Donnerstag, 20. Mai 2010

verkochte Verhältnisse.

Roland Koch. Mit diesen beiden Worten ist eigentlich schon alles gesagt. Was jedoch nicht ausschließt, dass es sich nicht noch erweitern ließe. Der eigentlich-abgewählte-und-dann-doch-wieder-Ministerpräsident von Hessen lässt dafür jedenfalls kaum eine Gelegenheit aus.
.
Angesichts der bekannten Finanzlöcher im Bundeshaushalt müsse laut Koch noch ein bisschen mehr gespart werden. Zum Beispiel beim Ausbau von Kinderkrippen und bei Investitionen in Hochschulen und in der Forschung. Sogleich wurde er von seiner Parteichefin Merkel gerüffelt und zurechtgewiesen, die Bildungspolitik sei dafür zu wichtig, um auch hier noch zu sparen.
.
Roland Koch jedoch fühlte sich unverstanden und legte deshalb noch ein wenig nach. Womöglich, weil er aus persönlicher Erfahrung weiß, wie man auch mit etwas weniger Bildung im Leben etwas erreichen kann. Und so forderte Koch in einem „SPIEGEL“-Interview „Sparmaßnahmen in gewaltiger Größenordnung“, denn „Wir leben in dramatischer Weise über unsere Verhältnisse“.
.
Aha. „Wir“ also. Wer genau „Wir“ ist, bleibt in einer solchen Feststellung und in einem solchen Interview meist ebenso ungeklärt, wie die Frage, was genau eigentlich „die Verhältnisse“ sind(?), geschweige, was und wo dieses „Darüber“ ist.
.
Womöglich meinte Roland Koch mit „unseren Verhältnissen“ auch den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses, der von zwei Dritteln unserer Bundestagsabgeordneten beschlossen und für den Baukosten in Höhe von 480 Millionen Euro aus der Staatskasse bewilligt wurden.
.
Dummerweise wird dieses Projekt nun etwas teurer. Die zwingend notwendige Kuppel auf dem Schloss wird mit zusätzlichen 15 Millionen veranschlagt, weitere 25 Millionen für Portale und Treppenhäuser. Bundesbauminister Ramsauer will deshalb nun eventuell „vorerst“ gänzlich auf die Fassade verzichten, die man schließlich irgendwann später stückchenweise nacharbeiten könne, je nach Finanzlage. So lange hätte man eben mitten in Berlin einen „Betonklotz“ stehen, wie das vom CDU-Bundestagsabgeordneten Dirk Fischer genannt wurde.
.
Ein Betonklotz für 480 Millionen Euro, der irgendwann ein neues Berliner Stadtschloss werden soll. So viel zu der Frage, was „die Verhältnisse“ sind, in denen „wir“ leben. Dafür muss man eben in anderen Bereichen „Sparmaßnahmen in gewaltigen Größenordnungen“ treffen. Bei Kinderkrippenplätzen, bei Hochschulen und in der Forschung. In jedem Fall: dadurch schafft man andere Verhältnisse. Ganz sicher, Herr Koch.
.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen