Samstag, 19. Mai 2018

nervig beschützt

Seit ein paar Wochen herrscht größte digitale Aufregung. Die EU hat in bekannt überbürokratischer Manier eine neue Verordnung erlassen, wie persönliche Daten zu schützen sind. Ab Mitte Mai ist man nun beschützter denn je. Ob man will oder nicht.

Als geneigter Leser meiner Beiträge hier im Bildungsblog oder auch auf meiner „Facebook“-Seite wissen Sie, dass ich liebend gern grundsätzliche Fragen stelle. Auch auf die Gefahr hin, dass auf Anhieb nicht ganz oder gar nicht verstanden wird, was ich damit überhaupt in Frage stellen will.

Wenn etwa seit mehreren Jahren, insbesondere seit der Etablierung der „Sozialen Netzwerke“, darüber diskutiert wird, wie enorm wichtig und schützenswert unsere persönlichen Daten sind, sei einfach einmal gefragt: Was ist das eigentlich? Was genau ist ein persönliches Datum?

Wenn man diesen Singular von „Daten“ verwendet, fällt einem rein sprachlich vor allem das Geburtsdatum ein. Gehört mein Geburtsdatum zu meinen ganz persönlichen Daten, auf die ich ein verbrieftes Recht habe? Und was ist dann mit all den anderen Menschen weltweit, die am selben Tag geboren wurden? Teilen wir uns alle dieses Recht? Oder wie?

Doch angeblich liegt das Problem gar nicht bei solch einzelnen Daten, sondern besteht aus deren Verbindung: Mein Geburtsdatum zum Beispiel in Verbindung mit meinem Geburtsort, womöglich in weiterer Verbindung mit z.B. Augen- und Haarfarbe erhöht die Möglichkeit, mich persönlich in einer Masse auffindbar(er) zu machen. Wenn man das unbedingt möchte.

Ganz zu schweigen, das alles auch noch in Verbindung mit so genannten „Bewegungsdaten“, wann ich mich wo wie lange aufgehalten habe, in Verbindung mit Konsumdaten, was ich und wann wo gekauft habe und/oder beides sogar in irgendeiner Regelmäßigkeit. Mag sein, dass ein solches Szenario irgendwann einen kritischen Punkt erreicht.

Solche Daten sind auf dem Datenmarkt eine Menge Geld wert. Man meint, durch das Sammeln, Verbinden und Auswerten von Daten etwas über Menschen zu wissen" und sie auf irgendeine Weise zu „kennen". Dieser Mythos hat um sich gegriffen. Und der Glaube daran ist deutlich größer als jeder Hauch eines Willens, das einmal in Frage zu stellen.

Doch bei allem gewaltigen Brimborium, bei dem Tara um Datenschutz und all den nervigen Belehrungen, wie vorsichtig wir bei der Preisgabe unserer Daten sein sollen…mal ganz naiv gefragt: Warum wird dann die Auswertung und insbesondere der Handel mit Daten nicht einfach verboten?