Als „Denkfabrik“ ist es (u.a.) mein Job, unübliche
Gedanken zu denken und dadurch (u.a.) sehr unübliche Fragen aufzuwerfen; zumindest
als Denkanregung. Doch je tiefer jemand dabei im gedanklichen Mainstream feststeckt,
desto schwieriger natürlich, in die eventuell genau entgegengesetzte Richtung
denken zu sollen. Zugestanden.
Da wird etwa „die Digitalisierung“ mitsamt einer
„Künstlichen Intelligenz“ als unser aller unausweichliche Zukunft hingestellt,
als hätte man mit solchen Prognosen nicht schon oft genug daneben gelegen. Man
denkt den nächstliegenden Gedanken freimütig in die Zukunft und glaubt dadurch
zu wissen, wohin das führt, und was unbedingt zu tun und zu vermeiden ist.
Die Computertechnik macht es inzwischen möglich: Ein
sogenanntes „Smart Home“ mit sogenannt „intelligenten“ Haushaltsgeräten, von
der Kaffeemaschine bis zum Kühlschrank, dazu Roboter, die den Rasen mähen,
Fernster putzen und staubsaugen, alles steuerbar bequem von unterwegs über das
Smartphone.
Oder auch zuhause steuerbar über ein sogenanntes
„Echo“-Gerät wie „Alexa“ von Amazon, mit dem sich Elektrogeräte und
elektronische Anwendungen durch einfache Sprachbefehle steuern lassen, quasi
auf Zuruf. Und das noch ganz abgesehen von sogenannt „autonomen“ bzw.
„selbststeuernden“ Fahrzeugen, Autos und U-Bahnen.
Man denkt das Ganze als den Beginn, der durch den
sprichwörtlichen weiteren Fortschritt in eine unausweichliche Zukunft führen
würde. Die Frage, was das alles eigentlich soll, also eine etwaige Frage nach
einem etwaigen Sinn, abgesehen vom schnöden Zweck, wird gar nicht erst
gestellt. Das Machbare verblendet.
In meiner Jugendzeit kamen die ersten ‚Heimcomputer‘ auf
den Markt. Der einzige Unterschied zu Spielkonsolen war die Tastatur, die
suggerierte, dass es sich um einen Computer handelte, mit dem man „mehr“ machen
könne, als „nur zu spielen“. Damit konnte man so auch perfekt rechtfertigen,
warum man so einen Apparat „braucht“.
Dann erschienen die ersten ‚Personal Computer‘, mit
neuartiger „Maus“, rechenschneller, leistungsfähiger, und: genauso sinnlos. Es
hieß, man könne damit beispielsweise ganz bequem ein Archiv seiner
Videokassetten und CDs anlegen. Sensationell. Man konnte allerdings auch weiterhin
ganz einfach seine Videokassetten und CDs durchsehen.
Bei diesem ganzen „Fortschritt“ handelt(e) es sich jedoch
vielmehr um Bill Gates‘ Vision ‚a computer on every desk and in every home‘ aus
den 1970er Jahren. Man hat uns äußerst erfolgreich die Idee verkauft, dass Otto
Normalbüger einen Computer „braucht“. Aus dem Marketing kennt man das als „Bedürfnisse
wecken“ – und daraus einen lukrativen „Bedarf“ zu machen.
Das hat sich durchgezogen und bis heute vorläufig bis zum
Smartphone gesteigert. Der nächste Verkaufsschlager wurde mit kleinen Robotern
aller Art bereits vorbereitet und wird gerade auf „Künstliche Intelligenz“
ausgeweitet. Denn mit diesem Schlagwort lässt sich mehr verpacken: Seit ein
paar Monaten ist jetzt plötzlich alles Mögliche „intelligent“, was früher allenfalls
„automatisch“ war.
Nebenher werden wir medial immer mal wieder auf den
neuesten Stand gebracht, wie es um die Entwicklung „autonomer“ bzw. „selbststeuernder“
Automobile steht. Ob das überhaupt jemand haben will, ist irrelevant. Es wird
daran gearbeitet. Und wenn es jemals funktionieren sollte, dann wird es uns
verkauft. Mit diesem Profit wird fest gerechnet. Deshalb wird das Ganze als
„unausweichliche Zukunft“ hingestellt.
Im Geschichtsunterricht an den Schulen wird „die
Industrialisierung“ als vornehmlich positiver epochaler Meilenstein gelehrt,
mit dem unser aller heutiger Wohlstand, Überfluss und Luxus begann – erst ermöglicht
jedoch durch die massenweise Förderung von Steinkohle, um die Dampfmaschinen
und Eisenbahnen betreiben zu können.
Heute dagegen glaubt man zu wissen, dass genau dadurch,
durch die massenweise Verbrennung von Kohle, auch der „menschengemachte
Klimawandel“ in Gang gebracht wurde. Das konnten die Menschen damals wohl noch
nicht absehen. Dass „die Digitalisierung“ auf ähnlich direktem Weg in eine
Sackgasse führt, wird man vehement bestreiten. Schließlich sind wir doch heute
viel schlauer, schon deshalb, weil wir Computer haben.
„Wenn Sie wüssten...“ >> www.halloCerny.de
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