Dienstag, 27. Februar 2018

luftig verdreht

Wissen Sie noch: Welch Aufregung damals im Jahr 2015, als bekannt wurde, dass verschiedene Automobilhersteller den Schadstoffausstoß trickig manipulierten. Genauer: Nicht den Ausstoß an sich, sondern Messwertangaben. Und jetzt, drei Jahre später, spricht plötzlich alles und jeder von Stickstoffdioxid.

Es scheint, als ob man immer mehr Humor benötigt, um das Alltagsleben einigermaßen unbeschadet zu überstehen. Da ist es irgendetwas zwischen schade und grob fahrlässig, dass Humor nicht als Teil der Bildung verstanden wird. Doch „der Ernst des Lebens“ wird schließlich nicht grundlos so genannt.

Kürzlich musste ich einen Werbespot miterleben, über den ein Kredit zu sagenhaften -0,5% (also: minus!) Zinsen angepriesen wird: „Sie bekommen 1000 Euro und zahlen nur 972 zurück“. Wer sich ein bisschen auskennt, amüsiert sich darüber, dass die Bank einem natürlich nicht 28 Euro schenkt, sondern 972 kassiert. Doch so etwas ist schließlich als Werbung voll legitimiert, sogar mitten im Bildungszeitalter.

Irgendwie so ähnlich ist das gerade mit dem Getöse um das Reizgas Stickstoffdioxid, das (unter vielen anderen) aus den Auspuffen in unser aller Atemluft gepustet wird. Und wie gefährlich das ist! Jährlich 6.000 Menschen sterben daran. Angeblich. Wie auch immer man das gezählt haben will.

Jedenfalls wären das glatt doppelt so viele Tote, wie angeblich jährlich durch Passivrauchen sterben. Und das hatten etliche Bürgerinitiativen angeprangert, und mit Bürgerbegehren umfangreiche Rauchverbote durchgesetzt. Die generelle Luftverpestung scheint man dagegen lieber den Politikern zu überlassen.

Wundersam jedoch, was man sich ausgerechnet auf diese Stickoxide stürzt und über Fahrverbote von Dieselfahrzeugen diskutiert. Schließlich befindet sich da noch einiges andere in der frischen Luft: Ammoniak, Schwefeldioxid und Feinstaub, sowie ein paar Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber.

Alleine aufgrund von Baustellen(fein)staub sterben angeblich allein in Los Angeles jedes Jahr 700 Menschen, sagen Forscher an der University of California.  Für woanders in der Welt hat das noch nicht einmal jemand untersucht. Doch weit und breit niemand, der Baustellen verbieten will.