Freitag, 15. August 2014

verwirrend unlogisch.

Nein, wirklich: Wenn es um die Logik geht, wird es knifflig. Nicht unbedingt wegen der Logik an sich, die eigentlich schon kompliziert genug ist, je nach dem, wie stark man sich damit beschäftigt. Sondern eher wegen dem, was tief und fest in unser aller Köpfen feststeckt, wenn es um Logik geht. Da ist es fast schon konsequent logisch, dass sich kaum jemand ernsthaft damit beschäftigen will.

Getreu dem Spruch „Wer einen Hammer hat, sieht überall Nägel“, stutze ich jedesmal, wenn aus dem Radio eine bestimmte Stelle eines aktuellen Liedes zu hören ist: „Ich mach` die Augen zu und dann … seh` ich, was die Logik nicht begreifen kann“. Tja. Das wäre mal interessant zu wissen: Was sieht man in einem solchen Fall, wenn man sieht, was die Logik nicht begreift?

„Die Logik“ begreift eben gar nichts. Ebenso wenig, wie „die Lyrik“ stellvertretend für den Musiker einen Songtext schreibt oder „die Addition“ eine Summe ausrechnet. Die Logik ist ein gedankliches Hilfsmittel, das manchmal mehr und manchmal weniger geeignet ist, um etwas zu begreifen. Das hängt jedoch in erster Linie vom Anwender persönlich ab.

Ich erinnere mich dabei grob an ein TV-Gespräch, das kürzlich auf einem deklarierten „Bildungskanal“ ausgestrahlt wurde. Als Gesprächsgast eine Paar- und Familientherapeutin, mittendrin gefragt vom Moderator: „Sie machen also systemische Beratung. Das ist, glaube ich, nicht ganz einfach zu erklären. Ich hab`s zweimal versucht nachzulesen, ich hab`s, ehrlich gesagt, nicht verstanden“.
Die Antwort der Therapeutin: „…ähm, ich beschränke mich darauf, …ich erkläre es einfach so, …ich arbeite mit Beziehungsproblemen. Also, zu mir kommen Leute, die in irgend einer Art und Weise Beziehungsprobleme haben“. Das klingt nicht gerade nach geballter Kompetenz.

Systemische Beratung also. Man kann das auch anders erfragen: Warum pappen Hersteller eigentlich „Bio-“ und „Öko“- und Qualitäts- und Garantie-Siegel auf die Verpackungen? Weil es sich damit besser verkaufen lässt. So ungefähr ist das auch mit dem Großteil der systemischen Beratung. Und da kommt so manch ein Berater auch schon mal leicht ins Stottern.

Systemisch meint Effekte von Gegen- und Wechselwirkungen und Rückkopplungen. Und das sind natürlich Hauptmerkmale generell in der Kommunikation, nicht zuletzt bei Verständigungsproblemen, nicht nur bei Paaren und in Familie und Erziehung, sondern überall zwischen Menschen. So einfach kann man erklären, was systemisch ist. Erheblich schwieriger ist etwas ganz anderes…

Wo etwas systemisch verläuft, gegen- und wechselwirkend, da wirken eben keine klaren Ursachen, die wir so gerne hätten, um „zu wissen, woran es liegt“, um so auch „die Ursache beheben“ zu können. Nur wenig bis gar nichts verläuft hierbei nach einer „Wenn->Dann“-Logik. Systemisch meint also (unter anderem) unlogisch. Eine systemische Beratung ist damit quasi „angewandte Unlogik“: sie kann weder aus irgendeiner (Problem-) Analyse bestehen, noch kann sie Ursachen aufdecken und beheben wollen, es kann hier auch nicht ein bestimmtes Ziel verfolgt und damit auch nicht erreicht werden. Überall dort, wo das dennoch erzählt wird, ist „systemisch“ nichts weiter als ein aufgepapptes Etikett zum besseren Verkauf.

Doch bei allem, was wir in unseren Köpfen haben, fragt man sich, wie um alles in der Welt auf diese Weise, systemisch, überhaupt irgendein Problem gelöst werden kann… unlogisch, ohne Analyse, ohne Ursachenforschung, ohne Zielsetzung(?). Genau das ist das eigentliche Problem: Das, was wir in den Köpfen haben, und wie das eigentlich da rein gekommen ist. Nicht nur: Wie Lösungen möglich sind. Sondern: Was überhaupt ein Problem ist.

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