Freitag, 28. Juni 2013

Verdächtig gut informiert

Da werden angeblich, hauptsächlich aus den USA, von -zig Tausend Angestellten mit einem Heidenaufwand Hunderte Millionen eMails, Facebook- und Google-Plus-Einträge und Telefonate überwacht, werden unvorstellbare Informationsmengen durchwühlt, um ein paar wenige, eine Handvoll Informationen herauszufiltern. Ist das nicht ziemlich paradox?

Und ist es nicht überhaupt paradox, Informationen aus Informationen herausholen zu müssen? Sind es nicht eher Nachrichten, Mitteilungen und Botschaften, die sich in der Masse von Informationen befinden? Oder ist das etwa alles dasselbe? Oder umgekehrt? Oder macht gerade das alles die Information als solche aus? Ist Information an sich dann gar keine?
Und wie paradox ist es, wenn flächendeckend in der Privatsphäre unschuldiger Bürger herumgeschnüffelt wird, und derjenige, der das aufdeckt, wegen Geheimnisverrats gesucht wird?

Etwa so paradox, dass die Masse harmloser Durchschnittsbürger überwacht wird, um ein paar wenige Kriminelle ausfindig zu machen. Die klammheimliche Umkehrung des Prinzips der Unschuldsvermutung: Man muss aufpassen, sich nicht irgendwie (wie genau, kann man nicht wissen) verdächtig zu machen. Am Ende stürmt ein vermummtes, schwer bewaffnetes Spezialeinsatzkommando nachts um Eins die Wohnung einer Durchschnittsfamilie, und entschuldigt sich hinterher für den bedauerlichen Irrtum eines „internen Kommunikationsfehlers“, siehe >> SEK stürmt falsche Wohnung

Ähnlich paradox verhält es sich mit dem Grund für den Überwachungswahn: Die permanente Gefahr vor dem Terror, vor Bomben und Attentaten. Aber wenn doch schließlich genau deshalb alles und jeder überall so aufwändig bespitzelt wird, warum sind wir dann eigentlich noch in Gefahr? Am Ende ist noch etwas dran an dem Spruch „Wer Menschen retten will, muss sie erst einmal in Gefahr gebracht haben“.

Und wie war das noch mit dem basalen Effekt („Wo eine Masse von Informationen herrscht, wird Information an sich unwichtig“) und der Heisenberg’schen Unschärferelation („Mehr Information schafft nicht mehr Klarheit, sondern mehr Unklarheit“). Das könnte uns alle beruhigen. Oder im Gegenteil.