Manchmal
fragt man sich, ob man absichtlich über- und fehl- und desinformiert wird, und sich
irgendwo irgendwer einen Heidenspaß daraus macht. Oder ob das lediglich der
Zeitgeist ist, an den man sich erst noch gewöhnen muss. Wie auch immer: das
Problem bleibt am Ende an Otto Normalmensch hängen.
Kürzlich wurde
im regionalen Fernsehen des WDR berichtet und beklagt, dass wir in Deutschland inzwischen
viel zu wenig Lastkraftwagenfahrer hätten. Der Deutsche Speditions- und
Logistikverband DSLV spricht von zurzeit 45.000 fehlenden Brummifahrern und
sieht die allgemeine Versorgungssicherheit gefährdet.
Diese Meldung
lief unter dem Stichwort „Fachkräftemangel“. Sieh an. Da meinte man doch fast, der
simple Besitz eines Lkw-Führerscheins würde als Qualifikation ausreichen, und das
Be- und Entladen würde quasi zwangsläufig nebenher anfallen. Von wegen. Ein Lkw-Fahrer
ist eine Fachkraft. Man lernt doch nie aus.
Da erstaunt
es fast, dass das weder Kindern noch Eltern über die Schulbildung nahe gebracht
wird. Eifrige Eltern fördern ihre Sprösslinge, was das Zeug hält, und peitschen
sie auf’s Gymnasium, aber doch in der Regel nicht gerade, damit der Bengel am
Ende Lkws quer durch Deutschland fährt. Fachkraft hin oder her.
Und wenn
Politiker penetrant ihr Mantra von „mehr Bildung“ herunterbeten und die Schulen
zwanghaft volldigitalisieren wollen, dann ist das meines Wissens noch nie damit
begründet worden, dass wir in unserer Bildungsrepublik doch schließlich mehr
Lkw-Fahrer bräuchten. Unsere Versorgungssicherheit sieht man wohl an ganz
anderen Stellen stattfinden.
Dem gegenüber
hat soeben die Bertelsmann-Stiftung freihändig hochgerechnet, dass bis zum Jahr
2030 rund 500.000 Vollzeit-Pflegestellen unbesetzt bleiben sollen, und daher die
Versorgung pflegebedürftiger Menschen auf dem Spiel stünde. Nur deshalb, weil die
junge Generation einen solchen Job ebenso unattraktiv findet, wie etwa den
ganzen Tag Lkw zu fahren.
Und auch
hier: Posaunt denn etwa alles „Mehr Bildung!“ und werden Eltern wie Kinder etwa
auf das Gymnasium, Abitur und Studium getrimmt, um dann als Pflegekraft zu
arbeiten? Frau Doktor füttert gerade eine Seniorin, während Herr Doktor unten
auf der Straße seinen Lkw belädt.
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