Freitag, 10. August 2018

gewaltig erhitzt

Das ist mal wieder typisch. Kaum haben wir mal wieder ein Wetter-Extrem, stürzen sich die Medien auf den Klimawandel. Mindestens genauso interessant ist jedoch die Art und Weise, wie das bis zu Otto Normalbürger durchdringt und bei ihm ankommt.

Der Klimawandel ist ein Paradebeispiel dafür, wie man sich medial mit Problemen beschäftigt, wenn sie gerade mal auffallen. Und nur so lange, bis es durchgenudelt ist, und von einem anderen endlich aktuelleren Problem abgelöst wird. So bleiben wir immerhin schön beschäftigt.

So war etwa der vergangene Oktober 2017 „der wärmste, seit Beginn der Wetteraufzeichnung“, wie es immer heißt. Prompt war das natürlich ein Nachweis für die globale Erwärmung, Treibhauseffekt, Klimawandel, usw. Der Oktober 2016 dagegen war der kälteste Oktober seit jemals überhaupt, vielleicht mit Ausnahme der Eiszeit, doch irgendwie ungeeignet, um eine globale Erwärmung zu thematisieren.

Das Ganze ist mindestens schon einmal typisch für unser „Hashtag“-Zeitalter. Größere Zusammenhänge und tieferes Hintergrundwissen sind einfach nicht mehr angesagt. Angesagt ist der Schlagzeilen-Modus, maximal in „Twitter“-Länge, in möglichst simplem Schwarz-Weiß, um ruckzuck Dafür oder Dagegen sein zu können, in aller Konsequenz, notfalls radikal.

So auch beim Thema Klimawandel. Zwar sind sich wohl die meisten durchaus einig, dass zurzeit ein Klimawandel stattfinden könnte. Doch ein paar davon bezweifeln tatsächlich, dass die globale Erwärmung „menschengemacht“ sei. Und das, obwohl das doch allgemein und generell der Konsens der Mehrheit ist. Ist das zu fassen.

Dabei ist allein schon die Andeutung dieses Zweifels völlig ausreichend, um Reaktionen extrem übelster Art zu provozieren und mitunter prompt als rechtsradikaler Neo-Nazi bezeichnet zu werden. Eine mindestens ebenso radikale gedankliche Steilkurve, die man erst einmal hinbekommen muss.

Eine Radikalität in ähnlich feindseliger Mentalität, wie Nichtraucher gegen Raucher aufmarschieren und Vegetarier gegen Fleischesser hetzen. Natürlich gibt es löbliche Ausnahmen. Doch die Tendenz geht zu einem „Gut gegen Böse“, selbsternannte Weltretter gegen naive Vollidioten, Schwarz-Weiß-Denken auf „Hashtag“-Niveau.

Nur nach dem nächsten Terroranschlag haben sich ein paar Wochen lang erst einmal alle gegenseitig unheimlich lieb und verurteilen jede Art von Abgrenzung und Ausgrenzung, Gewalt und Radikalität.