Pünktlich zum
bevorstehenden „Tag der Arbeit“ muss offenbar unbedingt wieder das „Bedingungslose
Grundeinkommen“ (BGE) aus der Themenschublade gekramt werden. Und wie gewohnt klammert
man sich dabei an Altgewohntes. Notwendige Veränderungen hin oder her:
Hauptsache, alles bleibt, wie es ist.
Der Philosoph
Richard David Precht meint, ein BGE würde – endlich – ermöglichen, dass sich
Menschen losgelöst vom Arbeitszwang voll und ganz ihrer Selbstverwirklichung widmen
könnten – und ist u.a. deswegen ein Befürworter des BGE.
Genau damit
jedoch bedient Precht unfreiwillig sehr kontraproduktive Klischées und
Glaubenssätze auf Seiten der BGE-Gegner. Demnach nämlich ist das BGE in erster
Linie für arbeitsscheue Faulpelze eine tolle Sache und quasi noch eine
„Belohnung für Faulheit“. Und das kann natürlich nicht sein.
Das ist nicht
gerade rational gedacht, sondern deutlich zu kurz. Doch wer den Mythos Arbeit
so als Überzeugung in seinem Kopf festsitzen hat, für den hat jetzt die SPD die
Mogelpackung eines „soldarischen Grundeinkommens“ gebastelt, statt eines
bedingungslosen – vor allem, um als Partei irgendwie den „Hartz IV“-Makel
loszuwerden.
Manch ein
vermeintlicher Experte sieht das BGE als Auffangnetz für Menschen, die
unverschuldet durch die Digitalisierung keinen Job mehr bekommen. Denn das
werden schließlich immer mehr: Rund 50% der heutigen Arbeitsplätze drohen in
den nächsten Jahren ersatzlos wegzufallen.
Aber: nein!
Alles falsch. Das Schicksal des Einzelnen interessiert die Politik ohnhin erst
und nur dann, wenn viele, viele Einzelne zu einer Masse werden, etwa an
Wahltagen. Und was sollte es Müller schon interessieren, ob Nachbar Meier ein BGE
bekommt? Müller bekommt es selbst schließlich auch.
Der eigentliche
Knackpunkt ist ein ganz anderer. Unsere gesamte Gesellschaft steht vor einem
Kollaps. Denn unsere Gesellschaft ist eine Konsum-Gesellschaft, die nicht mehr
funktioniert, wenn mangels Einkommen kaum noch konsumiert werden kann. Die
Menschen müssen auch völlig Überflüssiges sinnlos konsumieren können.
Anders gesagt:
Wenn (Millionen) Menschen nur noch am Rande des Existenzminimums dahin
vegetieren, und nicht genügend Geld „übrig“(!) haben, um zu konsumieren, dann bricht
die Konsumgesellschaft zusammen. Und das dürfte deutlich problematischer
werden, als Einzelne „für Faulheit zu belohnen“.