Freitag, 18. September 2015

zukünftig sinnlos

Wenn es um die Dauerbaustelle Bildung geht, dann ist die herrschende Wissenschaftshörigkeit ein Teil davon. Man muss allerdings zugestehen, dass die Wissenschaften ein exzellentes Marketing betreiben, um regelmäßig auf sich aufmerksam und sich interessant zu machen. Am besten geeignet scheint dafür die Astronomie zu sein.

Neben „Wumm“- und „Peng“- und „Zisch“-Experimenten im schulischen Physik- und Chemieunterricht ist die Astromonie wohl „das“ Thema schlechthin, um Kinder für die Wissenschaft zu begeistern. Oder anders gesagt: Um uns schon im Kindesalter darauf getrimmt zu haben, was Wissenschaft (und nur(!) Wissenschaft) Atemberaubendes zu leisten imstande ist, um sich ihr in Ehrfurcht zu ergeben.

Dazu gehört auch, beim verzweifelten Herumzappen durch die Fernsehkanäle auf der Suche nach irgendetwas halbwegs Erträglichem regelmäßig in teils sonderbare Dokumentationen zu stolpern, in denen die essenziellen Fragen nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest gnadenlos durchgekaut werden – natürlich von Wissenschaftlern:

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Planeten, Sterne, Galaxien, Raumsonden, Raumstationen, zukünftige Siedlungen auf dem Mond und auf dem Mars, außerirdisches Leben auf fernen Planeten, der „Urknall“ als die Geburt von allem, was überhaupt existiert. Wahnsinnig aufregend. Doch: Was soll das alles eigentlich?

Vor einigen Wochen wurden wir über die Entdeckung des Planeten „Kepler 452b“ informiert, einer „Erde 2.0“, womöglich mit Ozeanen, Flora, Fauna, eine Sensation. Seit dem hört man nichts mehr davon. Und selbst wenn. Anschließend wiederum durften wir erfahren, dass eine Raumsonde flüssiges Wasser auf dem Mars erspäht hat. Schon wieder eine Sensation. Und jetzt? Was sollen wir damit?

Und kürzlich versendete das seriöse ZDF auf einem seiner Nebenkanäle, „Neo“ oder „Info“, eine Dokumentation über unsere Zukunft auf dem Mond. Die Errichtung der ersten Mondbasis zu Forschungszwecken wurde darin waghalsig für das Jahr 2020 angekündigt. Man würde dann in den nächsten Jahrzehnten dazu übergehen, die Ressourcen des Mondes auszubeuten, Treibhäuser zu errichten, undsoweiter, um von Lieferungen von der Erde unabhängig zu sein. Nahezu zwangsläufig würden dann erste Kolonien errichtet werden, in denen immer mehr Menschen den Mond besiedeln. Wirklich faszinierend.

Doch die Frage, was das eigentlich soll, wird nicht einmal ansatzweise diskutiert. Die simple Aussicht auf das Machbare und Mögliche erstickt jede Frage nach dem Sinn bereits im Keim. Und wenn wir endlich wissen, wie das Universum entstanden ist, oder dass auf mindestens einem weiteren Planeten eine „höhere Form“ von Leben existiert: was dann? Was machen wir damit? Was stellen wir mit dieser Erkenntnis an? Haben Stephen Hawking und all seine Kollegen das auch schon geklärt?

Ein untrügliches Zeichen dafür, dass man es mit Wissenschaft zu tun hat. Oder wie Bazon Brock bereits erklärt hat: „Wissenschaft besteht nicht aus dem Lösen von Problemen, sondern aus dem Problematisieren selbst“. Und das verbinde man nun bitte mit der Kenntnis, dass es in der Menschheitsgeschichte nie zuvor dermaßen viele Wissenschaftler gab wie heute.


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