Freitag, 8. Mai 2015

natürlich verwundert

Hier und da wird zwischendurch immer einmal wieder darauf hingewiesen, dass Quiz-Shows im Fernsehen bitte keinesfalls als Veranstaltungen missverstanden werden dürfen, in denen es um Wissen oder gar um Bildung gehen würde. Nein. Es geht um nichts weiter als Unterhaltung. Um nackte, bloße, pure Unterhaltung. Und wie man weiß, kann Unterhaltung ziemlich naiv und dümmlich sein – als Wissen und Bildung verpackt.

Es gibt eine gewisse Anzahl von Prominenten, die man fast schon nicht mehr sehen kann. Prominente, die von einer Talkshow und Quizshow zur nächsten durchgereicht werden. Einige davon sind wahrscheinlich überhaupt nur deshalb prominent. Man kann allerdings wohlwollend darüber hinwegsehen, weil Prominente dazu verdonnert sind, erspielte Gewinnsummen an gute Zwecke zu spenden. Ob sie wollen oder nicht.

Beispielsweise wurde doch kürzlich vom Ersten Deutschen Fernsehen „Die große Show der Naturwunder“ ausgestrahlt. Nach dem üblichen austauschbaren Strickmuster dürfen Prominente versuchen, verschiedene Fragen aus verschiedenen Wissensgebieten zu beantworten. Dennoch (siehe oben) handelte es sich hier keineswegs um ein Quiz über Wissen und Bildung, wie Verantwortliche ständig betonen. Sondern das war nur pure Unterhaltung. Man darf das einfach nicht vergessen.

Diskutabel könnte das Ganze jedoch schon dadurch sein, dass in diesem Fall Ranga Yogeshwar als Co-Moderator neben Frank Elstner eingesetzt war. Yogeshwar ist allerdings eher nicht als Unterhaltungskünstler bekannt und versucht auch gar nicht erst, diesen Eindruck zu erwecken. Zum einen übernimmt Yogeshwar in dieser Show den Part ausgedehnter Erklärungen zu den Auflösungen, zum anderen ist jedes zweite Wort in seinem Sprachschatz entweder „Wissenschaft“ oder „Wissenschaftler“. Dennoch soll sich das Ganze (siehe oben) nicht um Wissen drehen. Das soll Unterhaltung sein. Nicht, dass wir das vergessen.

Das Warten auf den Unterhaltungsaspekt endete in einer seltsamen Sackgasse, allerdings natürlich abhängig davon, was man als unterhaltsam betrachtet. Und die Seltsamkeit resultierte aus der Suche nach den „Naturwundern“ in dieser „großen Show der Naturwunder“. Thematisch ging es um Roboter, die sich „schlangenähnlich“ bewegen, jedoch selbstredend von Ingenieuren viel besser konstruiert als es jede natürlich gebürtige Schlange beherrscht. Es ging um Beton, der in der Natur nicht vorkommt, sondern ein künstliches Laborprodukt ist. Es ging um Bohrer, die in Operationssälen von Chirurgen verwendet werden. Und es ging um ein „spannendes Experiment“ (vielmehr: um eine Studie) mit dem Ergebnis, dass Kinder eher zum Lügen neigen, wenn sie selbst belogen werden; jedenfalls wenn das in einem Labor unter Laborbedingungen passiert. Nur von „Naturwundern“ weit und breit keine Spur. Außer man hält diese Themen dafür. Oder es ist einem schnurz und macht sich darüber keine Gedanken, sondern lässt sich einfach unterhalten. Um Denken und Wissen geht es schließlich nicht. Vergessen wir das bitte nicht.

Wenn es nach den Beschwörungen der Verantwortlichen solcher Shows nicht um Wissen geht, sondern um bloße Unterhaltung, dann wird offen zugegeben, dass der Anschein von Wissen lediglich als Verpackung dient. Ungefähr so, wie an unseren Schulen. Nur, dass hier weniger auf Unterhaltung Wert gelegt wird, sondern auf (Lehr-) Planerfüllung.

Wie ich bereits an verschiedenen Stelle angemerkt hatte: Information ist mittlerweile zu einer Ware geworden. Und Waren haben es an sich, dass sie verkauft werden müssen. Eine attraktive Verpackung gehört mit dazu. Und die Begriffe „Wissen“ und „Bildung“ sind offenbar äußerst attraktiv und verkaufsfördernd. Die Anhäufung von Wissen als Konsumprodukt, zeitgemäß häppchenweise und als Fast Food.

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