Montag, 5. Januar 2015

total informiert

Wir leben im Zeitalter der totalen Information. Welche Auswirkungen das haben kann, erkennt man am besten, wenn man sich gar nicht direkt damit beschäftigt, sondern wenn es einem zwischendurch einfach auffällt. Und dabei ist einem dann sogar Elvis Presley behilflich. Und farbige Glühbirnen. Oder auch nicht.

Der „King Of Rock’n’Roll“, Elvis Presley, wäre in diesen Tagen achtzig Jahre alt geworden. Das dürfte der Grund dafür sein, dass momentan im Fernsehen alle Nase lang irgendeine Dokumentation über ihn zu sehen ist. Fast vierzig Jahre nach seinem Tod. Das ist nicht einmal bedeutsamen Politikern gelungen.

Man zappt am späten Abend dem entsprechend fast zwangsläufig in solch eine Dokumentation. Genau so, wie am vorherigen späteren Abend. Und so wird man darüber informiert, dass Elvis von seiner Frau Priscilla verlassen wurde, obwohl sie ihn doch sehr liebte, aus verschiedenen Gründen konnte sie trotz der großen Liebe nicht anders, sie musste sich von ihm trennen, verstehe einer die Frauen. Letzteres scheint dann doch nicht zwingend notwendig, denn abends darauf wird man anderweitig informiert, dass Priscilla den „King“ wegen eines gewissen Mike Stone verlassen hätte, in den sie sich verguckt hatte. Aha.

Damit nicht genug: In der einen Dokumentation wird man darüber informiert, Elvis hätte Anfang der 1970er in größter Geldnot einen Vertrag für eine Las-Vegas-Show unterschrieben, und seiner Ex-Frau Priscilla davon 1 Million Dollar gezahlt. In der anderen Dokumentation wird man darüber informiert, dass sie bis zu seinem Tod keinen Cent von Elvis bekommen hätte, sondern erst seit dem von der Vermarktung seines Namens profitieren würde.

Das Zeitalter der totalen Information. Man wird total informiert. So oder so. Ob man will oder nicht. Ob eine Information korrekt ist oder nicht, dieses Problem muss man selbst lösen. Oder auch nicht. Welchen Wert und welche Bedeutung eine Information tatsächlich hat, über die bloße Unterhaltung hinaus, wie zumindest im Fernsehen das „Infotainment“ immer wieder betont wird, auch das muss jeder selbst wissen. Oder eben auch nicht.

Der Großteil der Werbung macht da keine Ausnahme: Als Information getarnte Unterhaltung, Unterhaltung getarnt als Information, die gern auch „Verbraucherinformation“ genannte Werbung in der „heilen Welt“, in der sich alle wohlfühlen, lieb haben, gut gelaunt sind, und nur ein einziges klitzekleines Problemchen haben, das vom beworbenen Produkt gelöst wird, sodass man sich prompt wieder wohlfühlt. Die totale Information.

Ein kleiner Teil der Werbung folgt meiner Empfehlung, statt diesen gewöhnlichen Quark anzurühren mit „offenen Fragen“ zu arbeiten, also mit dem Gegenteil von verpackter Argumentation. Doch auch das will gekonnt sein. So kam mir kürzlich ein Werbespot von Philips vor die Augen, an dessen Ende ich nicht die geringste Ahnung hatte, was das Ganze überhaupt sollte. Mir wurde erklärt, es ginge darin wohl um farbige Glühbirnen. Nur leider war von farbigen Glühbirnen weder etwas zu hören noch zu lesen. Vielleicht ging es ja doch um etwas ganz anderes: Einfach mal wieder den Markennamen in die Welt zu pusten: „Übrigens, uns gibt es auch noch“. Gut zu wissen. Es lebe die totale Information.


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