Montag, 9. Februar 2015

chancenlos fortschrittlich

Es gibt Menschen, die vom technologischen Fortschritt komplett begeistert sind, und sich hechelnd und geifernd auf dem neuesten Stand der Entwicklung halten, um bloß nichts zu verpassen. Warum nicht. Andere sammeln Briefmarken. Ich persönlich sehe die Technologie nicht zwangsläufig als Beginn des Weltuntergangs, aber erstmals skeptisch wurde ich, als ich die Erfindung des „Walkman“ erleben durfte.

In meiner Teenagerzeit hielt ich mich für den Schöpfer des Begriffes „Kommunikationsbremse“. Das nämlich war mein persönliches Begleitsynonym für „Walkman“, weil Mitschüler mit einem tragbaren Cassettenabspielgerät auf Zurufe und Ansprache nicht mehr reagierten.

Erstaunlicherweise wurde das damals medial eher wenig thematisiert. Man stürzte sich lieber auf die damals beginnende Verbreitung des Homecomputers, der die Teenager davon abhalten würde, sich an der frischen Luft zu bewegen, und zu „sozialer Isolation“ führen würde.

Damals wie heute, diese Scheinproblematik wird immer noch bei Bedarf aufgewärmt, nur die Technologie ist eine andere. Es sind nicht mehr Cassetten, sondern MP3s, nicht mehr „C64“-Heimcomputer mit „Pacman“-Spielchen und Akustikkoppler, sondern Smartphones und Internet und „Facebook“. Ansonsten alles wie gehabt, nur eben „fortschrittlich“.

Doch das, was jetzt auf uns zukommt – heißt es – besitzt eine ganz andere Qualität von „Fortschritt“: Die enormen Entwicklungen im Bereich „künstliche Intelligenz“, gepaart mit den enormen Entwicklungen im Bereich der Robotik. Allein bei diesem Gedanken beginnt bei manchem wieder das Hecheln und Geifern. Andere haben schlimmste Befürchtungen und wird Angst und Bange.

Zu befürchten haben wir allerdings recht wenig, solange es Ingenieure sind, die mit ihren Schraubendrehern und Lötkolben ihren Apparaten „Intelligenz“ zuschreiben: Wer selbst den ganzen Tag im Bauplan-Denken von „an oder aus“ lebt, der bezeichnet auch das „Null oder Eins“ von Computerchips als „intelligent“.

Und dann wäre da noch der Roboter als solcher. Wem dabei auf Anhieb diverse Figuren aus einschlägigen Science-Fiction-Filmen in den Sinn kommen, darf überraschend erfahren, dass wir „längst von Robotern umgeben“ sind, die nur nicht Roboter genannt werden; nämlich in Form unscheinbarer Imbiss-, Cola- und Leergutautomaten.

Spätestens hier werden die wirklichen Gefahren intelligenter Roboterisierung erkennbar: Wer jemals mit einem Leergutautomaten zu kämpfen hatte, der hat verloren. Chancenlos gegen eine Plastikkiste mit Flascheneinwurfmulde. Dass für den Benutzer kein „Reset“-Schalter eingebaut wird, ist mitnichten Zufall. Die Herrschaft der Maschinen hat längst begonnen.

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