) erinnert, wonach das vom Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) errechnete angeblich "wichtigste Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft" noch düstere Zeiten weissagte.
Entweder hat sich in Deutschland seit dem 23.02. etwas radikal verändert, das mir entgangen sein muss. Oder das Ifo hat vor 2 1/2 Wochen ziemlich daneben gelegen. Oder man liegt mit den aktuellen Berechnungen daneben. Oder die ganze Herumrechnerei hat mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun. Oder auch von allem ein bisschen.

Oder ganz anders: Womöglich haben wir Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) den neuen Boom zu verdanken, als er am 08.03. meinte: "Bei Maßnahmen zum Klimaschutz handelt es sich um eine technologische Herausforderung, die wir nicht durch Verbote und Appelle zum Konsumverzicht bewältigen können“.
"Danke, Herr Minister" hat sich die Bevölkerung erleichtert gedacht. Weniger Auto fahren, weniger Energie verbrauchen, weniger Müll produzieren: Nein. Nicht nötig. Denn, wie Gabriel weiter: "Es kann nicht darum gehen, den Klimaschutz gewissermaßen zu privatisieren, indem wir ihn auf den Einzelnen abwälzen".

Also: Auf geht´s, lasst uns weiter fleißig konsumieren. Dem Klima schadet es nicht, und wenn doch, dann ist "der Einzelne" von jeder Schuld befreit - das haben wir schwarz-auf-weiß, nachlesbar, erklärt vom Umweltminister persönlich.
Und dass Sigmar Gabriel auch ansonsten ein sehr vernunft-orientierter Mensch ist, war zuletzt sogar im Fernsehen zu vernehmen: "Ich bin für First-things-first", sagte er zum Thema Einführung eines Tempolimits auf unseren Autobahnen. Auf deutsch: "Eins nach dem anderen". Statt eines Tempolimits (das wohl sehr schnell und quasi von heute auf morgen beschlossen und eingeführt werden könnte) solle besser die Forschung in Sachen Klimaschutz-Technologien forciert werden, etwa in Form der Entwicklung von Motoren, die weniger Sprit verbrauchen (was dagegen wohl ein paar Jahre dauern dürfte).

Also: Immer mit der Ruhe. Nur nichts überstürzen. Ich denke, bevor ein SPD-Politiker 40 Millionen wahlberechtigte Autofahrer gegen sich und seine Partei aufbringt, setzt er wohl er darauf, dass das Thema "Klimaschutz" erfahrungsgemäß in Kürze wieder aus dem Zentrum der Nachrichtenlage verschwinden wird.

Dienstag, 6. März 2007

Werte hin. Oder her.

Am 08. Mai 2002 (also: vor fast 5 Jahren) schrieb ich anlässlich des Amoklaufes an einer Schule in Erfurt unter anderem folgendes (siehe auch im "Archiv"):
"[...] In keiner Schule wird gelehrt, wie man sich seines Selbst bewusst wird und wie man mit seinen Mitmenschen umgehen sollte. Das, was in der Wirtschaft unter "Emotionaler Intelligenz" verstanden und überall dringendst gesucht wird, ist in der Schule kein Thema. Das, was das Zusammenleben von Menschen essenziell ausmacht, was Gerechtigkeit und Toleranz bedeuten, wird an keiner Schule gelehrt. [...]"
Heute wurde ich auf eine Meldung aufmerksam gemacht, dass an einem Gymnasium in Starnberg u.a. ein Schulprojekt "Wahlkurs Sozialkompetenz" gestartet wurde. Mit-Initiator ist die Bayerische Staatsregierung, die unter dem Motto "Werte machen stark" dafür sorgen will, dass "Werte-Erziehung" und Persönlichkeitsbildung "einen höheren Stellenwert" erhalten. Immerhin. Es tut sich etwas.
Edmund Stoiber, der die Initiative natürlich gleich stolz und medienwirksam mit einem Besuch an diesem Starnberger Gymnasium startete, meinte dazu: "Man kann unseren Kindern keinen größeren Gefallen tun, als ihnen Werte wie Respekt, Fleiß und Toleranz mitzugeben". Er hat Disziplin, Ordnung und Sauberkeit vergessen. Ob auf seine Rede ein allgemeines "Jawoll" zu hören war, ist mir nicht bekannt.

Montag, 5. März 2007

Politik nach Gefälligkeit

Langsam aber sicher dürfte es nicht mehr nur mir auffallen: In Berlin finden wieder einmal Mänoverübungen statt. Übungen von Ablenkungsmanövern. Selten, dass eine derartige Masse von Politikern sich in einer derartigen Aktivität befindet. Fast die komplette Regierung scheint aus dem Winterschlaf erwacht zu sein. Es hagelt Meldungen. In solchen Fällen sollte man besser gleich etwas aufmerksamer und misstrauischer werden als sonst.

Wie aus dem Nichts entstand zunächst eine hitzige Diskussion um den "Nichtraucher-Schutz" und passende gesetzliche Maßnahmen. Selbst ein allgemeines Rauchverbot in Kraftfahrzeugen war manch einem Politiker nicht zu dumm, um zu diesem Thema auch einmal interviewt zu werden. Zwischendurch war eine etwaige Begnadigung irgendeines rechtskräftig verurteilten Terroristen reges politisches Gesprächsthema, bevor jeder Mitregierende und jeder, der sich eigentlich dazu besser geeignet fühlt, plötzlich etwas zum Ausbau von Kindestagesstätten zu sagen hatte.

Während letztere Diskussion allmählich wieder droht abzuebben, wurde der "Klimaschutz" als Thema entdeckt und zum Thema gemacht. Und auch hier: Kaum ein Abgeordneter, der nicht mit einer eigenen Idee glänzt und sie dazu auch noch öffentlich verbreitet. Angefangen beim verordneten Austausch herkömmlicher Glüh- durch Energiesparlampen, über diverse Appelle, Fern- durch Deutschlandreisen zu ersetzen, bis hin zum nun angedachten Tempolimit auf Autobahnen.

Auffällig ist, dass laut einer Umfrage "9 von 10 Deutschen selbst etwas für das Klima tun" wollen. Auffällig ist, dass auch die sonstigen zuletzt massenhaft und laut aus Berlin zu vernehmenden Stimmen, von KiTa-Plätzen bis zum "Nichtraucher-Schutz" laut irgendwelcher Umfragen auf Zustimmung bei einer Mehrheit der Bevölkerung stoßen.

Man könnte fast auf den Gedanken kommen, hier wird nach Sympathiebekundungen gelechzt und werden deshalb die politischen Tagesthemen an Umfrage-Hitlisten ausgerichtet. Dass das anders ist, ziehe ich persönlich erst dann wieder in Erwägung, sobald sich dieselbe Masse von Politikern in derselben Lautstärke ausnahmsweise mal wieder zum Thema Arbeitslosigkeit äußert. Etwa zu Meldungen wie "Zigtausende Jobs weg trotz fetter Gewinne. Die Konjunktur zieht an, die Gewinne sprudeln - und trotzdem streichen Deutschlands Großkonzerne massenhaft Stellen. Einem Zeitungsbericht zufolge bauten die 30 größten Konzerne 2006 im Saldo 44.000 Stellen ab. Gewerkschafter sprechen vom 'Tod der sozialen Marktwirtschaft' ".

Freitag, 23. Februar 2007

Gezählte Stimmung

Heute morgen noch lag meine Stimmung bei etwa 89,3 Punkten. Inzwischen ist sie aus verschiedenen Gründen auf 136,2 Punkte gestiegen. Und Ihre? Oder: Keine Ahnung, wie man das berechnet? Nun: Fragen Sie am besten beim Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) nach, wie das geht.

Berechnet nämlich wurde vom Ifo der aktuelle "Geschäftsklimaindex". Irgendwie. Wie genau erfährt man nicht. Mittels irgendeiner Formel ermittelt "unter 7000 Unternehmen", wie es in einer Meldung heute heißt. Das lässt darauf schließen, dass Fragen gestellt wurden. Etwa in der Art: "Wie ist Ihre aktuelle geschäftliche Stimmung?".
Was würden Sie nun darauf antworten? "4" oder "29"? Eher nicht. Aber das Ifo macht das schon. Irgendwie. Also: Aus in Worte gefassten, zu 100% subjektiven Einzel-Stimmungen eine wissenschaftlich-objektive Zahl zu zaubern.

Wie auch immer: Das Ifo hat es geschafft, dass diese Zahl für das "wichtigste Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft" gehalten wird, wie es heißt. Und wie es weiter heißt, ist die Stimmung unter den Geschäftsleuten schlecht. Jedenfalls: schlechter als vorkalkuliert. Und das, obwohl just gestern vermeldet wurde, wie großartig die Konjunktur endlich wieder in Schwung gekommen ist, und der Börsen-DAX zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder die 7000-Punkte-Marke erreicht hat. Aber auch diese leichte Diskrepanz kann das Ifo sicher irgendwie berechnen. Hochwissenschaftlich.

Freitag, 16. Februar 2007

"Land der Innovation". Von wegen.

Eine heutige Meldung:
Wo Deutschlands Erfinder sitzen
Deutschland, Heimat der Tüftler und Erfinder. Der neue Patent-Atlas 2006 enthüllt auf 400 Seiten die kreativsten Ecken des Landes
Wie es im Land der Ingenieure und Erfinder um die Innovationskraft bestellt ist, zeigt ein neues Überblickswerk, der "Patent-Atlas", den das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) in München heute vorstellt. [...] Das Land der Tüftler und Erfinder, zeigt sich darin, ist vor allem ein Ländle: Die Region Stuttgart liegt deutlich vorn. Nirgendwo sonst wurden zwischen 2000 und 2005 mehr Patente angemeldet.

"Deutschland, Heimat der Tüftler und Erfinder". Nun ja. Wie so oft lohnt sich auch hierbei ein kleiner Blick unter die Oberfläche dieser Meldung. Vielleicht fällt manchem auf, dass "die Region Stuttgart deutlich vorn liegt". Mit anderen Worten: Die Heimat von Porsche und DaimlerChrysler. Unter anderen. Insofern: Kein Wunder, wenn ausgerechnet dort die Zahl der Patent-Anmeldungen explodiert, wenn jede kleinste technische Veränderung, und sei es auch nur eine zusätzliche Schraube, rein vorsorglich patentiert wird.

So heißt es dann folgerichtig auch in der Meldung: "Die allermeisten Patente werden in Deutschland von Wirtschaftsunternehmen angemeldet - mit steigender Tendenz". Verschwiegen wird dabei, dass auch Wort-Bild-Zeichen, Marken, Produktnamen, Logos und Slogans einen gehörigen Teil dieser "allermeisten Patente" ausmachen. Welch großartige kulturelle Errungenschaft. "Deutschland, Land der Tüftler und Erfinder".

Vor gut einem halben Jahr wurde Dietmar Harhoff, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums, zu den allgemeinen Jubelrufen interviewt, als gemeldet wurde, Deutschland sei "Europameister der Patentanmeldungen" und liege weltweit hinter den USA und Japan an dritter Stelle.
Harhoff meinte dazu: "Die zunehmende Anzahl der Patentanmeldungen ist kein Beleg für ein Mehr an Innovationen, sondern ein Signal, dass das Patentsystem reformbedürftig ist". Denn: "Der Vergleich mit den Forschungsaufwendungen und anderen Indikatoren zeigt, dass die Qualität der angemeldeten Patente immer weiter sinkt. Es gibt einen Trend, dass sich die Unternehmen ein immer größeres Patentportfolio zulegen, um sich gegen Angriffe der Konkurrenten abzusichern".

Cerny im Taxi (2)

Taxifahrten in Berlin. Auf der Hinfahrt von A nach B. Der Fahrer biegt von der dreispurigen Hauptstraße ab. Jetzt: Enge Nebenstraßen. Danach: Noch engere Nebenstraßen. Kleingartenanlagen auf beiden Straßenseiten. Ich frage den Fahrer, ob er einen Abstecher zu seiner Großmutter plant. "Nee. Det is ´n Schleichwech. So komma schnella durch und det is viel kürza." - "Aha. Aber das hier ist nicht zufällig ein Umweg, um mich ein bisschen auszunehmen?" - "Ach wat". Endpreis: 35 Euro, 40 Cent. Ein paar Stunden später. Rückfahrt von B nach A. Anderes Taxi. Anderer Taxifahrer. Endpreis ganz ohne Schleichweg: 33 Euro, 70 Cent.

Mittwoch, 14. Februar 2007

Das 11.Gebot: "Du sollst arbeiten".

Der gestrige Feierabend, irgendwann gegen 23h00: Kurz durch die TV-Programme gehüpft und bei Sandra Maischberger gestoppt. Eine Diskussion über das Thema "Arbeit". Neben dem obligatorisch anwesendem Gregor Gysi mit dabei auch Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, Chef des "Institut für Wirtschaftsforschung ('Ifo')", sowie auch Thomas Loer, Soziologe und Mitbegründer der Initiative "Freiheit statt Vollbeschäftigung".

Letzterer plädiert für ein "bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürger", hier und da auch einfach "Bürgergeld" genannt. Konkret: Jeder Bürger bekommt monatlich 800 Euro auf sein Konto überwiesen. Einfach so. Ganz ohne Arbeit. Eben: bedingungslos. Ich persönlich halte das für die derzeit einzig sinnvolle Lösung für die Gesamtlage in diesem Land.
Apropos "Sinn". Es empörte sich daraufhin Prof. Dr. Sinn, dass es sich dabei um eine Utopie handeln würde. Er sprach lachend vom Ideal eines "Paradieses": "Geld bekommen, ohne dafür zu arbeiten". Bedauerlich. Versunken im tiefsten Mittelalter: Arbeit als "Quelle für Wohlstand". Arbeiten müssen, um zu leben. Wer nicht arbeitet ist faul und liegt der Allgemeinheit auf der Tasche. Knapp 300 Jahre alte Glaubenssätze. Verbreitet gestern Abend, im Februar 2007.

Eine Gesellschaft, in der die Arbeit nicht das Zentrum des Lebens darstellt, wird also "Utopie" genannt. Mehr noch: Schon alleine die Idee und der Gedanke daran führt zu Empörung. Eine durchaus interessante Reaktion. Ebenso interessant die Begründung, das sei "nicht bezahlbar". Herr Professor Doktor möge das bitte tatsächlich einmal grob überschlagen. Er würde sich wundern. Jedoch: An seiner Meinung würde er wohl dennoch nichts ändern (wollen).

Dienstag, 13. Februar 2007

Blockwart auf dem Schulhof

Arbeitslose bekommen in Berlin tiefblaue Uniformen verpasst, um auf Schulhöfen von Grundschulen den Wach- und Schutzmann zu spielen. "Ein-Euro-Jobs" der besonderen Art, um die "Gewalt an Schulen" einzudämmen. An Grundschulen. So weit ist es schon gekommen. Traurig, aber ganz offenbar notwendig, wenn man Medienberichten, Verlautbarungen und den Zahlen glauben darf. Aber... darf man das?

Die Leiterin des Vereins "Forum Arbeit & Projekte", Marianne Haller, meinte dazu jedenfalls, "dass letztes Jahr erstmals eine umfassende Maßnahme für die Vermittlung von Schulaufsichtskräften gestartet wurde, liege an der steigenden Gewalt an Berliner Schulen". Eine "steigende Gewalt" also. Wie so oft und üblich, sollen das Zahlen nachweisen: "Laut Berliner Senat hat sich die Zahl der gemeldeten Gewaltvorfälle im letzten Jahr mehr als verdoppelt. Während 2005 noch 237 gemeldet wurden, waren es 2006 schon 628". Aha.

Man beachte den feinen Unterschied zwischen "steigender Gewalt" und "steigende Zahl der gemeldeten Gewaltvorfälle". Dass (schlicht und einfach) mehr Vorfälle gemeldet werden, dürfte wohl kaum eine generell steigende Gewalt bedeuten. Was übrigens auch Bettina Schubert, im Berliner Senat zuständig für den Gewaltbericht - zwar nur "zwischen den Zeilen", aber dennoch klar und deutlich - bestätigt: "Wir haben ein Interesse daran, dass eher ein Fall mehr gemeldet wird. Denn das Bewusstsein ist die Grundlage dafür, dass sich etwas ändert". Tja. Wenn man höhere Zahlen möchte, bekommt man sie auch. Zur Not wird dann auch jeder kleine Streit von Grundschülern um ein Kaugummi als "Gewaltfall" gezählt.
Nein: Natürlich nicht, um mit höheren Zahlen irgendeine Panik zu verbreiten oder damit irgendjemand ein paar mal öfter in die Fernsehkameras sprechen darf oder gar um "Ein-Euro-Jobs" zu schaffen. Sondern lediglich "um ein Bewusstsein für Veränderung zu schaffen". Man könnte auch sagen: "Panik machen für ein friedlicheres Leben". Wie fürsorglich.

Dienstag, 6. Februar 2007

Gewichtige Gründe

Eine gestrige Meldung:
Laut "The Independent" und "Financial Times" sollen Kinder unter zwölf Jahren nicht mehr zum Kauf von "Mars" und/oder "Snickers" verleitet werden. Der Hersteller "Masterfoods", der auch "Twix", "Bounty", "Milky Way" und "M&M´s" produziert, kündigte an, einige seiner "Kernprodukte" nicht mehr in dieser Altersgruppe zu bewerben. Der angegebene Grund: Das Ganze sei "eine Reaktion auf die Besorgnis erregend zunehmende Fettleibigkeit von Kindern".

Also: Eine prima, dazu noch "freiwillige" Maßnahme, die Gesundheit von Kindern höher zu bewerten als die eigenen Umsätze. Oder? Oder doch eher reine PR zwecks Sympathieverstärkung? Oder kommt man damit lediglich ohnehin drohenden neuen EU-Gesetzen - trickig als "freiwillige Maßnahme" verpackt - zuvor? Oder beides?

Soweit mir bekannt ist, essen Kinder jedenfalls weder Anzeigen noch Plakate und werden demzufolge auch davon nicht dick und rund. Es ist das beliebte Ursache->Wirkung-Denken, das hier wieder zu bewundern ist: Wird die Werbung nicht mehr auf Kinder abgezielt, essen sie die Riegel auch nicht mehr. So einfach strukturiert ist die Welt offenbar. Jedoch: In der Musikbranche zum Beispiel wird eine neue Popgruppe so zusammengestellt, dass die vermeintlichen "Stars" um einige Jahre älter sind als ihre "Zielgruppe". Nämlich weil man weiß, dass Kinder ganz gern älter sein wollen als sie sind, nicht ungern sogar schon "erwachsen" sein wollen. Und das gilt dann wohl auch für Schokoriegel: Die Kinder wollen das, was sie in der "Werbung für Erwachsene" sehen.

Freitag, 2. Februar 2007

Das Ende ist nahe

Eine heutige Meldung der Nachrichtenagentur dpa:
Uno schlägt Alarm - Klima-Apokalypse naht
Ein Hitzeschub von bis zu 6,4 Grad, die Meere überfluten weite Teile der Küsten, Inseln verschwinden, Dürren raffen Tausende Menschen dahin: Der neue Weltklimareport der Uno zeichnet düstere Zukunftsszenarien. Nur eine CO2-Vollbremsung kann das Schlimmste noch verhindern. [...]

Bei dieser Überschrift und diesem sehr blumig aufgebauten Szenario erinnere ich gern noch einmal an meinen >> Eintrag vom 16. Januar, "Klimaforschern fröstelt es". Nun übertreiben sie aber langsam. Irgendwie erinnert mich das an eine Szene in Loriot "Pappa ante portas", in der ein älteres Pärchen das Ende der Welt verkündet, um damit Reinigungsbürsten zu verkaufen.

Dazu passend folgende heutige Meldung:
10.000 Dollar für Widerlegung der Klimastudie ausgelobt
Die Ölindustrie schlägt zurück: Ein von ExxonMobil gesponsertes US-Forschungsinstitut wehrt sich gegen den Weltklimabericht der Uno. Wissenschaftler, die die Thesen widerlegen können, sollen dafür 10.000 Dollar erhalten. [...]

Ich weiß es nicht. Soll ich mir diese 10.000 Dollar abholen? Ich bin zwar kein Wissenschaftler, aber ein paar Seiten Widerlegung bekomme ich mühelos zusammen. Und ich hätte sogar nicht nur Spaß daran, sondern auch Leidenschaft dafür. Ich mag es nicht, wenn mit der Angst der Menschen herumgespielt wird. Leider jedoch: Ich bin kein Lobbyist der Ölindustrie.