Mittwoch, 23. Mai 2018

algorithmisch angepasst

Das Trara um irgendwelche Algorithmen geht mir allmählich richtig auf den Keks. Ein Geblubber und Gequake darum, welcher Konzern mal wieder was und wie an seinem Algorithmus geändert hat oder nicht: Man ist nicht nur digitalen Gurus hörig. Es ist noch schlimmer.

In den Anfängen des Internet durchsuchten Suchmaschinen die Masse der Websites noch anhand  von so genannten „Keywords“. Also Schlüsselworte, die auf Seiten auftauchten, die dem Suchbegriff entsprechen. So einfach ist das schon lange nicht mehr. Im Gegenteil, dafür jedoch angeblich: hochoptimiert.

Irgendwann nämlich fegte „Google“ alle Konkurrenz quasi vom Markt, indem dessen Suchfunktion permanent „optimiert“ wurde. Das Zauberwort: Algorithmus. Eine Methode, alle Suchkriterien auf magische Weise in Zahlen umzuwandeln, und mit diesen Zahlen irgendeine Relevanz zu berechnen.

Das war dann auch die Geburtsstunde von „SEO“: Die Optimierung von Websites für Suchmaschinen. Genauer gesagt: für eine davon, nämlich „Google“. Das Ziel: In Ergebnislisten „möglichst weit oben zu stehen“. Agenturen, die dieses Versprechen verkauften, schossen wie Pilze aus dem Boden.

Schließlich klicken die Menschen immer nur einen der Links auf der ersten Ergebnisseite an, nicht wahr. Ganz so, wie es in früheren Zeiten der Printwerbung immer hieß, eine Werbeanzeige müsse optimalerweise auf der rechten Seite platziert sein, weil man die beim Umblättern zuerst vor Augen hat.

So herrscht inzwischen ein regelrechtes Gehechel und Gegeifer, seine Website – bzw das, was man zu sagen hat, bzw: sich selbst – bestmöglich anzupassen. Und zwar an das, was „Google“ bitte haben möchte. Je nach neuestem Algorithmus. Das hat sich etabliert und maximal ausgeweitet:

Von „Amazon“ über „Facebook“, „Twitter“, „Instagram“ und „YouTube“ bis „Spotify“. Alle diese Konzerne haben ihren Algorithmus und alle braven Nutzer sind dem in Hörigkeit ergeben, um „ganz weit oben zu stehen“, auf der Jagd nach „Likes“, „Followern“ und „Abonnenten“. Alle im gleichförmigen Brei der Masse unter- und miteinander vermengt:

Dabei finden übrigens auch digitale Partnerschaftsvermittlungen („Dating Portale“) sowie Beurteilungen von Bewerbern in Personalabteilungen, selbst Krankheitsdiagnosen durch mathematische Programmierung von Algorithmen statt. Alles Einsatzbereiche, die sich durch die immerselbe Prozedur scheinbar automatisieren lassen.

Diese Algorithmus-Hörigkeit offenbart „den“ Mythos unserer hochmodernen Zivilisation: Der Glaube, menschliches Denken, Verhalten und Handeln ließe sich problemlos in Zahlen fassen – und schließlich mittels hochpräziser Logik und cleverer Formeln berechnen und kalkulieren.

Wie man quer durch unsere digitalisierte Welt sehen kann, funktioniert das in hohem Grad tatsächlich. Weil alle daran glauben.