Samstag, 12. Dezember 2015

klimatisch verhandelt

Gut zwei Wochen nach den Terroranschlägen in Paris versammelten sich genau dort – erstaunlicherweise völlig unbedroht – über 130 Staats- und Regierungschefs beim UNO-Klimagiipfel, um über die Rettung des Weltklimas zu verhandeln. Mit anderen Worten: Der Klimawandel ist reine Verhandlungssache. 

Auf der Website des „Spiegel“ prangte begleitend zum Klimagipfel die Topmeldung „Hier wird der Klimawandel sichtbar“, garniert mit einigen Fotos: „Wie weit die Erderwärmung bereits vorangeschritten ist, zeigt der Vergleich historischer Gletscherfotos mit aktuellen Aufnahmen“.

Diese historischen Bilder stammen aus den Jahren zwischen 1911 und 1932. Ach. wie dramatisch dieser direkte Vergleich. Man fragt sich glatt, warum man nicht einfach die heutige Landschaft mit der köchelnden Ursuppe der Erdentstehung vergleicht. Es wäre halt nicht so dramatisch. Im Gegenteil: Man wäre wohl ziemlich froh über das heutige Klima.

Dramatisierungseffekte dieser Art kennt jeder aus der Werbung, wenn Produkte mit vermeintlichen „Vorher-Nachher“-Vergleichen angepriesen werden. Wer warum zu solchen Methoden greift, wenn es um den Klimawandel geht, möge der geneigte Leser bitte selbst überdenken.

Eine andere Anregung liefert die nächtens in Regionalprogrammen ausgestrahlte „Tagesschau vor 25 Jahren“: Da verkündete der Wetterbericht für die erste Januar-Woche des Jahres 1991 Temperaturen zwischen 7 und 12 Grad, im Süden bei Föhn bis zu satten 16 Grad. Auch schon damals irgendwie kein „richtiger“ Winter.

Dafür hatten wir dieses Jahr einen enorm hitzigen Sommer, jedoch ganz ohne jeden Klimawandel. Jedenfalls nicht in den Medien. Erst jetzt, Anfang Dezember, wird das Thema parallel zum Weltklimagipfel plötzlich wieder interessant, weil man schließlich bitteschön weiße Weihnacht haben will. Doch statt dessen sind vereinzelt blühende Osterglocken zu bewundern und leiden Allergiker unter Pollenflug.

Mojib Latif, der erstaunlich bekannte Klimaforscher, der bei solchen Gelegenheiten üblicherweise interviewt wird, verwies allerdings auf irgendeinen Vier-Jahres-Rhythmus, wonach das Wetter aktuell noch ziemlich normal ist. Erheblich beruhigend, dass sich das Wetter noch immer nach unseren Normen richtet.

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