Mittwoch, 10. September 2008

Nanu? Sie sind noch da?

Bei der Europäischen Organisation für Kernforschung ("CERN") in Genf in der Schweiz ist heute der leistungsstärkste Teilchenbeschleuniger, der "Large Hadron Collider" ("LHC") angeworfen worden, um das - wie es heißt - "größte Experiment der Menschheitsgeschichte", auf der - wie es heißt - "Suche nach dem Gottesteilchen" zu beginnen.
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Der "LHC" ist ein 27 Kilometer langer Ringtunnel, durch den Protonen mit 99,9999991 Prozent der Lichtgeschwindigkeit rasen sollen, die pro Sekunde mehr als 11.000 Runden durch den Tunnel drehen. Das Ganze soll fundamentale Erkenntnisse ermöglichen - Antworten auf Fragen zum "Urknall", zur "Dunklen Energie" und auf die Theorie, woher Materie eigentlich ihre Masse hat. Quasi eben: Der Antwort auf die Frage aller Fragen, der Existenzfrage, dem "Gottesteilchen" ein Stückchen näher kommen.
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Für eine echte Gefahr hält das der Tübinger Chaosforscher und Biochemiker Otto Rössler, der bei diesem Experiment "unkontrollierte Reaktionen" für möglich hält, die "bis zu einem Weltuntergang führen könnten". Angesichts dessen, dass Sie gerade diesen Blog-Eintrag lesen und offenbar noch da sind, scheint das gerade noch einmal verhindert worden zu sein.
So meinte denn auch einer der Befürworter dieses Experimentes, der Astrophysiker Hubert Reeves aus Montreal, es gäbe dabei "kein Risiko" und alle Bedenken seien "hochspekulativ". Reeves sagte jedoch nicht, wie hochspekulativ eigentlich das alles ist, worauf dieses Experiment basiert und wie hochspekulativ das alles ist, was man mit den Versuchsergebnissen erklären wird.
Durchaus interessant nämlich, wenn eine ebensolche Hochspekulation offenbar immerhin ausreicht, um die Kosten von zwei Milliarden(!) Euro für den Bau dieses "LHC" Teilchenbeschleuniger zu rechtfertigen, ein Hinweis auf Gefahren dagegen als "hochspekulativ" abgetan wird.
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Jedenfalls werden die Erkenntnisse des Experimentes atemberaubend und von epochaler Bedeutung sein. So viel ist sicher. Warten Sie auf die Pressekonferenz. Denn eines wird mit derselben Sicherheit nicht passieren: dass die Forscher ihr Zwei-Milliarden-Euro-Projekt als nutz- und sinnlosen Fehlschlag bezeichnen werden. Eher im Gegenteil: man wird Erkenntnisse gewinnen, die ein neues, dann etwa fünf Milliarden Euro teures Experiment unbedingt erforderlich machen.