Donnerstag, 31. Juli 2008

Wenn Rauchen Lärm verursacht.

Das Bundesverfassungsgericht hat also gestern entschieden, dass die zu Beginn dieses Jahres inkraft getretenen "Nichtraucherschutz"-Regelungen neu geregelt werden müssen. Bis Ende 2009 soll das passieren und so lange regelt eine Übergangsregelung, wie gesundheitsschädlich das Rauchen übergangsweise und vorübergehend ist.
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So lange können sich einräumige Kneipen mit weniger als 75qm als Raucher-Zuflucht deklarieren, vorausgesetzt Jugendliche unter 18 Jahren bleiben draußen und es wird kein selbst zubereitetes Essen angeboten. Mir ist allerdings nicht bekannt, ob im Rahmen dieser Neuregelung auch der Marmorkuchen geregelt ist, den nicht der Kneipenbesitzer selbst zubereitet hat, sondern seine Tante Berta.
Ähnliches ist übrigens auch für Discotheken neugeregelt, in denen nun geraucht werden darf, sofern u.a. ein exklusiver Raucher-Raum existiert, in dem sich jedoch keine Tanzfläche befinden darf. Wer also raucht, darf nicht tanzen. Und wer tanzen will, darf das nicht inmitten von Rauchern. Der Sinn dieser Verordnung müsste mir noch erklärt werden.
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Nicht weniger interessant ist auch, wie eine theoretische Lösung zu Folge-Problemen in der Praxis führen kann. Nämlich dort, wo Raucher bisher das Lokal verlassen mussten, um sich draußen auf dem Gehweg ihre Zigarette anzuzünden, wurden zwar Nichtraucher vor Rauch geschützt, doch es führte zur Lärmbelästigung der Anwohner. Ein Problem, das offenbar im Gesetzentwurf niemand vorhergesehen hatte. Andernfalls wäre wohl auch das sicherlich im Versammlungsrecht geregelt worden, sodass sich etwa vor Lokalen maximal fünf Raucher aufhalten dürfen. Obwohl in diesem Fall zur Diskussion stehen würde, ob sich Nichtraucher in unbeschränkter Anzahl vor einem Lokal versammeln dürfen - weil sie nicht rauchen.
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Dienstag, 15. Juli 2008

klarer Fall von Denkste.

Einer heutigen Meldung zufolge haben Wissenschaftler, die keine sind, wieder einmal einen Beweis erbracht, der keiner ist: In einer Versuchsreihe haben die Psychologen Lisa Feigenson und Justin Halberda von der Johns-Hopkins-University in Baltimore verschiedenen (u.a. übrigens gerade einmal 14 Monate alten) Kindern 4 Spielzeuge vorgesetzt und dabei hin und wieder eines der Spielzeuge versteckt. Aus der Zeit, die die Kinder damit verbrachten, nach dem fehlenden Spielzeug zu suchen, schlossen die Psychologen, ob sich die Kinder an alle 4 Spielzeuge erinnern konnten bzw. bemerkten, dass eines fehlt. In jedem Fall: Die Psychologen scheinen Spaß gehabt zu haben.
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Durchgeführt wurde diese Versuchsreihe, um herauszufinden, wie viele Elemente erwachsene Menschen im Kurzzeitgedächtnis behalten können (laut herrschender Expertenmeinung: angeblich weniger als 10) und warum überhaupt.
Laut der beiden Psychologen lässt sich diese Anzahl jedoch steigern, wenn (z.B.) Buchstaben in einen Bedeutungszusammenhang gebracht werden, wie - laut der Psychologen - etwa die Buchstabenreihe PBSBBCCNN leichter merkbar wird, teilt man sie in die Blöcke PBS, BBC und CNN ein, was dem Bedeutungszusammenhang mit drei Fernsehsendern entspricht. Trickig, trickig, und eine nahezu atemberaubende Erkenntnis, die man seit einigen Jahrzehnten "Eselsbrücke" nennt.
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Es kommt noch besser: Die Versuchsreihe mit Kleinkindern (also: das Erkennen und Vergleichen unterschiedlicher Spielzeuge) hat angeblich "klar bewiesen", dass das Gruppieren ähnlicher Gegenstände kein erlernter Prozess sei, sondern "eine grundlegende Eigenschaft des menschlichen Gedächtnisses". Ein hochinteressanter "klarer Beweis". Nicht nur, aber vor allem deshalb, weil schon alleine das Sehen ein Lernprozess ist, und somit erst recht das Erkennen und Vergleichen, und somit erst recht das Gruppieren von Gegenständen, und erst recht das Zuweisen von bestimmten Bedeutungen, und somit erst recht das Herstellen von Bedeutungszusammenhängen.

Freitag, 11. Juli 2008

unter Strom.

Und wieder einmal geht es in meinem NotizBlog - wenn auch eher indirekt und mittelbar - über eine Talkshow. Diesmal: Maybrit Illners im ZDF, gestern Abend, Thema "Gefährlich, aber billig: Ist Atomstrom doch die Lösung?". Fünf Fachleute und Experten, die über den Ausstieg oder Nun-doch-lieber-nicht-Ausstieg aus der Stromproduktion durch Kernspaltung in Kernreaktoren diskutieren und ihre Standpunkte austauschen. Nun... warum auch nicht.
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Wie immer in solchen Fällen, werden manche Fragen nicht gestellt und dem entsprechend auch nicht beantwortet. Denken wir einmal zurück zu den Anfängen des elektrischen Lichts, so war es sicherlich ausgesprochen praktisch, auch bei natürlicher Dämmerung und mitten in der Nacht ein gutes Buch zu lesen oder Skat zu spielen, wenn einem danach war. Heute dagegen wird vor allem in den Zentren der Großstädte die Nacht zum Tag gemacht, und zwar vornehmlich zur Beleuchtung von Werbeflächen aller Art (während Ampeln übrigens ganz gern nachts abgeschaltet werden): Etwas, das als so genannte "Lichtverschmutzung" nicht nur auf Mensch und Tier schädigend wirkt, sondern einen enormen, völlig unnötigen Stromverbrauch mit entsprechenden Folgen nach sich zieht, jedoch... nicht diskutiert wird.
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Andererseits hat das selbstverständlich auch seine gute Seite: Kraftwerke müssen ausgelastet sein, damit sie sich rentieren und Arbeitsplätze sichern. Dafür muss man schon einmal das eine oder andere in Kauf nehmen.
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Donnerstag, 3. Juli 2008

gut geölt.

Gestern Abend war es wieder einmal so weit: "Hart aber fair" im Ersten Fernsehprogramm. Ich kann mir nicht helfen, doch es scheint mir, als würde die Qualität dieser Talksendung zunehmend leiden, seit dem sie aus den Dritten Programmen ins Erste gehieft wurde. Wie auch immer: Das Thema der gestrigen Ausgabe lautete ""Tanken, heizen, fliegen: Kostet uns der Ölpreis den Wohlstand?". Allein bei diesem Titel fiel mir auf Anhieb ein Satz aus einem Loriot-Sketch ein: "Da geht ja schon die Frage am Thema vorbei".
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Bezeichnend für die eklatante Themenverfehlung u.a. eine Frage, die Moderator Frank Plasberg in die Diskussion warf (sinngemäß): "Jemand, der sich ein Dieselauto gekauft hat, trotz des höheren Anschaffungspreises und trotz höherer Kfz-Steuer gegenüber eines Benziners, weil Dieselkraftstoff bisher immer preiswerter war als ein Liter Super... bei wem soll der sich nun beschweren? Bei der Regierung, den Mineralölkonzernen oder den Scheichs?".
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Man möge sich diese Frage mitsamt ihrer Relevanz auf der Zunge zergehen lassen bei der Aussicht, dass spätestens (also: spätestens) im Jahr 2050 der letzte Tropfen Erdöl aus dem Boden geholt sein wird. Dann ist Ende. Kein Öl mehr. Finito. Die letzten paar Liter dürften dann etwa den Wert eines Eisenbahnwaggons voll Gold haben. Und den entsprechenden Preis.
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Man möge sich bewusst machen, welche enormen Veränderungen das bis (spätestens) in gerade einmal 40 Jahren bewirken wird. Und zwar nicht "nur" anhand dessen, mit welcher Art von Fahrzeug der "Kleine Mann" in Zukunft zum Supermarkt fahren wird. Sondern vielleicht auch anhand dessen, dass chemische Produkte zu etwa 90% aus Erdöl und Erdgas gewonnen werden, betrifft damit die zukünftige Herstellung von Arzneimitteln, Lackfarben, Waschmittel, Plastik. Beispielsweise.