Samstag, 31. Mai 2008

budgetierte Moral.

Neulich beim Surfen stieß ich auf einen Artikel in einem Online-Fachmagazin, das nach eigener Darstellung "neueste Trends und fundierte Hintergrundinformationen" aus dem Bereich des Marketing liefert.
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Einer dieser "neuesten Trends", weil (Zitat) "gut fürs Geschäft" sind demnach Ethik und Moral. Ein gewisser Bernt Schmitt, seines Zeichens Professor an der University of Columbia wird dabei wie folgt zitiert: "Ethik ist, genau wie Umwelt und Wellness, ein wichtiger inhaltlicher Trend im Marketing".
Im Anschluss an dieses Zitat folgt die Fragestellung "Tatsächlich besinnen sich immer mehr Unternehmen auf ihre soziale Verantwortung und lassen Milliarden für die Wohltätigkeit springen. Aber lohnt sich die Investition?".
Anschließend daran wiederum wird eine Studie der "Ivey School of Business" in Western Ontario zitiert, wonach sich irgendwelche Forscher mit dieser Frage beschäftigten und zu dem Ergebnis kamen: "Moral ist gut fürs Geschäft".
Dieser Artikel in diesem Fachmagazin schließt resumierend: "Findige Unternehmen tun also gut daran, sich für ethische Produktionsverfahren einzusetzen".

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Wenn Sie mich dazu befragen: Mir fehlen die Worte. Noch viel schlimmer: Einige werden nicht einmal verstehen, warum mir die Worte fehlen und was dieser Blogeintrag überhaupt nun soll.
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Freitag, 23. Mai 2008

irgendwie ärmlich.

"Lieber reich und gesund als arm und krank". Dem kürzlich von Arbeits- und Sozialminister Scholz veröffentlichten, dritten "Armutsbericht" der Bundesregierung zufolge nähert sich die gesellschaftliche Gesamtentwicklung bedrohlich genau diesem Lebensmotto.
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Demnach liegt die so genannte "Armutsrisikoquote" nunmehr bei 13 Prozent und umfasst Menschen, die in jedem Fall schon einmal weniger als 781 Euro monatlich zur Verfügung haben, deshalb jedoch noch lange "nicht wirklich arm", sondern "irgendwie ärmlich" sind - nämlich eben einem "Armutsrisiko" ausgesetzt sind.
Dabei lohnt es sich durchaus, sich einmal anzusehen, was diese "Armutsrisikoquote" eigentlich genau sein soll: sie umfasst "den Anteil der Personen in Haushalten, deren bedarfsgewichtetes Nettoäquivalenzeinkommen weniger als 60% des Mittelwertes (Median) aller Personen beträgt".
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Wer nun meint, damit sei für ihn alles gesagt, der hat mir etwas voraus. Bei meiner persönlichen Recherche, was ein "bedarfsgewichtetes Nettoäquivalenzeinkommen" sein soll, fand ich die Erklärung, dass hierbei Einkommen "nach Haushaltsgröße und Zusammensetzung gewichtet" werden. Das sei deshalb zweckmäßig, weil in einem 3-Personen-Haushalt beispielsweise der Kühlschrank eben von 3 Personen benutzt wird, und sich somit der Anschaffungspreis und die Betriebskosten des Kühlschranks auf 3 Personen verteilen, was sich in einem Single-Haushalt entsprechend anders verhält. Aha.
Diese Gewichtung erfolgt laut Statistischem Bundesamt folgendermaßen: Der Haupteinkommensbezieher eines Haushalts erhält das Gewicht 1,0, weitere Personen des Haushalts, die älter als 14 Jahre sind, den Gewichtungsfaktor 0,5 und Kinder bis zu 14 Jahren den Faktor 0,3. Warum genau diese und keine andere Gewichtung, das erfährt man nicht, doch es wird sicherlich gute Gründe haben. Theoretische. Statistische.
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Armut ist also eine Frage der Theorie, der Statistik und des jeweiligen Maßstabes. So in etwa, wie beim letzten "Armutsbericht" im Jahr 2005 noch die Summe von 983 Euro als Grenzwert des "Armutsrisikos" gesetzt wurde, während es diesmal eben 781 Euro sind.
Einen ganz anderen Maßstab legen irgendeiner Umfrage zufolge manche Bürger an, wenn es um Armut und Reichtum geht. Demnach fühlen sich angeblich 91% "reich", wenn sie... gesund sind(!). Dumm wird es allerdings natürlich dann, wenn Gesundheit eine Frage des Geldes wird. Siehe oben.
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