Montag, 3. September 2007

konsumatorische Kollateralschäden

( Mein Tagebuch-Eintrag vom 30.08. - "Frohe Weihnachten" - hat eine nette Resonanz in Form einiger eMails an mich ausgelöst. Ein paar Fragen zu meinen Ansichten rund um den Konsum und der dazugehörigen Werbung wurden öfter gestellt, sodass ich angesichts des offenbar breiteren Interesses hier gern nochmals darauf eingehe )

Apropos "Einkaufen": Haben Sie eigentlich auch schon einmal versucht, eine lapidare Erdbeer-Marmelade zu kaufen, wie es sie früher einmal zu kaufen gab? Ich persönlich halte das inzwischen für eine echte Herausforderung: Erdbeer-Mango, Erdbeer-Vanille, lauter solche abstrusen (man kann natürlich auch sagen "exotischen") Vermischungen... kein Problem. Schlichte und einfache und ausschließliche Erdbeer-Marmelade... ist eines. Mit Quarks und Joghurts und Fruchtsäften verhält es sich heute nicht mehr wesentlich anders.
Eine kurze Recherche bei einem Marmeladenhersteller ergab satte zwanzig (also: 20) verschiedene Sorten, dazu (also: dazu!) weitere fünf Sorten Marmelade "ohne Kerne - ohne Stücke", dazu(!) weitere fünf Sorten "Wellness-Marmelade" ("mit Vitamin C und wertvollen Ballaststoffen"), dazu(!) weitere acht Sorten Marmelade in Geleeform, sowie dazu(!) weitere sechs Sorten "Diät-Marmelade", sowie dazu(!) weitere acht Sorten "Spezialitäten-Marmelade". Willkommen in der Reizflut. Der Hersteller würde sagen, er erfüllt "Verbraucherbedürfnisse".

Apropos wiederum "wertvolle Ballaststoffe": Einigermaßen erstaunlich, was so alles als "wertvoll" deklariert wird. Achten Sie beim nächsten Einkauf einmal auf diese Worthülse, die fast an ein "nach Hausfrauenart" heranreicht, aber nicht ganz an einen "vollmundigen" Geschmack. Immerhin habe ich mittlerweile erfahren: Einen bestimmten Schokoriegel, der als "Müesliriegel" deklariert wird, kann man "bewusster genießen" (wohl als Hinweis an Konsumenten, die ansonsten nur un- oder unterbewusst genießen), weil die Zusammensetzung "ausgewogen" ist - jedenfalls irgendwie ausgewogener als bei "herkömmlichen" Riegeln. Nicht vergessen will ich an dieser Stelle auch die "schonende Zubereitung", die mich doch sehr beruhigt.
Auf Grund dessen schmecken manche Produkte dann übrigens auch "ofenfrisch". Derartiges wird beim "Einkaufserlebnis" zwischendurch nur noch überboten von "Naturprodukten", die aus "kontrolliertem Anbau" stammen - was wohl heißen soll, dass es nicht irgendwo unkontrolliert gewuchert ist und vom Bauern zufällig aufgefunden wurde. Obwohl: Das wiederum erreicht durchaus die Aussagekraft eines Hinweises wie "dermatologisch getestet", was nicht besonders viel darüber verrät, wie das Produkt bei diesem Test eigentlich abgeschnitten hat.

Im Grunde jedoch darf man auf diese und etliche weitere Details überhaupt nicht achten, weil es sonst nicht gelingt, den Einkauf bis zum Ladenschluss vollständig durchzuführen. Wobei wiederum gleich die nächste Frage auftaucht, ob mit "Ladenschluss" nicht eigentlich eher die Öffnungszeiten gemeint sind als der Laden(?).Ein Tipp zum Schluss: Wenn Sie einmal aus Langeweile oder soziologisch-psychologischem Interesse (oder beidem in Kombination) Verkäuferverwirrung betreiben wollen, fragen Sie einfach, ob man in diesem Laden Produkt X (egal, welches) "im Angebot" hat. Also: Ob man es in diesem Laden überhaupt anbietet und verkauft. Der Verkäufer nämlich - jeder(!) Verkäufer - versteht diese simple Frage nicht.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Neulich beim Bäcker...

- "Hallo. Zwei von den Vespersemmeln bitte."
- "Drei Stück wären gerade im Angebot."
- "Einzeln werden die nicht angeboten?"
- "...?....Äh...Doch, aber drei sind im Angebot."
- "Ich esse aber nur zwei."
- "Macht -,79"

Zuhause habe ich mir dann übrigens eine Scheibe Käse aus einer "Jubel-Packung" (laut Hersteller) auf die Semmel gelegt...

Grüße.

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