Dienstag, 21. März 2017

edel aufgeklärt

Zum Glück gibt es im Fernsehen nicht nur puren Unsinn zu ertragen, sondern auch höchst wichtige Aufklärung, die uns alle angeht. Umso erfreulicher, wenn sich das ZDF einem Thema angenommen hat, das noch nie jemals ordentlich dokumentiert wurde: „No-Name oder Marke?“ über vermeintliche Luxusnahrung bei Discountern.

Wenn sich ein moderierender „Starkoch“ zu cleveren Marketingmaßnahmen von Handelskonzernen äußert, dann ist das ungefähr so, wie einen Bademeister zum Klimawandel zu befragen. Da ist es schon beruhigend zu wissen, dass dahinter eine knallhart recherchierende Redaktion steht, die die wirklich wichtigen Probleme dieser Welt wochenlang durchanalysiert.

In „ZDFzeit“ durfte der ahnungslose Zuschauer erfahren, dass Handelskonzerne in ihren Discountern eine völlig neue Idee praktizieren: „Edles No-Name zum kleinen Preis“ und „Feinkost für den kleinen Geldbeutel“, wie es heißt. Käse-Spezialitäten, Champagner, Sushi, Lachs, sogar Burgunderschnecken.

Das wurde schließlich auch Zeit, dass der edle Speis und Trank nicht mehr länger den oberen Zehntausend vorbehalten bleibt, sondern auch Otto Normalkonsument am echten Luxus teilhaben darf. Mit allen Mitteln des modernen Investigativ-Journalismus hat das ZDF jedoch aufgedeckt: Das stimmt gar nicht! Ist das zu fassen.

Jedenfalls in den meisten Fällen ist der Luxus doch glatt gelogen und nur reines Marketing. Und der moderierende Starkoch stellt unmissverständlich klar: „Also, dass Produkte mit blumigen Beschreibungen auf ‚edel‘ getrimmt werden, das ist zwar legal, aber ich muss sagen: Mich ärgert das“. Das musste endlich mal gesagt werden.

Zur Abrundung wird der zuschauende Konsument auch über „Fairness“ aufgeklärt, was vor 20 Jahren im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln noch sehr merkwürdig geklungen hätte. Die Reporter fragen: „Wie steht es da um das Tierwohl?“, denn „die Aufzuchtbedingungen sind meist problematisch“.

In diesem Moment im Bild zu sehen: Eine Packung Burgunderschnecken von Edeka. Leider darf der Zuschauer dennoch nicht erfahren, ob die Aufzucht dieser Schnecken tatsächlich artgerecht stattfindet. Um deren Tierwohl darf man dagegen sicher unbesorgt sein. Im Gegensatz zu Hirschen für’s Gulasch haben Schnecken schließlich ihr eigenes Haus.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen