Donnerstag, 14. März 2019

gedankenlos manipuliert

Der neumodische Begriff „Influencer“ ist – vor allem – ein Paradebeispiel dafür, wie sich eine erschreckend gedankenfreie Naivität verbreitet und kritik- und widerstandslos zu einer ziemlich fragwürdigen Normalität etabliert.

Schon seit etlichen Jahrzehnten nutzt die Werbebranche gern Prominente u.a. als Sympathieträger für Produkte und um die Glaubwürdigkeit der Werbeversprechen zu unterstützen. Das nannte und nennt man „Testimonial“. Und das funktioniert, obwohl Otto Normalbürger sehr genau weiß, dass der Prominente gutes Geld dafür bekommt.

Noch viel offen(-)sichtlicher ist – eigentlich – das Phänomen der „Influencer“: Ganz normale, in der Regel jüngere Menschen, die in den „Sozialen Medien“ irgendwelche Produkte anpreisen. Die Werbekunden versprechen sich davon, über diese „YouTuber“ und „Blogger“ und „Instagramer“ deren (oftmals Millionen) Abonnenten und „Follower“ zu erreichen, genauer: zu beeinflussen.

Diese ganzen „Influencer“ sind also auf Deutsch „Beeinflusser“, die ihre Abonnenten und „Follower“ beeinflussen sollen, irgendetwas zu kaufen. Und das geht tatsächlich so durch. Und niemand stört sich daran: „Na und? Solange das so weit geklärt ist, sind die Wörter und Begriffe doch schnurz“ Denkste.

Würde man stattdessen von Manipulatoren reden, die mit manipulierten Botschaften ihre zugeneigten Mitmenschen manipulieren… womöglich würde der eine oder andere dann doch einmal nachdenken, ob er sich tatsächlich (freiwillig) manipulieren lassen möchte – statt Manipulatoren auch noch als „Stars“ anzuhimmeln.

Zumal dahinter nichts weiter verborgen liegt als schnöder Konsum: von Kosmetika über Klamotten bis zu Trendgetränken, alles, was man Heranwachsenden so prima unterjubeln kann – die neben Schule und Ausbildung jobben gehen („müssen“), um sich den ganzen Kram leisten zu können …und diesen Zirkus bereitwillig mitmachen.

Dieselben Jugendlichen machen sich „Sorgen um ihre Zukunft“ und stellen sich demonstrierend für eine andere Klimapolitik auf die Straße. Ahnungslos, dass sie mit ihrem Konsumzirkus das Ganze (wortwörtlich) anheizen. Über ein Internet, dessen Betrieb allein schon 30% des gesamten Stromverbrauches ausmacht. Welcome to Paradoxia.