Mittwoch, 3. Juni 2015

entlarvend geblattert

Na, endlich. Da hat der Blatter Sepp nun doch den Rücktritt vollzogen. Das ganze Trara um den Weltfußballverband („FIFA“) war gleich an zwei Abenden die Topmeldung der „Tagesschau“. Entweder regiert der Fußball tatsächlich heimlich die Welt, oder an diesen zwei Tagen ist weltweit ansonsten nichts wichtigeres passiert. Alles eine Frage der subjektiven Relativität.

Bei Helmut Kohl waren es seinerzeit sechzehn Jahre, bis man ihn nicht mehr sehen konnte. Jedenfalls nicht als Bundeskanzler. „Sechzehn Jahre sind genug“ war damals der erfolgreiche Slogan der Opposition. Joseph Blatter saß ein Jahr länger im Chefsessel der FIFA. Man konnte und wollte ihn einfach nicht mehr sehen. Doch weil das als Argument selten ausreicht, hat man sich welche gesucht: Intrigen, Korruption, Skandale. Der Fußball als sprichwörtliche Nebensache.

Sogar das öffentlich-rechtliche ZDF ließ sich dazu hinreißen, die USA in dem ganzen Theater als selbsternannte Weltpolizei darzustellen. Schließlich forderte sogar die US-Jusitzministerin Loretta Lynch den Rücktritt von Blatter. Doch erst als das FBI die mediale Bühne betrat, mitsamt Hausdurchsuchungen, sogar in der FIFA-Zentrale, da war es dann soweit.

Und der Laie wundert sich: Was haben eigentlich die USA und das FBI mit der Schweizer FIFA und deren Vereinsvorsitzenden zu tun? Wie zu erfahren war, reicht es allein schon, dass vermutete Korruptionsgelder vermutlich in US-Dollar gezahlt wurden, damit sich die USA als legitimiert betrachten, um global aktiv zu werden, wo auch immer, gegen wen auch immer. Doch das ist nicht einmal der Knackpunkt an der Sache.

Der Knackpunkt liegt irgendwo rund um die Frage: Was macht eigentich Edward Snowden? Wenn das US-amerikanische FBI beispielsweise E-Mail-Korrespondenz und Kontoauszüge als Beweismittel anführt… hat auch da wieder die NSA herumspioniert oder hat das FBI einen Spitzel in die FIFA eingeschleust, getarnt als Platzwart, oder – kurz gefragt – warum fragt hier eigentlich keiner nach dem Datenschutz?

Das scheint gerade schnurz zu sein, wenn der Blatter Sepp einfach nicht anders aus seinem Sessel zu vertreiben war. Aber wenn es um uns selbst geht, verstehen wir keinen Spaß mit dem Datenschutz. Auf Schritt und Tritt verfolgt, nicht nur von „Google“, „Facebook“ & Co., auch durch Kredit- und Payback-Karten, über das Smartphone und das Kfz-Navigationssystem, und so weiter.

Und jetzt diskutiert man schon wieder über die Vorratsdatenspeicherung, mit der jedes Telefonat jedes Bürgers gespeichert wird, mit welcher Rufnummer telefoniert, wie lange, von welchem Aufenthaltsort aus, nicht nur auf Verdacht, sondern ganz ohne und grundsätzlich, auf Vorrat eben, nur rein sicherheitshalber. Der eine oder andere Handtaschenräuber konnte dadurch schon gefasst werden, heißt es.

Doch auch diese Sorgen und Ängste haben mindestens zwei Seiten. Kein Mensch hat auch nur das geringste Problem damit, seinen überflüssigen Verpackungsmüll in einem „Gelben Sack“ vor der eigenen Haustüre abzustellen – obwohl dieser Beutel so durchsichtig ist, dass der Inhalt mindestens die Anzahl und das Alter der Familienmitglieder mitsamt deren Ernährungs- und Lebensgewohnheiten verrät, öffentlich am Straßenrand einsehbar. Womöglich ist man so auch Sepp Blatter auf die Schliche gekommen.

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