Dienstag, 20. März 2018

beruflich gefährdet

Manchmal fragt man sich, ob man absichtlich über- und fehl- und desinformiert wird, und sich irgendwo irgendwer einen Heidenspaß daraus macht. Oder ob das lediglich der Zeitgeist ist, an den man sich erst noch gewöhnen muss. Wie auch immer: das Problem bleibt am Ende an Otto Normalmensch hängen.

Kürzlich wurde im regionalen Fernsehen des WDR berichtet und beklagt, dass wir in Deutschland inzwischen viel zu wenig Lastkraftwagenfahrer hätten. Der Deutsche Speditions- und Logistikverband DSLV spricht von zurzeit 45.000 fehlenden Brummifahrern und sieht die allgemeine Versorgungssicherheit gefährdet.

Diese Meldung lief unter dem Stichwort „Fachkräftemangel“. Sieh an. Da meinte man doch fast, der simple Besitz eines Lkw-Führerscheins würde als Qualifikation ausreichen, und das Be- und Entladen würde quasi zwangsläufig nebenher anfallen. Von wegen. Ein Lkw-Fahrer ist eine Fachkraft. Man lernt doch nie aus.

Da erstaunt es fast, dass das weder Kindern noch Eltern über die Schulbildung nahe gebracht wird. Eifrige Eltern fördern ihre Sprösslinge, was das Zeug hält, und peitschen sie auf’s Gymnasium, aber doch in der Regel nicht gerade, damit der Bengel am Ende Lkws quer durch Deutschland fährt. Fachkraft hin oder her.

Und wenn Politiker penetrant ihr Mantra von „mehr Bildung“ herunterbeten und die Schulen zwanghaft volldigitalisieren wollen, dann ist das meines Wissens noch nie damit begründet worden, dass wir in unserer Bildungsrepublik doch schließlich mehr Lkw-Fahrer bräuchten. Unsere Versorgungssicherheit sieht man wohl an ganz anderen Stellen stattfinden.

Dem gegenüber hat soeben die Bertelsmann-Stiftung freihändig hochgerechnet, dass bis zum Jahr 2030 rund 500.000 Vollzeit-Pflegestellen unbesetzt bleiben sollen, und daher die Versorgung pflegebedürftiger Menschen auf dem Spiel stünde. Nur deshalb, weil die junge Generation einen solchen Job ebenso unattraktiv findet, wie etwa den ganzen Tag Lkw zu fahren.

Und auch hier: Posaunt denn etwa alles „Mehr Bildung!“ und werden Eltern wie Kinder etwa auf das Gymnasium, Abitur und Studium getrimmt, um dann als Pflegekraft zu arbeiten? Frau Doktor füttert gerade eine Seniorin, während Herr Doktor unten auf der Straße seinen Lkw belädt.

Und das, um beiden – circa bis spätestens 2030 – zu sagen: „Sie sind als Fachkraft leider inzwischen überflüssig. Lkw fahren jetzt ganz von selbst und autonom und für Senioren gibt es fachkräftige Roboter, die weder den Stress bejammern noch besser bezahlt werden wollen“.

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