US-Präsident Obama
hat vor einer Woche seine zweite Amtszeit angetreten, traditionsgemäß am 21.
Januar, dem „Inauguration Day“. Ein begrifflich grober Lapsus der
US-Amerikaner, die ansonsten verkäuferisch so enorm talentiert sind. Vielleicht
ist auch nur die zeitgemäße und werblich cleverere Kurzform „iDay“ längst von
„Apple“ patentiert. Am präsidialen Verkaufserfolg ändert das allerdings nichts.
Eines muss man den
US-Amerikanern lassen: Wenn sie etwas nahezu perfekt beherrschen, dann ist es
die Inszenierung. Erst recht natürlich, wenn es um die Stellenbesetzung des
„Mächtigsten Mannes der Welt“ geht. Die Vorstellung, das würde hierzulande
ähnlich inszeniert, geschweige denn medial in alle Welt live übertragen, ist
dabei erstaunlich absurd.
Perfekte
Inszenierung. Wie eine TV-Dokumentation anlässlich des „Inauguration Day“
verriet, sorgt ein Stab von zwei bis drei Dutzend PR-Beratern dafür, dass der
US-Präsident imagemäßig optimal auftritt – oder dafür, dass es wenigstens so
scheint als ob.
Nach diversen
Fettnapftritten früherer Präsidenten sei es in unserer heutigen
Medienlandschaft völlig undenkbar, dass Barack Obama öffentlich auch nur ein
einziges Wort spontan äußern würde. Völlig undenkbar. Tatsächlich sei restlos
alles, jedes Wort und jede Geste vorher detailliert besprochen und abgeprüft.
Restlos alles.
Mit dieser
Information möge man sich nun die Tränen in Erinnerung rufen, die sich der
US-Präsident im Dezember während seiner Rede nach dem Amoklauf an einer
Grundschule in Newtown aus dem Auge wischte.
Zurück zum
„Inauguration Day“: Der alte und neue US-Präsident, laut Medien nicht nur
amtlich, sondern auch persönlich. Aus dem „Messias“ sei quasi ein „Obama 2.0“
geworden. Kein wolkiges Pathos-Gerede mehr, sondern konkrete Ansagen würde er
nun liefern. Hieß es.
Und wie konkret ist
es, wenn ein US-Präsident „das amerikanische Versprechen von Freiheit und
Gleichheit“ nicht nur einfach nebenbei anspricht, sondern gar „beschwört“?
„Freiheit“ heißt
dann vielleicht konkret: „Du bist frei! Also ruf´nicht nach dem Staat. Wenn du
dich bedroht fühlst, hast du die Freiheit, dir Waffen zu kaufen. Wenn du krank
bist, hast du jede Freiheit, dich behandeln zu lassen. Wenn du keinen Job und kein
Geld hast, hast du ein Problem. Es ist dein Problem. Kümmere dich selbst darum. Du
bist schließlich frei!“.
„Gleichheit“
wiederum heißt vielleicht konkret, frei nach Henry Ford: „Sie können einen Ford
in jeder Farbe haben, die Sie wollen – solange es schwarz ist“. Nur, wenn alle
gleich sind, wenn alle das gleiche wollen, können wir auch alles an alle verkaufen,
Coca-Cola, McDonald´s, Levis, Disney und Hollywood, das Tellerwäscher-Ideal,
die Wegwerf-Mentalität und den „American Way Of Live“.
Insgesamt ist das jedenfalls
ein echter Verkaufsschlager, in alle Welt exportiert, es lebe die Globalisierung.
Hier und da hapert es an der Freiheit, woanders noch an der Gleichheit,
manchmal fehlt es auch nur ein bisschen an der Inszenierung. Doch jeder kleine
Fortschritt in diese Richtung wird als Fortschritt gefordert, gefördert und
gefeiert.
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