Montag, 28. Februar 2005

Wo bleibt die Empörung?

Nun hat sich ganz Deutschland (oder besser: Medien und Politik) eingehend mit der Philosophie der Deutschen Bank beschäftigt, trotz Rekordgewinn weltweit 6.400 Mitarbeiter entlassen zu wollen - verantwortet von deren Vorstandschef Ackermann mit einem Jahresgehalt von etwa 11 Millionen Euro. Wie sich inzwischen gezeigt hat, hat die allgemeine Empörung Wirkung gezeigt: Die Deutsche Bank will über die Entlassungen "noch einmal nachdenken" und Herr Ackermann rechtfertigte sich mittlerweile öffentlich, indem er darauf hingewiesen hat, dass ihm "rein vertraglich noch viel mehr Geld zugestanden hätte" als schlappe 11 Millionen Euro. Ziel erreicht? Eine Lobeshymne auf unsere unnachgiebige Medienlandschaft? Nun:

Zunächst einmal ist dabei nichts weiter herausgekommen als heiße Luft. Erzählt wird nun einmal viel, wenn der Tag lang und der "öffentliche Druck" groß genug ist. Das einzige, das Herr Ackermann nun tun muss, ist abzuwarten, bis sich das ganze ein wenig beruhigt hat. Erfahrungsgemäß kräht in wenigen Wochen kein Hahn mehr danach.
Mich persönlich beschäftigt in erster Linie die Frage, aus welchem Grund "man" sich ausgerechnet auf die Deutsche Bank derartig eingeschossen hat(?). Auch die Commerzbank zum Beispiel hat ihren Vorstandsmitgliedern eine saftige Gehaltserhöhung von 120.000,- Euro pro Mann und Jahr zugestanden - während gleichzeitig verkündet wurde, leider 900 Mitarbeiter "freisetzen" zu müssen. Und hier? Wo bleibt hier die Empörung? Die nicht minder fragwürdige Philosophie der Commerzbank hat nicht ein Drittel so viel Aufmerksamkeit und Aufregung entfacht. Und weil das so ist, kam am Wochenende ein bemerkenswertes Geschäft zustande: Das Frankfurter Waldstadion wird ab Sommer nicht mehr "Frankfurter Waldstadion" heißen, sondern "Commerzbank-Arena". Sieh an. Die Commerzbank hat für zehn Jahre das Namensrecht an der Sportstätte erworben - und zwar für eine Summe in zweistelliger Millionenhöhe, wie vermutet wird.

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