Samstag, 31. Juli 2010

verdünnte Meinungsbildung. ( löchriger Sommer, Teil Eins )

Kurz bevor unsere Parlamentarier in ihren verdienten Sommerurlaub abreisten, haben sie uns noch einen kleinen thematischen Knabberimbiss dagelassen. Wie seit Monaten kaum anders zu erwarten, handelt es sich wieder einmal um eine kreative Idee zur Einsparung von Kosten: homöopathische Behandlungen sollen aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen gestrichen werden.
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Natürlich: wer davon ausgeht, dass jede homöopathische Behandlung nichts weiter ist als Lug und – vor allem – Trug, dessen Wirkung einzig und allein auf reiner Einbildung der Patienten beruht und das Ganze schließlich gar keine „richtige Medizin“ sei, der wird folglich auch zu der Ansicht neigen, dieser Schwindel solle keinen Tag länger von der Solidargemeinschaft finanziert werden. Eine ganz klare Angelegenheit. Deutlich weniger klar ist den meisten dagegen, warum sie überhaupt diese Meinung vertreten.
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Das wiederum wird etwas klarer, wenn man sich ansieht, wie in meinungsbildenden Massenmedien über Homöopathie berichtet wird. Wenn beispielsweise ein zwielichtiger Heiler mit schwebender Kristallkugel auf Titelblätter gedruckt und das Titelthema als „Die große Illusion“ deklariert wird, sodass man das Heft gar nicht erst kaufen muss, um sich – wortwörtlich: „im Vorbeigehen“ – eine dem entsprechende Meinung bilden zu können.
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Wagt man allerdings einen Blick in dieses seriöse Magazin, darf man erfahren, dass Homöopathie a) „auf dem Grundprinzip der Verdünnung“ basiere und b) auf der Annahme, dass Wasser ein Gedächtnis habe, was mit journalistischer Sorgfalt nicht besonders viel zu tun hat – außer natürlich, es wird sehr sorgfältig auf eine ganz bestimmte Meinungsbildung hingearbeitet.
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Mit einer ähnlich fragwürdigen Qualität könnte man so auch feststellen, dass jedes Thermometer nichts weiter ist als Humbug, Lug und Trug: Zeigt es dreißig Grad an und legt man es in den Kühlschrank, erwärmt sich der Kühlschrank nicht um ein einziges Grädchen. Das Quecksilber ist also völlig wirkungslos und reines Placebo.
Und wer das als Homöopathie-Kritiker nun so überhaupt nicht versteht, darf das als Anregung betrachten,sich vielleicht doch etwas kundiger zu machen, worum es dabei tatsächlich geht.
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einsamer Schaden. ( löchriger Sommer, Teil Zwo )

Die Wissenschaft hat uns zu einer weiteren gesicherten Erkenntnis verholfen: Einsamkeit wirkt sich ganz exact genau so schädlich aus, wie rauchen. Der Mensch als soziales Wesen ist auf zwischenmenschlichen Kontakt, auf Zuwendung, Freundschaft und Gemeinschaft angewiesen. Sonst wird er krank. Schwerkrank. Todkrank.
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Menschen, die an Vereinsamung und fehlenden sozialen Kontakten leiden, haben laut einer Studie von Forschern an der Brigham Young University im US-Bundesstaat Utah ein vergleichbar großes Krankheitsrisiko, als ob sie alkoholsüchtig wären. Einsamkeit ist demnach schädlicher als keinen Sport zu treiben, und doppelt so schädlich wie Fettsucht, und mindestens so schädlich wie der Konsum von 15 Zigaretten pro Tag.
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Und: was nun? Werden Fernsehgeräte ab sofort nur noch mit aufgeklebten Warnhinweisen „TV-Konsum kann zum Tod führen“ verkauft? Ist ein Volksbegehren zum „Vereinsamungschutz“ in Bayern zu erwarten, das Einzelpersonen den freien Zugang zu Gaststätten und öffentlichen Veranstaltungen verbietet?
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Und… was ist eigentlich mit einsamen Menschen, die keinen Sport treiben, fettsüchtig sind, Alkohol trinken und 15 Zigaretten pro Tag rauchen?
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