Falls noch irgendjemand einen Zweifel daran hat, dass in diesem Land etwas nicht mehr stimmt, der sollte sich dringendst mit einem Blutfett namens Lipoprotein (a) beschäftigen. Und wer keine Zeit oder keine Lust hat, sich mit einem Blutfett zu beschäftigen, oder wer sich fragt, was ein Blutfett mit den Zuständen in Deutschland eigentlich zu tun hat, der wende sich der ZDF-Sendung "Frontal21" zu . Gut: Wie so oft beim so genannten "Investigativ-Journalismus" trifft auch "Frontal21" wieder einmal knapp daneben. Nichtsdestotrotz reicht der betreffende Bericht völlig aus, um mehr als nachdenklich zu werden: Es geht um die Frage "Was ist ein Menschenleben wert?".
Eine Frage keineswegs philosophischer Natur, sondern bedauerlicherweise aus dem Leben gegriffen. Und es geht ... um das Blutfett Lipoprotein (a), gesprochen: "Lipoprotein klein a". Und es geht um einen Menschen. Um einen so genannten "Einzelfall". Es geht um Herrn Henry Schlacht, der unter einer relativ seltenen Stoffwechsel-Krankheit leidet. Nämlich dem Überschuss von Lipoprotein (a). Henry Schlacht hat 4-mal mehr davon in seinem Blut als der Normalbürger. Die Konsequenz: Die Arterien von Henry Schlacht setzen sich regelmäßig zu, weshalb er bisher bereits zwei Bypässe bekommen hat, zweimal an der Halsschlagader operiert werden musste und jährlich irgendwelche Gefäßstützen am Herzen implantiert werden müssen. Das Leben von Henry Schlacht hängt an einem seidenen Fanden. Und dieser Faden heißt "Blutwäsche". Ein Verfahren, durch das das überschüssige Lipoprotein (a) aus Henry Schlachts Blut herausgefiltert wird.
Durch die Gesundheitsreform jedoch hat Henry Schlacht nun ein kleines Problem: Seine Krankenkasse darf diese überlebensnot- wendige Blutwäsche nicht mehr bezahlen. Wiederholung: Henry Schlachts Krankenkasse würde gern - sie d-a-r-f es nicht. Nun stellt sich die Frage, was das eigentlich für eine Neuregelung dieser Gesundheitsreform ist, die de facto einige Menschenleben kosten wird(?).
Die Redaktion von "Frontal21" befragte dazu den Vorsitzenden des "Gemeinsamen Bundesausschusses für Ärzte und Krankenkassen" Rainer Hess, der für diese seltsame Regelung verantwortlich ist. Seine sinngemäße Antwort: "Auf Einzelfälle kann leider keine Rücksicht genommen werden". Sieh an. Wieder einmal haben wir es also mit einem "wissenschaftlichen" Problem zu tun. Denn man mache sich bewusst: Es zählt eben nur das, was schwarz-auf-weiß geschrieben steht, was statistisch und zahlenmäßig erfasst und in "wissenschaftlichen" Studien nachgelesen werden kann. Alles andere sind "leider, leider Einzelfälle" - komplett ignorierend, dass sich eine Anzahl und Menge von Menschen nun einmal aus lauter Einzelfällen zusammensetzt.
Noch genauer: Herr Henry Schlacht hat das Problem, unter einer seltenen Krankheit zu leiden, von der es in Deutschland gerade einmal etwa 100 Betroffene gibt. Und das ist (leider, leider) zu wenig, um eine "wissenschaftlich beweisfähige" Studie erstellen zu können.Und noch genauer: Henry Schlacht, sein Leben und seine Krankheit sind (leider, leider) "nicht Beweis genug", um ihm seine überlebensnotwendige Blutwäsche zu bezahlen. Wieder einmal zeigt sich auf deutlichste Weise, was "ganz normal" und "selbstverständlich" zählt: Wissenschaft, Analysen, Studien, Statistiken - auch wenn das Ganze noch so entfernt vom wirklichen Leben ist.
Auf diese leichte Diskrepanz und die Lebensgefahr für Henry Schlacht angesprochen, antwortete dieser verantwortliche Vorsitzende des "Gemeinsamen Bundesausschusses für Ärzte und Krankenkassen" Rainer Hess, er könne zu medizinischen Fragen keine Stellung nehmen - er sei schließlich Jurist und kein Arzt. Sieh an. Man frage sich, warum der Vorsitzende eines "Bundesausschusses für Ärzte und Krankenkassen" ein Jurist ist, der vom eigentlichen Fachbereich nicht die geringste Ahnung hat(?).
Ich persönlich habe größtes Verständnis, dass "heutzutage" ein Gesetz und eine Verordnung "juristisch wasserdicht" formuliert sein muss, und wenn deshalb Juristen beratende Hinweise und Anmerkungen liefern. Das ist dann bitte aber auch alles. Wenn jedoch Juristen "das letzte Wort" haben und die eigentlichen Fachkundigen nur beratend daneben stehen, dann hört mein Verständnis schlagartig auf. ( Rainer Hess brach übrigens das Interview sehr wütend ab )
Nun gut. Wie auch immer. Die Redaktion von "Frontal21" hat dennoch knapp den Kern der Angelegenheit verfehlt. Nämlich die Frage, warum Herr Henry Schlacht eigentlich darauf angewiesen ist, dass die Kosten der überlebensnotwendigen Blutwäsche von der Krankenkasse übernommen werden müssen(?). Nämlich deshalb, weil diese Form der Behandlung wöchentlich(!) 1200 Euro kostet, die sich Henry Schlacht nicht leisten kann(!).
Der eigentliche Kern der Angelegenheit ist also vielmehr die Frage, was genau bitte diese horrenden Kosten verursacht? Anders gefragt: Warum ist die Behandlungsform dermaßen teuer, dass sie von einem "normalen Menschen" nicht bezahlt werden kann? Eine Frage, die erst recht gestellt werden muss, wenn es um Leben oder Tod geht. Eine Frage, die auch von "Frontal21" nicht gestellt (und damit: auch nicht beantwortet) wurde. Und die andere Frage, die sich mir in solchen Fällen immer wieder stellt, ist, warum bitte auch das ZDF alle Nase lang irgendwelche "Spenden-Shows" mit den Herren Gottschalk und Dieter Thomas Heck veranstaltet, "zugunsten" von allem Möglichen - außer zugunsten solcher Fälle vor der eigenen Haustüre(?).
Eine Frage keineswegs philosophischer Natur, sondern bedauerlicherweise aus dem Leben gegriffen. Und es geht ... um das Blutfett Lipoprotein (a), gesprochen: "Lipoprotein klein a". Und es geht um einen Menschen. Um einen so genannten "Einzelfall". Es geht um Herrn Henry Schlacht, der unter einer relativ seltenen Stoffwechsel-Krankheit leidet. Nämlich dem Überschuss von Lipoprotein (a). Henry Schlacht hat 4-mal mehr davon in seinem Blut als der Normalbürger. Die Konsequenz: Die Arterien von Henry Schlacht setzen sich regelmäßig zu, weshalb er bisher bereits zwei Bypässe bekommen hat, zweimal an der Halsschlagader operiert werden musste und jährlich irgendwelche Gefäßstützen am Herzen implantiert werden müssen. Das Leben von Henry Schlacht hängt an einem seidenen Fanden. Und dieser Faden heißt "Blutwäsche". Ein Verfahren, durch das das überschüssige Lipoprotein (a) aus Henry Schlachts Blut herausgefiltert wird.
Durch die Gesundheitsreform jedoch hat Henry Schlacht nun ein kleines Problem: Seine Krankenkasse darf diese überlebensnot- wendige Blutwäsche nicht mehr bezahlen. Wiederholung: Henry Schlachts Krankenkasse würde gern - sie d-a-r-f es nicht. Nun stellt sich die Frage, was das eigentlich für eine Neuregelung dieser Gesundheitsreform ist, die de facto einige Menschenleben kosten wird(?).
Die Redaktion von "Frontal21" befragte dazu den Vorsitzenden des "Gemeinsamen Bundesausschusses für Ärzte und Krankenkassen" Rainer Hess, der für diese seltsame Regelung verantwortlich ist. Seine sinngemäße Antwort: "Auf Einzelfälle kann leider keine Rücksicht genommen werden". Sieh an. Wieder einmal haben wir es also mit einem "wissenschaftlichen" Problem zu tun. Denn man mache sich bewusst: Es zählt eben nur das, was schwarz-auf-weiß geschrieben steht, was statistisch und zahlenmäßig erfasst und in "wissenschaftlichen" Studien nachgelesen werden kann. Alles andere sind "leider, leider Einzelfälle" - komplett ignorierend, dass sich eine Anzahl und Menge von Menschen nun einmal aus lauter Einzelfällen zusammensetzt.
Noch genauer: Herr Henry Schlacht hat das Problem, unter einer seltenen Krankheit zu leiden, von der es in Deutschland gerade einmal etwa 100 Betroffene gibt. Und das ist (leider, leider) zu wenig, um eine "wissenschaftlich beweisfähige" Studie erstellen zu können.Und noch genauer: Henry Schlacht, sein Leben und seine Krankheit sind (leider, leider) "nicht Beweis genug", um ihm seine überlebensnotwendige Blutwäsche zu bezahlen. Wieder einmal zeigt sich auf deutlichste Weise, was "ganz normal" und "selbstverständlich" zählt: Wissenschaft, Analysen, Studien, Statistiken - auch wenn das Ganze noch so entfernt vom wirklichen Leben ist.
Auf diese leichte Diskrepanz und die Lebensgefahr für Henry Schlacht angesprochen, antwortete dieser verantwortliche Vorsitzende des "Gemeinsamen Bundesausschusses für Ärzte und Krankenkassen" Rainer Hess, er könne zu medizinischen Fragen keine Stellung nehmen - er sei schließlich Jurist und kein Arzt. Sieh an. Man frage sich, warum der Vorsitzende eines "Bundesausschusses für Ärzte und Krankenkassen" ein Jurist ist, der vom eigentlichen Fachbereich nicht die geringste Ahnung hat(?).
Ich persönlich habe größtes Verständnis, dass "heutzutage" ein Gesetz und eine Verordnung "juristisch wasserdicht" formuliert sein muss, und wenn deshalb Juristen beratende Hinweise und Anmerkungen liefern. Das ist dann bitte aber auch alles. Wenn jedoch Juristen "das letzte Wort" haben und die eigentlichen Fachkundigen nur beratend daneben stehen, dann hört mein Verständnis schlagartig auf. ( Rainer Hess brach übrigens das Interview sehr wütend ab )
Nun gut. Wie auch immer. Die Redaktion von "Frontal21" hat dennoch knapp den Kern der Angelegenheit verfehlt. Nämlich die Frage, warum Herr Henry Schlacht eigentlich darauf angewiesen ist, dass die Kosten der überlebensnotwendigen Blutwäsche von der Krankenkasse übernommen werden müssen(?). Nämlich deshalb, weil diese Form der Behandlung wöchentlich(!) 1200 Euro kostet, die sich Henry Schlacht nicht leisten kann(!).
Der eigentliche Kern der Angelegenheit ist also vielmehr die Frage, was genau bitte diese horrenden Kosten verursacht? Anders gefragt: Warum ist die Behandlungsform dermaßen teuer, dass sie von einem "normalen Menschen" nicht bezahlt werden kann? Eine Frage, die erst recht gestellt werden muss, wenn es um Leben oder Tod geht. Eine Frage, die auch von "Frontal21" nicht gestellt (und damit: auch nicht beantwortet) wurde. Und die andere Frage, die sich mir in solchen Fällen immer wieder stellt, ist, warum bitte auch das ZDF alle Nase lang irgendwelche "Spenden-Shows" mit den Herren Gottschalk und Dieter Thomas Heck veranstaltet, "zugunsten" von allem Möglichen - außer zugunsten solcher Fälle vor der eigenen Haustüre(?).
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