Das Trara um
irgendwelche Algorithmen geht mir allmählich richtig auf den Keks. Ein
Geblubber und Gequake darum, welcher Konzern mal wieder was und wie an seinem
Algorithmus geändert hat oder nicht: Man ist nicht nur digitalen Gurus hörig.
Es ist noch schlimmer.
In den
Anfängen des Internet durchsuchten Suchmaschinen die Masse der Websites noch
anhand von so genannten „Keywords“. Also
Schlüsselworte, die auf Seiten auftauchten, die dem Suchbegriff entsprechen. So
einfach ist das schon lange nicht mehr. Im Gegenteil, dafür jedoch angeblich: hochoptimiert.
Irgendwann
nämlich fegte „Google“ alle Konkurrenz quasi vom Markt, indem dessen
Suchfunktion permanent „optimiert“ wurde. Das Zauberwort: Algorithmus. Eine
Methode, alle Suchkriterien auf magische Weise in Zahlen umzuwandeln, und mit
diesen Zahlen irgendeine Relevanz zu berechnen.
Das war dann
auch die Geburtsstunde von „SEO“: Die Optimierung von Websites für
Suchmaschinen. Genauer gesagt: für eine davon, nämlich „Google“. Das Ziel: In
Ergebnislisten „möglichst weit oben zu stehen“. Agenturen, die dieses
Versprechen verkauften, schossen wie Pilze aus dem Boden.
Schließlich
klicken die Menschen immer nur einen der Links auf der ersten Ergebnisseite an,
nicht wahr. Ganz so, wie es in früheren Zeiten der Printwerbung immer hieß, eine
Werbeanzeige müsse optimalerweise auf der rechten Seite platziert sein, weil
man die beim Umblättern zuerst vor Augen hat.
So herrscht inzwischen
ein regelrechtes Gehechel und Gegeifer, seine Website – bzw das, was man zu
sagen hat, bzw: sich selbst – bestmöglich anzupassen. Und zwar an das, was
„Google“ bitte haben möchte. Je nach neuestem Algorithmus. Das hat sich
etabliert und maximal ausgeweitet:
Von „Amazon“
über „Facebook“, „Twitter“, „Instagram“ und „YouTube“ bis „Spotify“. Alle diese Konzerne haben
ihren Algorithmus und alle braven Nutzer sind dem in Hörigkeit ergeben, um „ganz
weit oben zu stehen“, auf der Jagd nach „Likes“, „Followern“ und „Abonnenten“. Alle
im gleichförmigen Brei der Masse unter- und miteinander vermengt :
Dabei finden übrigens auch digitale Partnerschaftsvermittlungen („Dating Portale“) sowie Beurteilungen von Bewerbern in Personalabteilungen, selbst Krankheitsdiagnosen durch mathematische Programmierung von Algorithmen statt. Alles Einsatzbereiche, die sich durch die immerselbe Prozedur scheinbar automatisieren lassen.
Diese
Algorithmus-Hörigkeit offenbart „den“ Mythos unserer hochmodernen Zivilisation:
Der Glaube, menschliches Denken, Verhalten und Handeln ließe sich problemlos in
Zahlen fassen – und schließlich mittels hochpräziser Logik und cleverer Formeln
berechnen und kalkulieren.
Wie man quer
durch unsere digitalisierte Welt sehen kann, funktioniert das in hohem Grad tatsächlich.
Weil alle daran glauben.