Mittwoch, 26. September 2007

Klimatisch gesprochen.

Die Beschäftigung mit der (deutschen) Sprache ist eine feine Sache. Manchmal jedoch führt das nicht nur zu interessanten Einsichten, sondern auch zu leichten Verständnisproblemen, was mit bestimmten Worten und Sätzen eigentlich gesagt werden soll. So ging es mir im Falle der Rede, die die aktuelle deutsche Kanzlerin vorgestern auf der UNO-Klimakonferenz hielt:
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"Merkel warnt vor dramatischen Klimaschäden" hieß es in einer Meldung kurz und knapp. Alleine bereits diese kurze und knappe Meldung würde ausreichen, um sich tagelang damit zu beschäftigen. Etwa mit dem Versuch eines Umrisses, was eigentlich ein "Klimaschaden" ist? Da ich das Lexikon nicht auswendig kenne, las ich kurzerhand einmal nach, wie "Schaden" definiert ist: "Nachteil durch Minderung oder Verlust von Lebensgütern". Aha. Frau Merkel warnt demnach also vor der Minderung oder dem Verlust des Klimas. Ich dachte bisher immer, es würde sich lediglich verändern oder auch "wandeln".
Man muss hierbei jedoch in Betracht ziehen, dass nicht ein Schaden des Klimas gemeint war, sondern ein Schaden durch das Klima. Ein Wasserschaden ist schließlich auch kein Schaden am Wasser.
Für letztere Deutungsmöglichkeit spricht immerhin, dass Frau Merkel prognostiziert, der Klimawandel (also hier: nicht Schaden) könne "den Wohlstand um mindestens fünf Prozent verringern, vielleicht sogar um 20 Prozent". Das macht den Zusammenhang nicht unbedingt klar, dafür lässt sich auch hierüber einige Tage lang nachdenken, wenn man möchte. Falls Sie möchten sollten, hier ein/zwei Anregungen:
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Wie sieht ein um fünf oder vielleicht sogar um zwanzig Prozent verringerter Wohlstand genau aus? Nehmen Sie als Maßstab dafür einfach Ihre persönliche aktuelle Situation, bei der es sich unbestreitbar (jedenfalls in Relation zu Menschen in Afghanistan oder Bangladesh) um Wohlstand handelt. Und dann stellen Sie sich vor, Ihr aktueller Wohlstand verringert sich um fünf Prozent. Oder vielleicht sogar um zwanzig. Was genau haben Sie oder wir alle dann weniger als im Augenblick?
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Wenn Sie das herausgefunden haben, wird womöglich auch klarer, was Frau Merkel damit meint, dass "ein konsequenterer Klimaschutz mit dem deutlich geringen Einsatz von etwa einem Prozent unseres Wohlstandes erreichbar" sei und finden heraus, wie genau sich ein Prozent Wohlstand einsetzen lässt(?).
Und wie Frau Merkel meinte: "Für mich ist das eine moralische und eine wirtschaftliche Notwendigkeit", was im Grunde beinhaltet, dass zwischen beidem unterschieden werden muss. Jedenfalls ließen sich - so Frau Merkel weiter - durch Klimaschutz "gewaltige Potenziale erschließen und weiterentwickeln". Sie erwähnte dabei jedoch nicht: moralische? Oder wirtschaftliche?

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