Dienstag, 10. Mai 2011

sorglos durchzogen.






Wenn man möchte (und ich neige durchaus dazu, das zu möchten), kann man die Art und Weise, wie heute mit der Sprache umgegangen, und die Sorglosigkeit, mit der irgendetwas mal eben dahingeschwafelt wird, analog auf andere Ebenen des gemeinsamen Miteinanders übertragen – und gewinnt so mitunter interessante Einblicke in den Zustand unserer Gesellschaft.

In letzter Zeit (siehe auch meine letzten Blog-Einträge) stoße ich permanent auf sprachliche Auffälligkeiten. Kenner einer bestimmten Materie wissen, dass das irgendwie mit „Resonanzen“ zu tun hat, und man sich deshalb nicht dagegen wehren kann. Ich weise nur vorsorglich darauf hin, damit der geneigte Leser nicht zu dem Schluss gelangt, ich würde mich zurzeit hartnäckig auf diese Thematik stürzen.

Nehmen wir die RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“, die vorletzte Ausgabe: Allein in den knapp zwanzig Minuten, die ich als Zuschauer erleben durfte, kamen mir drei sprachliche Unzulänglichkeiten zu Ohren.
Nummer Eins: „Es war zu sehen, da ist dir ein Stein von den Schultern gefallen“, ein bewusstloser (pardon: unbewusst geäußerter) Mix aus den beiden Redewendungen „Eine Last von den Schultern… “ und „Ein Stein vom Herzen gefallen“.
Nummer Zwei: „Bei dem Lied hast Deine Herzklappe ganz weit geöffnet“, was der angesprochenen Interpretin Gott sei Dank natürlich so nicht passiert ist.
Nummer Drei: „Wer die unaktivsten Fans hat, fliegt raus“, was im genau so verkorksten Gegenteil heißen würde „Wer die unpassivsten Fans hat, gewinnt“.

Sicherlich: man muss nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, niemand ist fehlerfrei und überhaupt geht es bei einer solchen Show nun einmal nicht um journalistischen Tiefgang, sondern um einfache Unterhaltung. In Ordnung.
Eine Frage, die man (sich) stellen kann, lautet allerdings: Wohin führt das, wenn rund 7 Millionen Zuschauer öffentlich vorgeführt bekommen, dass man „es nicht so genau nehmen“ muss(?). Erst recht, wenn die handelnden Personen einen Vorbildcharakter für so einige Zuschauer haben, und das auch noch gerade für Kinder und Jugendliche … in einer Leistungsgesellschaft der Leistungsträger… in der man „es nicht so genau nehmen“ muss(?).

Diese Art von Sorglosigkeit durchzieht unsere Gesellschaft. Fragen Sie einmal Mitarbeiter der Autobahnmeisterei, welche Unmengen von Restmüll sorglos aus fahrenden Autos geworfen wird. Dazu Fahrradfahrer, die sich keinen Deut um „rote“ Ampeln und Fußgängerzonen scheren, und Jugendliche, die es beim eigenen Spaß an ihren laut knatternden Mopeds nicht im Geringsten interessiert, ob sie damit ihren Mitmenschen auf die Nerven gehen. Und Sie? Vielleicht parken auch Sie zwischendurch Ihren Wagen an einer Stelle, wo das eigentlich – wahrscheinlich sogar aus guten Gründen – nicht erlaubt ist(?), ist schließlich „nur kurz“.

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