Donnerstag, 31. Mai 2007

Niere zu gewinnen

Am morgigen Freitag wird der holländische Fernsehsender BNN eine völlig neuartige Show ausstrahlen: Drei Kandidaten werden um die Gunst der 37-jährigen Lisa buhlen. Nein: Nicht schon wieder der Liebe wegen, denn das wäre heute nichts Besonderes mehr. Die Kandidaten sind schwerkrank und warten bisher verzweifelt auf ein Spenderorgan. Die oder der Auserwählte bekommt Lisas Niere eingepflanzt. Allerdings erst nach ihrem Tod. Ob die Verpflanzung ebenfalls live auf BNN übertragen werden wird, ist mir nicht bekannt. Der EU-Gesundheitskommissar Marko Kypriano hat die Show übrigens als "ziemlich schlechten Geschmack" kritisiert. Ähnliches war bei der ersten "Big Brother"-Show auch zu hören - heute interessiert sich kein Mensch mehr dafür.

Mittwoch, 30. Mai 2007

Eingezäunt und abgeschirmt.

Die Wirtschaft brummt endlich wieder, die Steuereinnahmen explodieren, und was wird mit Ihrem Geld gemacht, lieber Leser: es wird ein Zaun aufgestellt. In Heiligendamm, einem Ortsteil von Bad Doberan, anlässlich eines Treffens von Staats- und Regierungschefs, um Menschen davon abzuhalten, anderen Menschen gegenüber, die sie einmal als Volksvertreter gewählt haben, ihr theoretisches Recht auf Meinungsfreiheit zu demonstrieren: Ein Zaun, der nicht weniger als zwölf Millionen Euro gekostet hat, wahrscheinlich vergoldet und in ein Marmor-Fundament gegossen, dafür nur vorübergehend (werbetechnisch: "Nur für kurze Zeit") bis zum achten Juni, danach wieder abmontiert und der Entsorgung zugeführt. Mehr fällt mir dazu eigentlich nicht ein.

Montag, 14. Mai 2007

Pardon: Ich schieße nicht.

Dieses Blog hier beginnt mit dem 08. Mai 2002 (siehe "Archiv"). Also: Vor fünf Jahren. Zu dieser Zeit nannte man das im Sprachgebrauch viel umständlicher noch "Weblog" und war eine ausgesprochene Selten- und Besonderheit im weltweiten Internet.
Mittlerweile gibt es nicht nur etliche davon, sondern Blogs wurden zum offiziellen "Marketing-Instrument" erklärt: Ein schlichtes "Tagebuch" zu führen, in dem man seine Erlebnisse, Eindrücke und Gedanken interessierten Lesern zur Verfügung stellt... das geht seit dem angeblich nicht mehr. Seit dem muss man höllisch aufpassen, auch "zielgruppengerechte" Themen aufzugreifen oder zu produzieren (das "Ohr am Markt" zu haben) und genau so höllisch auf "zielgruppengerechte" Formulierungen zu achten, es geht um Imageaufbau und -pflege, Klick- und Besucherfrequenz, um den "Dialog mit (potenziellen) Kunden", für das man allesamt irgendwelche Checklisten oder gar ganze Konzepte für "zielgruppenorientiertes Bloggen" benötigt, inzwischen alles gar nicht mehr so einfach, sondern ganz, ganz wichtiges "Viral Marketing".
Nein, wirklich. Es nervt. Mich nervt es, wenn heute zwanghaft versucht wird, alles mögliche als "Marketing" zu verkaufen, das man keinesfalls "einfach nur tun" dürfte. Lieber Leser: Ich erlaube mir, mein Tagebuch weiterhin so zu führen, wie ich es seit fünf Jahren tue. Ich erlaube mir, Sie - aller Gefahren zum Trotz - noch immer nicht als Zielobjekt zu betrachten und weiterhin Einträge vorzunehmen, die weder auf Sie, noch überhaupt auf irgendetwas abzielen. Verzeihen Sie vielmals.

Freitag, 11. Mai 2007

Cerny im Taxi (3)

Taxifahrt in Berlin. Auf der Strecke zum Flughafen fährt der wie ein Student mit Nebenjob wirkende Fahrer wie der Teufel: Zwischenzeitlich quietschende Reifen, gleich zwei - meiner Meinung nach - "rote Ampeln" ignorierend, und Beschleunigungskräfte, die mich in bislang ungekannter Weise in den Sitz pressen. Ich frage den Fahrer: "Sagen Sie `mal: Werden wir verfolgt?". Darauf der Fahrer: "Wat? Och, Se meinen, weil ick en bisken rasant fahre? Ha, ha. Beem Pfarrer sonntachs inna Kiache schloofen de Leute ein, abba bee mia oof´m Rücksitz beten se". Wie lustich. Immerhin: Ich habe auch das überlebt.

Dienstag, 8. Mai 2007

In Deckung!

Mich hat heute ausnahmsweise wieder einmal interessiert, wie die Diskussion über so genannte "Killerspiele" eigentlich verläuft. Damit gemeint sind übrigens Spiele für Konsolen und Personal Computer, in denen die erreichte Punktzahl von virtuell durchgeführten Tötungsdelikten abhängt. Ich erwähne das nur sicherheitshalber, weil es anders als bei (z.B.) "Killerbienen" nicht die "Killerspiele" selbst sind, die Menschen töten. Doch trotzdem Vorsicht, bitte:

Professor Doktor Manfred Spitzer, Neurobiologe und Psychiater an der Uni-Klinik in Ulm, berichtet von wissenschaftlichen Erkenntnissen: "Also, da muss man sehr klar sagen, dass es diese Zusammenhänge gibt und dass die auch erforscht sind. Wir wissen heute, dass virtuelle Gewalt entweder passiv übers Fernsehen rezipiert wird oder noch schlimmer, aktiv eingeübt am Videospiel, tatsächlich gewalttätig macht." Oder auch (Spitzer): "Ein friedfertiger Mensch, der viel Videospiele spielt, ist am Ende gewaltbereiter als ein eher gewaltbereiter Mensch, der gar nichts spielt. Das ist nachgewiesen."
Also: Erforscht und nachgewiesen. Irgendwie dumm, dass angesichts höchst wissenschaftlicher Nachweise kaum jemand danach fragt, was genau hier eigentlich wann und wie untersucht wurde. Das ist deshalb nicht ganz unwichtig, weil ein anderer Wissenschaftler einen anderen "Versuchsaufbau" wählte und auch zu einem anderen Ergebnis kam: Dr. Michael Ladas von der Uni Münster kommt zu dem etwas anderen Schluss: "Wer Gewalt in Spielen ausübt, macht das nicht notwendigerweise auch im realen Leben". Tja. Und nun?

Ich würde einmal anregen, die "Versuchsaufbauten" ein wenig auszudehnen. Unter anderem auch auf die Wortwahl in Fernseh-Nachrichten, Zeitschriten und Tageszeitungen. Und dann schauen wir einmal, wie gefährdet eigentlich Journalisten sind, Amok zu laufen - respektive jeder noch unschuldige Fernsehzuschauer und Zeitungsleser:

Offene Schlacht um Endesa
Im Kampf um den führenden spanischen Energieversorger Endesa rüsten sich die rivalisierenden Lager zur Entscheidungsschlacht.

Der lange Marsch zum Marktführer
Die traditionellen Industrienationen setzen ihre Patente dabei auch als Waffe ein, um die Konkurrenz vom Markt zu verdrängen. Dass die Importe chinesischer DVD-Player in die EU seit 2005 um 95 Prozent eingebrochen sind, hat mit einem strategisch koordinierten Gegenschlag westlicher Hersteller zu tun. Das Beispiel DVD-Spieler hat gezeigt, dass es noch andere Angriffsvarianten außerhalb der Klage vor Gericht gibt.

Milliardenschlacht - Konsortium überbietet Barclays im Kampf um ABN Amro

Union kontert SPD-Attacke
Die Union ist über die jüngste Frontalattacke der SPD-Spitze verärgert und geht zum Gegenangriff über.

Beckstein verteidigt Schäuble: "Maßlose Angriffe"
Nach den heftigen Attacken aus der SPD hat die Union jetzt verbal zurückgeschlagen.

Fall Siemens: Jetzt gerät auch Cromme unter Beschuss

RAF-Debatte: CSU-Generalsekretär Söder gerät wegen seiner Attacken in der RAF-Begnadigungsdebatte unter Beschuss.