Donnerstag, 22. November 2012

Wissenschaft scheitert an sich selbst


Die Wissenschaft hat gewisse Ansprüche, die sie an sich selbst stellt. Und die Wissenschaft hat (genau deshalb) ganz bestimmte Maßstäbe und Kriterien für Theoriebildung und Beweisführung. Sonst könnte schließlich jeder Dahergelaufene irgendwelchen Unsinn über die Welt, das Leben und die Wahrheit erzählen. Nein: der Unsinn muss schon wissenschaftlichen Ansprüchen genügen.

In einer unnötig ausgedehnten TV-Dokumentation wurde kürzlich wieder einmal über das Phänomen „Zeit“ philosophiert und spekuliert, allerdings auf höchst wissenschaftlichem Niveau. So wurde darin etwa die clevere Frage aufgeworfen: Wenn Zeitreisen irgendwann tatsächlich möglich sein sollten, warum hatten wir dann nicht längst einen Besucher aus der Zukunft hier bei uns? Man neigt prompt zu der Gegenfrage: Wie will man das wissen? Als Besucher aus der Zukunft würde man wohl jedenfalls einen Teufel tun und sich als solcher zu erkennen geben, um den Rest seines Lebens in einer geschlossenen Abteilung zu verbringen.

Eine andere Schicksalsfrage rankte sich um das wissenschaftliche Rätsel, warum die Zeit eigentlich immer nur in eine Richtung läuft? Nämlich: vorwärts, in die Zukunft, und niemals rückwärts? Und das, wo doch sämtliche physikalisch-mathematischen Gesetze zeitunabhängig sind, also auch bei rückwärtslaufender Zeit ebenso gültig wären? Ein auf den Fliesenboden fallender und zerspringender Keramikteller, zum Beispiel, würde sich demnach exact wieder zusammenfügen, wie von Geisterhand.

Ein wissenschaftliches Rätsel, das auch nur für die Wissenschaft eines ist, wenn hier immer noch gnadenlos stur in eine Richtung gedacht wird. Es gibt da schließlich noch die andere Theorie, dass die Zeit eben nicht als linearer Zeitpfeil (vorher->nachher) nur in Richtung Zukunft abläuft, sondern zirkulär, wie vor allem im asiatischen Raum gedacht wird.
Und dann gibt es da noch den feinen Unterschied zwischen Kausalität und Logik, den Unterschied zwischen Wissenschaft und dem Reden über Wissenschaft. So ist das „Wenn->Dann“ der Kausalität tatsächlich zeitabhängig, das rein erklärerische „Wenn->Dann“ der Logik dagegen nicht. Eben deshalb setzt sich ein kausal-bedingt zerstörter Keramikteller nicht wieder zusammen, doch die passende Erklärung dagegen, etwa mittels physikalischer Gesetze, lässt sich problemlos umkehren.

Und so scheitert Wissenschaft an sich selbst. Aber mit solcher Denkarbeit muss man den Zuschauer natürlich nicht belasten. Zur Not beruft sich ein Fernsehsender immer darauf, dass es sich bei solchen Dokumentationen schließlich um Unterhaltung handelt, und nichts als Unterhaltung.