Freitag, 18. Januar 2019

digital verlaufen

Alles spricht über „die Digitalisierung“ und „Künstliche Intelligenz“, die grandiosen Möglichkeiten, dass Deutschland in diesem Bereich „hinterher hinkt“, usw, usw. Doch weit und breit niemand, der hinterfragen würde, ob man sich damit nicht eventuell ganz generell auf einem Holzweg befinden könnte.

Als „Denkfabrik“ ist es (u.a.) mein Job, unübliche Gedanken zu denken und dadurch (u.a.) sehr unübliche Fragen aufzuwerfen; zumindest als Denkanregung. Doch je tiefer jemand dabei im gedanklichen Mainstream feststeckt, desto schwieriger natürlich, in die eventuell genau entgegengesetzte Richtung denken zu sollen. Zugestanden.

Da wird etwa „die Digitalisierung“ mitsamt einer „Künstlichen Intelligenz“ als unser aller unausweichliche Zukunft hingestellt, als hätte man mit solchen Prognosen nicht schon oft genug daneben gelegen. Man denkt den nächstliegenden Gedanken freimütig in die Zukunft und glaubt dadurch zu wissen, wohin das führt, und was unbedingt zu tun und zu vermeiden ist.

Die Computertechnik macht es inzwischen möglich: Ein sogenanntes „Smart Home“ mit sogenannt „intelligenten“ Haushaltsgeräten, von der Kaffeemaschine bis zum Kühlschrank, dazu Roboter, die den Rasen mähen, Fernster putzen und staubsaugen, alles steuerbar bequem von unterwegs über das Smartphone.

Oder auch zuhause steuerbar über ein sogenanntes „Echo“-Gerät wie „Alexa“ von Amazon, mit dem sich Elektrogeräte und elektronische Anwendungen durch einfache Sprachbefehle steuern lassen, quasi auf Zuruf. Und das noch ganz abgesehen von sogenannt „autonomen“ bzw. „selbststeuernden“ Fahrzeugen, Autos und U-Bahnen.

Man denkt das Ganze als den Beginn, der durch den sprichwörtlichen weiteren Fortschritt in eine unausweichliche Zukunft führen würde. Die Frage, was das alles eigentlich soll, also eine etwaige Frage nach einem etwaigen Sinn, abgesehen vom schnöden Zweck, wird gar nicht erst gestellt. Das Machbare verblendet.

In meiner Jugendzeit kamen die ersten ‚Heimcomputer‘ auf den Markt. Der einzige Unterschied zu Spielkonsolen war die Tastatur, die suggerierte, dass es sich um einen Computer handelte, mit dem man „mehr“ machen könne, als „nur zu spielen“. Damit konnte man so auch perfekt rechtfertigen, warum man so einen Apparat „braucht“.

Dann erschienen die ersten ‚Personal Computer‘, mit neuartiger „Maus“, rechenschneller, leistungsfähiger, und: genauso sinnlos. Es hieß, man könne damit beispielsweise ganz bequem ein Archiv seiner Videokassetten und CDs anlegen. Sensationell. Man konnte allerdings auch weiterhin ganz einfach seine Videokassetten und CDs durchsehen.

Bei diesem ganzen „Fortschritt“ handelt(e) es sich jedoch vielmehr um Bill Gates‘ Vision ‚a computer on every desk and in every home‘ aus den 1970er Jahren. Man hat uns äußerst erfolgreich die Idee verkauft, dass Otto Normalbüger einen Computer „braucht“. Aus dem Marketing kennt man das als „Bedürfnisse wecken“ – und daraus einen lukrativen „Bedarf“ zu machen.

Das hat sich durchgezogen und bis heute vorläufig bis zum Smartphone gesteigert. Der nächste Verkaufsschlager wurde mit kleinen Robotern aller Art bereits vorbereitet und wird gerade auf „Künstliche Intelligenz“ ausgeweitet. Denn mit diesem Schlagwort lässt sich mehr verpacken: Seit ein paar Monaten ist jetzt plötzlich alles Mögliche „intelligent“, was früher allenfalls „automatisch“ war.

Nebenher werden wir medial immer mal wieder auf den neuesten Stand gebracht, wie es um die Entwicklung „autonomer“ bzw. „selbststeuernder“ Automobile steht. Ob das überhaupt jemand haben will, ist irrelevant. Es wird daran gearbeitet. Und wenn es jemals funktionieren sollte, dann wird es uns verkauft. Mit diesem Profit wird fest gerechnet. Deshalb wird das Ganze als „unausweichliche Zukunft“ hingestellt.

Im Geschichtsunterricht an den Schulen wird „die Industrialisierung“ als vornehmlich positiver epochaler Meilenstein gelehrt, mit dem unser aller heutiger Wohlstand, Überfluss und Luxus begann – erst ermöglicht jedoch durch die massenweise Förderung von Steinkohle, um die Dampfmaschinen und Eisenbahnen betreiben zu können.

Heute dagegen glaubt man zu wissen, dass genau dadurch, durch die massenweise Verbrennung von Kohle, auch der „menschengemachte Klimawandel“ in Gang gebracht wurde. Das konnten die Menschen damals wohl noch nicht absehen. Dass „die Digitalisierung“ auf ähnlich direktem Weg in eine Sackgasse führt, wird man vehement bestreiten. Schließlich sind wir doch heute viel schlauer, schon deshalb, weil wir Computer haben.

Wenn Sie wüssten... >> www.halloCerny.de